Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
unheimliche Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen – teuflisch, ausgerechnet jetzt daran erinnert zu werden.
»Werdet Ihr wirklich schießen?«, fragte Arthur.
»Noch ist es nicht entschieden. Ein einziger Toter ist nicht viel im Vergleich zu neun. Ich könnte behaupten, ich hätte Euch für einen Verräter gehalten – was nicht weit daneben wäre.«
Arthur verschluckte die wüste Antwort, die sich ihm auf die Lippen drängte. Zu wissen, dass er die Verachtung des anderen verdiente, machte es nicht leichter, sie hören zu müssen. Ohne den auf ihn gerichteten Pfeil zu beachten, trat er vor.
»Glaubt Ihr denn, mit täte nicht leid, was geschehen ist?«
»Ach? Das hätte ich nie gedacht. Es sah aus, als würdet Ihr mit Freuden an der Seite Alan MacDougalls kämpfen, um sein verdammtes Leben zu retten.«
Nun trennten sie nur noch wenige Fuß, doch hätte MacRuairi sein Ziel auch nicht über hundert Fuß verfehlt.
»Ich rechtfertige mich nur vor dem König, nicht vor Euch, Viper. Ich muss ihn sprechen.«
»Er schläft schon.«
Zähneknirschend ballte Arthur die Hände zu Fäusten. Sich mit MacRuairi anzulegen, würde nichts bringen, außerdem hatte er keine Zeit für dessen dummes Gerede.
»Dann muss man ihn wecken. Meinen Bruder ebenfalls.«
Endlich senkte MacRuairi seinen Bogen.
»Hoffentlich bringt Ihr gute Nachricht.« Er sah ihn grimmig an. »Eine, die das Wecken lohnt.«
War es so? Arthur hatte sich das noch nicht überlegt. Zu genaueren Analysen hatte die Zeit nie gereicht. Er war zu sehr damit beschäftigt gewesen, sich zu verteidigen und Anna zu schützen.
In weniger als fünfzehn Minuten wurde er in das Zelt des Königs geführt. Falls Bruce schon geschlafen hatte, sah man ihm nicht an, dass er eben geweckt worden war. Sein dunkles Haar war gekämmt, seine Augen klar und scharf wie immer. Voll angekleidet trug er zu seinem reich bestickten dunklen Übergewand Beinlinge aus Leder.
Als Sitzgelegenheit diente ihm eine Truhe. Die Armee musste sich rasch und leicht bewegen können, daher die spärliche Einrichtung. König Edward wäre es nicht im Traum eingefallen, ohne Karren voller Hausrat und Geschirr ins Feld zu ziehen, während Robert Bruce, der über ein Jahr als Geächteter in der Wildnis der Heide überlebt hatte, sich mit weit weniger begnügte.
Neil, der ein wenig ramponierter aussah, stand an der linken Seite des Königs, Tor MacLeod, der Anführer der Highland-Garde, rechts. MacLeods Miene war ebenso grimmig wie jene des Königs.
Der fragende Blick seines Bruders durchschnitt ihn scharf wie ein Messer. Neil konnte doch nicht an seiner Loyalität zweifeln?
»Was ist da draußen geschehen, Ranger?«, fragte der König rundheraus.
So knapp wie möglich lieferte Arthur eine Zusammenfassung der Ereignisse, die seiner unerwarteten Reise in den Norden vorangegangen waren – die geplante Verlobung von Lorns Tochter und Sir Hugh Ross, Lorns Hoffnung auf Truppenverstärkung und Arthurs Absicht, dieses Bündnis zu verhindern.
»Nun, war Euch Erfolg beschieden?«, fragte Bruce.
Arthur hielt seinen Blick neutral.
»Ja, Euer Gnaden.«
Der König nickte erfreut. Niemand der Anwesenden fragte, wie er dies erreicht hatte.
Arthur schilderte, wie er auf dem Weg nach Norden die Patrouille von der Reisegesellschaft abgelenkt hatte, aber gezwungen gewesen war, seine Tarnung aufrechtzuerhalten.
»Ach, Ihr wart das?«, sagte MacLeod. »Unsere Leute auf Urquart Castle waren außer sich, dass ein einzelner Reiter ihnen entkommen konnte.«
»Nicht ganz. Ich wünschte, es wäre so gewesen. Aber die Männer hatten mich unweit eines Felsens festgenagelt. Ich konnte ihnen nicht sagen, wer ich bin.«
Niemand äußerte ein Wort. Wie er wussten sie, dass solche Situationen nötig waren, um eine Deckung zu wahren, doch gefiel dies keinem.
Er fuhr fort und erklärte, dass er auf dem Rückweg nach Dunstaffnage von MacRuairi und dessen Trupp überrumpelt worden war.
Neil zog die Brauen zusammen.
»Du hast sie nicht gehört?« Arthur schüttelte den Kopf, ohne auf die Frage näher einzugehen. Er erklärte, wie er zunächst nur reagiert hätte, dann aber, als ihm klar war, wer die Angreifer waren, sich auf reine Abwehr beschränkt hatte. Als es darum ging zu rechtfertigen, warum er Alan MacDougall das Leben gerettet hatte, hielt er sich an die Wahrheit. Er hatte den Hieb nur abblocken wollen; eine Tötung des Angreifers hatte er nicht beabsichtigt.
Neil stellte die Frage, die zweifellos alle bewegte.
»Aber warum
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