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Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Titel: Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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ihrer haarsträubenden Fahrt heute Nachmittag auszublenden. Dieses verrückte Weibsbild kannte offenbar nur eine Geschwindigkeit, nämlich volle Fahrt voraus. Selbst wenn ihr Bäume im Weg standen – sie fuhr alle nieder. Alex schätzte, dass North Woods Timber jetzt mindestens über drei neue Transportschneisen verfügte, von denen eine verdammt nahe an den See herankam. Das war der Moment gewesen, als er seine Fahrstunde abgeblasen und nach dem Lenkrad gegriffen hatte.
    Die fünfzehn Meilen bis nach Hause waren ihm noch nie so lang vorgekommen. Sarah hatte stumm neben ihm gesessen, und Alex war sich wie ein noch größeres Ungeheuer vorgekommen als sein Skidder, weil er ihre überschäumende Begeisterung in tiefste Beschämung verwandelt hatte. Daheim angekommen, hatte sie ihm nicht in die Augen sehen können und war stumm ins Haus hineingegangen.
    Verflixt und zugenäht. Er hatte schon so große Fortschritte gemacht.
    Vielleicht noch mehr rote Rosen?
     
    Das Dinner war an jenem Abend eine stille Angelegenheit, da Sarahs Abwesenheit allen überdeutlich bewusst machte, dass es Wege ohne Schlaglöcher nicht gab. Alex fühlte sich wie nach einer mittleren Katastrophe. Sarah saß im Salon und sah sich eine dieser ewigen Ratgeber-Sendungen an, während sie Hemden flickte. Sie sei nicht hungrig, hatte sie behauptet. Delaney und Tucker stocherten in ihrem Essen herum und ließen Alex ihren Missmut spüren.
    Grady, Ethan und Paul waren ernst, aber verständnisvoll. Alle drei hatten versucht, Sarah das Fahren beizubringen,
wie Grady schließlich gestanden hatte. Keiner hatte es weiter gebracht als Alex, doch hatten sie nie das Stadium erreicht, nur noch brüllen zu können. Allerdings hatten sie Sarah auch nie ans Steuer eines Zehn-Tonnen-Skidders gelassen mit zwei Tonnen Baumstämmen im Schlepptau.
    »Wir haben dir ja gesagt, dass Sarah nicht fahren kann«, unterbrach Ethan das Schweigen. »Gibt es einen bestimmten Grund, weshalb du mit diesen Fahrstunden in dem Skidder begonnen hast?«
    Alex sah über den Tisch hinweg zu seinem Vater, dann zu Paul, Delaney und Tucker, ehe er wieder Ethan anschaute und die Schultern zuckte. »Ich dachte, auf einer Landstraße kann sie ohnehin nicht fahren, weil sie ja keinen Führerschein hat. Wie kommt es aber, dass jemand, der einigermaßen bei Verstand ist, es nicht schafft, unbeweglichen Objekten auszuweichen und einfach schnurgerade auf sie zufährt?«
    »Es geht bei ihr nicht ums Lenken«, sagte Paul. »Sie hat Probleme mit dem Tempo. Sie kann die beiden Faktoren nicht koordinieren.«
    »Es hapert beim Gas«, erläuterte Ethan. »Sie tritt das Pedal ganz durch – oder sie bremst so heftig, dass man mit der Nase am Armaturenbrett landet.«
    »So ist sie auch an der Nähmaschine«, warf Delaney leise ein. Sie errötete, weil sie petzte. »Immer wieder brechen ihr die Nadeln ab, weil sie die Maschine ständig volles Rohr rattern lässt. Deshalb näht sie meist mit der Hand.«
    »Aber Radfahren kann sie richtig gut«, meldete sich Tucker. »Sie fährt mit mir immer unseren Weg bis zur Straße. Aber es macht ihr Spaß, wenn es schnell geht«, gestand er
mit stolzem Lächeln. »Ich muss richtig treten, wenn ich mithalten will.«
    »Du musst dich bei ihr entschuldigen, weil du sie angebrüllt hast«, setzte Delaney hinzu. »Es ist ja nicht Sarahs Schuld, dass sie mit Motoren nicht zurechtkommt. Du musst es ihr einfach beibringen.« Sie sah Ethan und Paul vorwurfsvoll an. »Ihr habt nach ein paar Versuchen aufgegeben.«
    »Ja«, meinte Ethan gelassen. »Sie ist deine Frau; es ist dein Job, ihr das Fahren beizubringen. Aber in einem Pick-up, nicht in einem Skidder.«
    Alex hatte es gereicht. Er hatte heute nichts falsch gemacht, er hatte nur reagiert wie jeder Mensch, wenn er Angst hat. Mit einem überlauten Seufzen stand er vom Tisch auf und ging in den Salon, um das angerichtete Debakel in Ordnung zu bringen, wobei ihm das ermutigende Lächeln seiner Sprösslinge und das wiehernde Gelächter seiner Brüder durch die Schwingtür folgten. Leise ging er zum Fernsehgerät, schaltete es ab, trat vor Sarah hin und hielt ihr die Hand hin.
    Es dauerte eine Weile, bis sie von ihrer Flickarbeit aufblickte  – um seine ausgestreckte Hand anzustarren.
    »Komm, lauf mit mir ein Stückchen, Sarah.«
    »Ich muss dieses Hemd für Grady in Ordnung bringen.« Sie richtete ihren Blick wieder auf ihre Arbeit.
    Alex entzog das Hemd sanft ihrem Griff, legte es auf den Tisch neben sie und streckte

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