Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
es recht bedachte, hatte sie auch keinen Brautstrauß bekommen. Woher also sollte sie wissen, wie sie reagieren sollte, wenn Alex ihr ein Dutzend Rosen kaufte?
»Man dankt dem Mann, Dummchen«, sagte sie seufzend und schloss die Augen. »Und du gibst ihm zu verstehen, wie sehr du seine Geste zu würdigen weißt, indem du …«
Mist, woher sollte sie wissen, wie sie ihre Wertschätzung zum Ausdruck bringen sollte?
Im Fernsehen und in ihren Liebesromanen gaben die Frauen den Männern meist einen Kuss. »Hm«, murmelte Sarah kopfschüttelnd. Sie nicht. Wenn sie anfing, Alex zu küssen, würde das mindestens zehn oder zwanzig Minuten dauern. Wenn nicht gar dreißig.
Sarah riss die Augen auf. War es das, was Alex erwartet hatte? Einen Kuss? Hatte er ihr die Blumen geschenkt, um zu sehen, ob sie sich schon von ihrem Schlafzimmerdebakel erholt hatte? Hoffte er, sie würde ihm zu verstehen geben, dass sie ihm verziehen hatte?
Sarah ging zum Tisch und griff nach der Vase, um an den Rosen zu riechen. Spielte es denn überhaupt eine Rolle, weshalb er ihr die Blumen geschenkt hatte? Sie waren wunderschön und dufteten himmlisch. Sie wusste sie zu schätzen, egal welche Motivation hinter dem Geschenk stecken mochte.
Die nächste Stunde verbrachte Sarah damit, ihre Rosen töricht anzulächeln. Grund war der Satz, den Alex geschrieben hatte. Für das süßeste Mädchen diesseits der kanadischen Grenze. Sie brachte die Rosen in den Salon und stellte sie vor ihren Stuhl auf den Tisch, schaltete das Fernsehen ein und sah sich eine Sendung über das Überwintern von Pflanzen an. Dann sah sie sich im Salon nach einem Plätzchen für ein paar Pflanzen um. Der herbstliche Frost hatte alles braun werden lassen, deshalb war es vielleicht ratsam, bei ihrem
nächsten Besuch in Greenville ein paar blühende Topfpflanzen zu besorgen.
Sarah nahm den Strauß und legte ihn in ihren Schoß, um den Duft zu genießen, während sie sich anhörte, wie man einen Weihnachtskaktus pflegt. Und als die Sendung um zwei Uhr zu Ende war, nahm sie die Vase mit den schönen Rosen und stieg die Treppe zum Dachgeschoss hinauf.
Windgepeitschter Regen trommelte aufs Dach, sie aber war so sehr in ihr Projekt vertieft, dass es ihr gar nicht auffiel. Sie stellte die Vase auf ein Tischchen und schob einen Stuhl an den anderen Tisch heran. Dann klappte sie einen Block auf und begann, ein Muster zu zeichnen, wodurch ihre schönen Blumen in einen winzigen Quilt verwandelt wurden. Den würde sie aber nicht Clara in New York schicken. Nein, dieser Quilt sollte in Sarahs Privaträumen in ihrer Sport-Lodge hängen.
8
A m ersten Dezember, einem Dienstag, stand Sarah vor einem wahren Monstrum. Das verdammte Ding hatte tatsächlich eine eingebaute Leiter, über die man in die Kabine gelangte, und war in einem so hässlichen Grün gehalten, dass es wie ein seekrankes Ungeheuer aussah. Mann – sogar die Reifen waren größer als sie.
Was Sarah aber wirklich beunruhigte, war der Umstand, dass Alex sie mit diesem erwartungsvollen Lächeln ansah, das sie oft an Tucker bemerkte, wenn etwas Unangenehmes bevorstand. Was hatte Mr. Alex Knight jetzt vor? Er hatte sie am Morgen nach dem Frühstück beiseitegenommen und gefragt, ob sie mit in den Wald wolle. Er würde sie vielleicht sogar seinen Skidder fahren lassen, hatte er hinzugefügt.
Von seinem Angebot überrascht, hatte Sarah aus Neugier zugestimmt, ohne sich zu fragen, was hinter diesem Angebot wohl stecken mochte. Außerdem – wenn sogar Delaney und Tucker einen Holzschlepper fahren konnten, dann wollte sie es auch lernen.
Und deshalb stand sie jetzt auf einem Holzlagerplatz und fühlte sich plötzlich unsicher, als sie dieses hässliche grüne Ungeheuer beäugte. Dann sah sie Alex an; sie merkte, dass er sie taxierte. Sarah steckte eine lose Haarsträhne hinters Ohr, eingedenk seines Rates, sie solle ihr Haar zusammenfassen
und mit Klammern befestigen. Die Holzarbeit war gefährlich, lockere Kleidung und lange Haare waren somit unangebracht.
Offenbar zufrieden mit seiner Musterung, drückte Alex ihr einen Schutzhelm auf den Kopf, der ihr bis über die Augen reichte. Lachend nahm er ihr ihn wieder ab und zog das Innenband zurecht, ehe er ihr den Helm wieder auf den Kopf stülpte. »Einsteigen, bitte«, sagte er mit einer förmlichen Verbeugung und der entsprechenden Handbewegung. »Deine Karosse wartet.«
»Das ist die hässlichste Karosse, die ich je gesehen habe«, erklärte sie, als sie die Leiter
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