Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
Waffenstillstandes näher gebracht – die Iden des August standen vor der Tür –, und zunehmende Besorgnis war allgemein zu spüren, sie glaubte aber nicht, dass es der drohende Kampf war, der ihm Sorgen bereitete.
Sie wünschte, er würde sich ihr anvertrauen, doch blockte er alle Versuche ab, ihn zu einer Aussprache zu bewegen. Viele Gelegenheiten gab es ohnehin nicht. Von ihren kurzen Tischgesprächen abgesehen, hatte er nur ein einziges Mal ihre Gesellschaft gesucht, vor einigen Tagen, als er darauf bestanden hatte, sie zur Priorei Ardchatten zu begleiten. Da dort keine Nachrichten auf sie warteten, hatte sie vor ihm nichts zu verbergen gehabt.
Aber vielleicht hätte ihr Vater gar nichts dagegen gehabt, wenn Arthur von ihrer Rolle bei der Übermittlung von Nachrichten gewusst hätte. Ihre Verlobung schien jedes unterschwellige Misstrauen, das ihr Vater gegen die Campbells hegte, getilgt zu haben. Als der Krieg immer näher rückte und die Vorbereitungen immer umfangreicher und hektischer wurden, hatten die Campbells mehr Zeit mit ihrem Vater und ihrem Bruder verbracht. Sie nahm dies als Anzeichen des Tauwetters, das nun hoffentlich an die Stelle der anhaltenden, von der alten Fehde herrührenden Kälte treten würde.
Seufzend ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, während ihre Zofe letzte Hand an ihre Frisur legte. Es war der sechste Tag des August. Wieder war das Ende der Waffenruhe um einen Tag näher gerückt.
Ein Blick aus dem Fenster zeigte ihr, dass ein birlinn in die Bucht einfuhr, die als Ankerplatz für die Burg diente. Ein alltäglicher Anblick, der ihre Aufmerksamkeit nicht weiter erregt hätte, wäre die Geschwindigkeit nicht außergewöhnlich gewesen. Das schlanke Schiff hatte kaum den Sand des Ufers berührt, als die Männer auch schon heraussprangen und zum Burgtor rannten.
Ihr Herz tat einen Sprung, da sie wusste, dass sich nun etwas tun würde. Ohne sich Zeit für das Drapieren eines Schleiers zu nehmen, lief sie die Turmtreppe hinunter und erreichte den Hof zugleich mit ihrem Vater, der die Truppe aus dem Schiff willkommen hieß.
Die MacNabs.
»Was für Nachrichten bringt Ihr?«, fragte ihr Vater.
Der Captain der MacNabs machte ein ernstes Gesicht.
»Es geht um den Kapuzenkönig, Mylord. Er rückt vor.«
Ihr Atem stockte, eiskalte Angst erfasste sie. Er war gekommen. Der Tag, den sie gefürchtet und vorausgesehen hatte. Die Schlacht, die den Krieg beenden konnte.
Die Burg geriet in Aufruhr. Die Krieger waren vor Kampflust kaum zu bremsen und gierten nach der Chance, den Feind zu vernichten. Die wenigen Frauen, die zugegen waren, reagierten freilich anders – mit Besorgnis und wie Anna auch mit Furcht.
Instinktiv suchte ihr Blick jenen Arthurs. Die Nachricht hatte auch auf ihn ihre Wirkung getan. Er beobachtete sie mit einer brennenden Intensität, die sie seit dem Überfall nicht an ihm gesehen hatte. Ihre Blicke trafen sich kurz, ehe er sich wieder den MacNabs zuwandte.
Ihr Vater geleitete die Neuankömmlinge in die Große Halle. Anna folgte ihnen, ungeduldig, alles zu erfahren, was nur möglich war.
Leider brachten die MacNabs keine weiteren Informationen mit. Einer ihrer Späher hatte gemeldet, Bruce hätte die Burg des Earl of Garioch in Inverurie mit einer Truppenstärke von mindestens dreitausend Mann – dreitausend gegen die achthundert ihres Vaters! – verlassen und wäre nach Westen marschiert. Ob er zuerst gegen Lorn oder gegen Ross ziehen würde, wusste man nicht.
Bruce verlor keine Zeit. Er würde kampfbereit sein, wenn die Waffenruhe auslief. Im schlimmsten Fall würden diese Barbaren schon nächste Woche vor ihrem Tor stehen.
Ihre Schwestern und ihre Mutter, die die Unruhe vernommen hatten und durch die Halle eilten, fragten Anna, was geschehen wäre. Rasch lieferte sie einen kurzen Bericht und sah ihre eigene Angst in ihren Gesichtern widergespiegelt. Sie alle hatten gewusst, dass der Tag kommen würde, nun aber wurde es ernst.
»So bald?«, sagte Mutter beklommen. »Er hat sich ja kaum erholt.«
»Mutter, Vater wird es schaffen«, sagte sie, bemüht, sie beide zu überzeugen. Aber Anna war nicht nur um ihren Vater besorgt. Was, wenn …
Nein. Sie konnte nicht daran denken. Arthur würde zurückkommen. Alle würden zurückkommen.
Aber diese Ungewissheit! Immer schon hatte sie die Willkür des Krieges gefürchtet und ihr ausweichen wollen. Warum hatte sie sich in einen Ritter verlieben müssen?
Die Männer beratschlagten noch eine ganze Weile.
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