Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
könne er es nicht erwarten zu gehen. Ihrer Erfahrung nach waren Krieger immer auf dem Sprung, immer auf dem Weg zum nächsten Kampf.
Anders als die anderen Männer um ihn herum sprach Sir Arthur Speis und Trank der MacDougalls nicht zu. Seine Karaffe stand noch immer kaum berührt vor ihm auf dem Tisch.
Mit dem Rücken zur Wand, ausdruckslos vor sich hin blickend, hatte er sich so platziert, dass er den ganzen Raum überschauen konnte. Sie fragte sich, ob es Absicht war. Trotz seiner scheinbaren Lockerheit – er saß lässig zurückgelehnt da und lachte bei Gelegenheit über eine Bemerkung seiner Gefährten – war eine gewisse Wachsamkeit an ihm zu spüren. Als würde er ständig alles abschätzen und stets auf der Hut sein. So subtil, dass es ihr zunächst gar nicht aufgefallen war. Und doch war sie da, in der Stetigkeit seines Blickes und der Reglosigkeit seiner Position.
Obwohl er in einer Gruppe von Kriegern saß, unter ihnen seine zwei Brüder, war er eher Beobachter als Gesprächspartner. Er wirkte abgesondert. Für sich. Und etwas störte sie daran.
Sie mochte es nicht, wenn jemand ausgeschlossen blieb. Vielleicht sollte sie dafür sorgen, dass …
Ehe sie den Gedanken zu Ende denken konnte, wurde sie von hinten hochgehoben und in der Luft herumgewirbelt.
»Na, hast du niemanden zum Tanzen, du Fratz?«, neckte er sie. »Soll ich einen meiner Leute zum Tanz mit dir abkommandieren?«
Sie wusste genau, wer es war und lachte entzückt. Es war freilich lange her, seitdem sie seinen neckenden Ton vernommen hatte.
»Wage es ja nicht. Ich suche mir selbst meine Partner.« Sie versetzte seinem starken Arm einen Stoß und versuchte sich aus seiner Umklammerung zu befreien. »Lass mich los, du Flegel.«
Er stellte sie hin und drehte sie mit strenger Miene zu sich um.
»Flegel? Du solltest Älteren respektvoller begegnen, Kleine.«
»Sagte ich Flegel?« Es folgte ein unschuldiger Augenaufschlag. »Ich meinte natürlich Sir Flegel.«
Als er auflachte, zeigten sich Fältchen in den Winkeln seiner Augen, deren Blau dem ihren glich.
Ihr Herz ging ihr auf, als sie das Lächeln sah. Es war das glücklichste, das sie an ihrem Bruder gesehen hatte, seitdem seine Frau vor fast einem Jahr bei der Geburt ihres dritten Kindes gestorben war.
Obwohl nur zehn Jahre älter als sie, hatten die vergangenen Monate ihn altern lassen. Die Liebe, die er seiner Frau entgegengebracht hatte, hatte sich tief in die Falten seines Gesichts eingegraben. Sein dunkelblondes Haar war an den Schläfen zurückgewichen und auch am Hinterkopf schon schütter, doch war er noch immer ein gut aussehender Mann. Zumal wenn er lächelte – was bei dem ernsten Erben von Lorn und Argyll nicht oft der Fall war.
Er nahm wie in ihrer Kinderzeit ihre Nase zwischen Daumen und Zeigefinger.
»Du hattest recht.«
»Womit?« Sie legte die Hand hinters Ohr. »Es ist so laut, dass ich nichts hören kann.«
Er schüttelte den Kopf.
»Du weißt genau, was ich meine. Das Fest. Es ist genau das, was wir brauchen.«
Sie strahlte. Sie konnte nicht anders. Die Meinung ihres Bruders bedeutete ihr viel. Immer schon.
»Wirklich?«
Ihr Bruder nickte.
»Ja.« Er bückte sich und drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. Obwohl nicht so groß wie ein gewisser junger Ritter, war Alan ein stattlicher Mann. Fast sechs Fuß groß, hatte er die stämmige, kraftvolle Statur ihres Vaters und Großvaters geerbt. Ewen und Alastair, ihre zwei anderen Brüder, waren schlanker von Gestalt.
Ein Schatten von Traurigkeit huschte über sie hinweg. Somhairle hatte irgendwie dazwischen gelegen. Groß, breitschultrig und von muskulöser Schlankheit, hatte er eine eindrucksvolle Erscheinung abgegeben. Der Inbegriff eines Kriegers, Sir Arthur (warum dachte sie ständig an ihn?) nicht unähnlich. Aber Somhairle, ihr zweitältester Bruder, war in der Schlacht von Falkirk an der Seite von Wallace vor fast genau zehn Jahren gefallen.
Da sie Alans seltene gute Laune nicht verderben wollte, verdrängte sie die traurigen Gedanken.
»Wo sind die Männer, die dich den ganzen Abend umschwärmt haben?« Der Blick ihres Bruders verriet, dass er sich gern zu ihrem Beschützer aufschwang.
Sie verdrehte die Augen.
»Falls es sie denn gegeben hat, sind sie in alle Richtungen davongestoben, als sie dich kommen sahen.«
Er grinste befriedigt.
»Sie taten gut daran.«
Sie räusperte sich missbilligend.
»Thomas MacNab holt Wein für mich. Sicher kommt er zurück, wenn du gehst.«
Alan
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