Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
wird nicht erfreut sein.«
Anna kannte den Grund der Feindseligkeit zwischen ihrem Vater und seinem ehemaligen Schwager nicht, doch sie wusste, dass der Hass auf beiden Seiten groß war.
Alan stieß ein lautes Lachen aus.
»Obwohl er erfreut sein sollte. Soll doch Bruce diesen falschen, opportunistischen Bastard auf seiner Seite haben. Lachlan MacRuairi kennt nur eine einzige Treue – jene zu sich selbst. Wenn das die Typen sind, die für die Phantom-Bande von Bruce rekrutiert wurden, haben wir nichts zu befürchten.«
Arthur hüllte sich in Schweigen. Sie hätte ihn zu gern über das befragt, was sie zwischen ihm und dem Mann beobachtet hatte, den sie für ihren Onkel hielt, aber wie zuvor hielt sie auch jetzt etwas zurück. Stattdessen fragte sie:
»Warum sind sie geflüchtet?«
Ihr Bruder runzelte die Stirn.
»Ich bin nicht sicher. Mein Schädel dröhnt. Ich habe nicht viel mitbekommen.«
»Eure Männer hatten den Durchbruch geschafft«, erklärte Arthur. »Der Gegner war plötzlich zahlenmäßig ins Hintertreffen geraten.« Sie hatte diesen Eindruck nicht gehabt, war aber zu sehr auf ihren Bruder konzentriert gewesen, um dem Kampf viel Aufmerksamkeit zu schenken. »Ihr solltet zurück ins Lager«, setzte er hinzu.
»Ja«, sagte Alan. »Einer meiner Leute wird Euch begleiten. Wir müssen …«
Er hielt inne.
Sie konnte sich den Rest denken. Die Gefallenen.
Der Schrecken des Angriffs, dem sie knapp entkommen waren, traf sie mit voller Wucht. Der Damm war gebrochen, und sämtliche sorgsam im Zaum gehaltenen Emotionen stiegen auf und drohten, sich in einem Meer von Tränen Bahn zu brechen.
Sie drehte sich um, als sie spürte, dass Arthur hinter ihr stand. Obwohl ihr Bruder es sehen konnte, streckte er die Hand aus und strich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. Seine Finger streiften ihre Wange und verweilten.
Die Zärtlichkeit dieser Geste trieb ihr die Tränen in die Augen. Sie sah zu ihm auf. Unter seiner ernsten Miene erkannte sie seine Besorgnis. Seine solide Nähe, seine Kraft, brachten sie fast aus der Fassung. Nahm er sie in die Arme, würde es endgültig um sie geschehen sein.
Er ahnte es und umarmte sie nicht.
»Alles wird gut«, sagte er sanft. »Tu, was dein Bruder sagt.«
»Aber …«
Er unterbrach sie mit einem Kopfschütteln. Seine Miene blieb fest. Er musste geahnt haben, dass sie Fragen an ihn hatte.
»Jetzt nicht«, sagte er mit einem Blick auf die Gefallenen zu ihren Füßen. »Später.«
Anna hielt den Blick auf sein Gesicht gerichtet und vermied es geflissentlich, in die Richtung zu sehen, in die er schaute. Heute hatte sie so viel Blutvergießen gesehen, dass es für ihr ganzes Leben reichte.
Ihre Reaktion war verständlich. Sie war eine Frau, Blut und Wunden der Schlachtfelder waren ihr fremd. Für Arthur aber waren sie etwas Vertrautes. Oder hätten es sein sollen.
Aber etwas in seinem Ausdruck – die Anspannung, seine bleichen Lippen, der starre Blick – erweckte in ihr den Eindruck, der Kampf hätte ihn zutiefst berührt.
Als zwei der Männer ihres Bruders sie wegführten, vermutete Anna, dass sie nicht die Einzige war, die von den Ereignissen der Nacht verfolgt werden würde.
Die Frage war, warum.
Arthur fand keinen Schlaf. Halb erwartete er, MacRuairi würde durch die Dunkelheit gleiten, ihm die Kehle durchschneiden oder einen Dolch in den Rücken jagen für das, was geschehen war. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. MacRuairi trug seinen Kampfnamen »Viper« nicht allein wegen der Bösartigkeit seines Wesens, sondern auch wegen seiner Art des tödlichen, leisen Zuschlagens.
Nicht dass Arthur es ihm verdenken konnte.
Wie den längsten Teil der Nacht starrte er auch jetzt die Haufen Leichen an, die man auf eine Seite der Lichtung geschafft hatte, damit die »Angreifer« sie holen konnten.
Neun von Bruces Leuten getötet. Mehr als die Hälfte durch Arthurs Schwert.
Er hatte sich geirrt. Gründlich. In vielfacher Hinsicht. Schlimm genug, dass seine Sinne ihn im Stich gelassen hatten und er die Vorzeichen des Angriffs übersehen hatte, er schien auch vergessen zu haben, auf welcher Seite er stand. Er hatte sich im feindlichen Lager schon so eingelebt, dass er seine eigenen Lügen fast glaubte.
O Gott. Er schloss die Augen und versuchte, alles abzublocken. Er war schon zuvor gezwungen gewesen, eigene Leute zu töten, aber nicht so. Es war nicht nur Selbstverteidigung gewesen. Er war in Raserei verfallen. So darauf konzentriert, Anna zu schützen und jeden zu
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