Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
Knie zwingen. Deine Angriffslust kannst du dir sparen«, sagte er lachend. »Ich stelle ja nur eine offenkundige Tatsache fest. Ich möchte, dass du meinen Ring trägst, Sarah. Es wird für uns alle besser aussehen, falls einer unserer Mitarbeiter oder jemand aus der Stadt uns aufsucht.«
Die Vorstellung, diesen Ring auf ihren Finger zu streifen, war mehr, als Sarah ertragen konnte. Sie hatte Rolands Ring an dem Tag abgestreift, als man ihn für tot durch Ertrinken erklärt hatte – und anschließend hatte sie zum ersten Mal nach acht Jahren wieder richtig durchatmen können. Sarah hielt den Zeitpunkt für gekommen, das Thema zu wechseln – irgendwie jedenfalls. »Es ist Neujahrstag. Wann willst du die Scheidung einreichen? Oder soll lieber ich das tun?«
Alex löste sich vom Fender. »Wenn jemand sie einreicht, dann ich«, erklärte er. »Aber jetzt noch nicht.«
»Du musst es bald tun, schon den Kindern zuliebe. Tucker nennt mich Mom, weil Grady es nach der Trauung verlangt
hat. Alle sollten glauben, es handle sich um eine richtige Heirat. Und Tucker hält sie noch immer für real und fragt mich andauernd, wann ich endlich in dein Schlafzimmer übersiedle wie eine richtige Mutter. Du musst mit ihm und Delaney sprechen.«
»Nein.«
»Es gibt jede Menge Scheidungen«, fuhr sie fort und ignorierte Alex’ finsteren Blick, den sie im Schein der Verandalampe ausmachen konnte. »Ich werde ja nur ein Stück weiter oben am See wohnen, da können sie mich regelmäßig besuchen. Und ich werde dafür sorgen, dass sie wissen, wie lieb ich sie habe. Es ist nicht fair, ihnen falsche Hoffnungen zu machen, indem man ihnen etwas vorspielt.«
»Die Sache mit meinen Kindern regle ich.«
»Und ich auch«, schoss sie zurück. »Ich liebe sie und möchte nicht, dass sie Schaden nehmen.«
»Dann lass dich erst gar nicht scheiden.«
»Bist du verrückt? Du willst genauso wenig verheiratet sein wie ich.«
Alex lehnte sich wieder an den Fender, schlug die Beine übereinander und verschränkte die Arme. »Vielleicht habe ich meine Ansicht ja geändert.«
»Das kannst du nicht! Wir haben ein Abkommen.« So war es doch, oder nicht? Verdammt, waren sie nicht übereingekommen, sich nach Neujahr scheiden zu lassen? »Du hast mich gebeten, diese Komödie so lange mitzuspielen, bis genug Zeit verstrichen ist und Richter Rogers und Grady keinen Ärger bekommen.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht mehr genau, was ich gesagt habe«, erwiderte er. »Wenn ich mit dir
zu dieser Übereinkunft gelangt bin, so habe ich seitdem meine Meinung geändert.«
»Das kannst du nicht!«
»Warum nicht?«
»Warum …« Sarah machte den Mund zu. Am liebsten hätte sie ihm dieses Lächeln, das sie verrückt machte, mit der flachen Hand aus dem Gesicht getrieben.
»Du kannst jederzeit die Scheidung einreichen.« Sein ruhiger Ton machte sie noch wütender. »Wenn ich das tue, glaubt jeder Mann nördlich von Boston, ich hätte den Verstand verloren.«
»Das also ist es?«, brachte sie mit einem erstickten Flüstern kaum noch hervor. »Du willst an dieser Ehe festhalten, um dein Gesicht zu wahren?«
»Man muss auch den Verkehr auf unseren Forstwegen bedenken«, fuhr er fort. »Wenn du plötzlich zu haben bist, werden mehr hiesige Pick-ups als Touristen vor deiner Lodge vorfahren.«
Sarah verdrehte die Augen. »Von allen absurden …«
»Und dann wäre da noch die Sache mit der Abfindung«, fuhr er fort und rieb sich sein Kinn. »Wie viel steht dir nach einer Scheidung deiner Meinung nach zu? Die Besitzurkunde für die Lodge vielleicht?«
»Ich will gar nichts.« Ihr Zorn ging in Verzweiflung über. »Ich möchte nur mein Leben wiederhaben!«
Er hielt ihren Blick fest. »Und welches Leben ist das, Sarah?« , fragte er leise. »Eines, das du ganz allein in dem großen alten Blockhaus auf dem Grundstück der Lodge verbringst, wobei du dich um alles kümmerst, nur nicht um dich selbst?« Er fasste sie an den Schultern. »Oder ein Leben
mit einer eigenen Familie? Es ist ja so viel simpler, von ewigem Glück zu lesen, als es selbst anzustreben; ist es nicht so, Sarah?«
»Ich habe die Bücher entdeckt, die du zwischen den Polstern der Couch versteckt hast«, sagte sie. »Glaubst du wirklich zu wissen, was in mir vorgeht, bloß weil du ein paar Romane gelesen hast?«
Er lächelte.
»Romane sind Fiktion, Alex. Erfundene Menschen in einer erfundenen Welt, also nichts, was mit unserer heiklen Situation zu tun hätte. Wir beide wollen nicht
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