Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
wenn sie nicht wollte, dass jeder Mann diesseits der kanadischen Grenze sie bezirzte, sobald sie sich in der Stadt sehen ließ.
Später stellte sie einen großen Schinken und selbstgebackenes Brot auf den Tisch, da sie von Grady wusste, dass sich in diesem Haus beim Weihnachtslunch jeder seine Sandwiches ganz nach Belieben machte. Sie gingen eben daran, ihre Teller zu füllen, als Lärm von draußen die Mahlzeit störte.
»Wow!«, sagte Delaney, die vor ihrem Bruder am Fenster war. »Was für ein schöner Wagen – und die knallrote Schleife drum herum!« Sie sah ihren Vater an, dann wurde ihr Lächeln noch breiter. »Für wen der wohl ist?«
»Vielleicht ist ein Kärtchen dran«, mutmaßte Alex und trat mit den anderen ans Fenster. »Sarah, geh doch hinaus und sieh nach.«
Mit einem leicht bangen Gefühl und einem scharfen Blick, der Alex galt, warf Sarah sich ihre Jacke über, schlüpfte in ihre Stiefel und ging nach draußen.
»Gott behüte uns alle«, hörte sie im Hinausgehen Paul flüstern.
Ethan stieß einen Fluch aus.
Delaney und Tucker hatten sich blitzschnell angezogen und waren hinter ihr aus der Tür gelaufen, während die vier Männer gemessenen Schrittes folgten.
Sarah, die mit zittrigen Händen Karte und Fahrzeugschein des kobaltblauen SUV in Empfang nahm, krächzte: »Er … er gehört mir?«
Alex nickte. »Ja.«
»Aber er muss ein Vermögen gekostet haben!« Sie hielt ihm Karte und Fahrzeugschein hin. »Ein so kostspieliges Geschenk kann ich nicht annehmen!«
»Der Wagen gehört dir, Sarah«, sagte er, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. »Du kannst ihn an Ort und Stelle verrosten lassen, oder du kannst ihn fahren.«
Sarah sah das Meer von Gesichtern, die sie anschauten. Ethan und Paul schienen entsetzt, Grady sah so glücklich aus wie eine Katze mit dem Bauch voller Sahne, und den Kindern war anzumerken, wie unbegreiflich sie es fanden, dass jemand ein so tolles Geschenk zurückweisen konnte.
Alex sah … verdammt, er sah noch erwartungsvoller aus als damals, als er ihr die Rosen geschenkt hatte. Sarah trat zu dem ekelhaften Teufel und küsste ihn auf die Wange. »Danke für das wunderbare Geschenk, Alex. Ich bin überglücklich.«
14
E s fielen weitere zwanzig Zentimeter Schnee, und zu Neujahr gab es so viel Sonne, dass die Temperatur auf drei Grad unter Null anstieg. Das ideale Wetter, um auf dem Frost Lake zu angeln und mit dem kleinen Schneemobil zu fahren, hatte Grady nach dem Frühstück erklärt. Alex fiel Sarahs entschlossenes Lächeln auf, denn er hatte keine Ahnung, was diese Verrückte lächeln ließ.
Sie war mit fünf der schäbigsten Fischreusen, die man sich nur vorstellen konnte, aus dem Haus getreten, und Paul hatte einen Lachkrampf bekommen, als er in ihnen jene Ladenhüter erkannte, die Mary jahrelang zu verkaufen versucht hatte. Alex hatte Pauls Belustigung mit einem gut gezielten Schneeball ein Ende bereitet, der allerdings einen Hagel kalter Geschosse auslöste, die auf alle niedersausten.
Bis auf Sarah. Sie war bereits auf dem Eis, unter dem Arm die jämmerlichen Reusen, den Eimer mit den Ködern und die Schaufel in der einen Hand, einen Eispickel in der anderen. Ihr entschlossener Gang verriet, dass sie es mit dem Angeln tödlich ernst meinte. Er ging ihr übers Eis nach, seine edlen Reusen in dem neuen Tragekorb, den er über den Schultern trug. »Warte, Sarah. Weißt du überhaupt, wohin du gehst?«
»Ja, und ich werde das Essen für das Dinner heute Abend fangen.«
Ach je. Ihr stand eine große Enttäuschung bevor. Der Frost Lake lieferte auch an seinen besten Tagen wenig Ausbeute, und Sarah wollte eine ganze Fischplatte mit ihren armseligen Reusen fangen? Alex seufzte, als sie weiterging. Aus ihrer Jackentasche lugte ein altes Buch übers Eisfischen, das sie auf dem Dachboden gefunden haben musste.
Nun, er würde sie mit Vergnüglicherem vom Angeln ablenken müssen. Als erfahrener Eisfischer hatte Alex in seinem Korb neben den Reusen auch einen Drachen. Es konnten Stunden vergehen, ohne dass sich ein Fähnchen rührte. Die Fische bissen an – oder eben auch nicht. Und jeder gute Eisfischer, der sein Geld wert war, hatte immer irgendetwas dabei, um sich die Zeit zu vertreiben.
Sarah blieb gut vierzig Meter vor ihm stehen, an die zweihundert Meter vom Ufer entfernt, und blickte in aller Ruhe um sich. Sie studierte die frische Schneedecke, den wolkenlosen Himmel und dann das Ufer.
»Was sucht sie?«, fragte Ethan Alex.
Alex zuckte mit den
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