Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
konnte auch bis nach Greenville fahren, wenn es Spaß machte. Sarah lachte wieder. Auch wenn Alex ein Wechselbad der Gefühle bei ihr auslöste, so musste sie ihm doch zugutehalten, dass er ihr diese Unabhängigkeit verschafft hatte.
Sarah brauste den Weg entlang, wobei mit ihrem Selbstvertrauen auch das Tempo zunahm. Sie musste nur darauf achten, den Wagen zwischen den Schneewehen hindurchzusteuern, und im Nu wäre sie in der Lodge. Sie kam an der Hauptstraße schlitternd zum Stehen, warf einen Blick in beide Richtungen, ob ein Fahrzeug kam, bog dann nach links ab und gab Gas. Da sie damit rechnen musste, einem beladenen Holzlaster auf dem Weg zum Sägewerk zu begegnen, hielt sie sich ganz dicht am rechten Fahrbahnrand, musste aber zugleich darauf achten, dass die rechten Reifen nicht in die Schneewehen kamen.
Und sie machte ihre Sache sehr gut, bis sie eine Kurve nahm und einen grünen Pick-up auf sich zukommen sah. Sarah trat auf die Bremse und lenkte noch weiter nach rechts. Doch ihr SUV gehorchte nicht, er geriet ins Schleudern und drehte sich immer wieder um die eigene Achse.
Plötzlich stand alles still, als ihr Wagen gegen den entgegenkommenden Pick-up prallte. Sarah wurde in den Gurt
geschleudert, ihre rechte Hand knallte gegen das Armaturenbrett, ihr rechtes Knie stieß gegen etwas Festes.
Dann herrschte Stille, bis auf das Geräusch ihres laut ratternden Motors. Sarah blinzelte, guckte durch die Windschutzscheibe und sah den Wildhüter Daniel Reed, der ihren Blick durch die Windschutzscheibe seines Wagens erwiderte. Die beiden Fahrzeuge waren Nase an Nase zusammengestoßen, als würden sie sich küssen. Nichts daran war komisch, aber Sarah lachte hysterisch, um dann laut klagend die Hände vors Gesicht zu schlagen.
Daniel sprang aus seinem Pick-up und lief zum SUV. Die Frau am Steuer hatte das Gesicht in den Händen vergraben – er hoffte inständig, dass sie ohne schwere Verletzungen davongekommen war; sie befanden sich mindestens zehn Meilen von Oak Grove und vierzig Meilen vom nächsten Krankenhaus entfernt. Er riss ihre Autotür auf.
»Alles in Ordnung?«, fragte er, griff nach innen und schaltete den Motor aus. Dann beugte er sich über sie, um festzustellen, wie es um sie stand. Ihm stockte der Atem, als ihn große Augen erschrocken anstarrten und er sich Mrs. Alex Knight von Angesicht zu Angesicht gegenübersah. »Alles in Ordnung?«, wiederholte er.
Sie nickte und versuchte auszusteigen, wurde aber von ihrem Sicherheitsgurt daran gehindert. Daniel schloss dankbar die Augen, weil sie den Gurt angelegt hatte. Sie waren ziemlich heftig zusammengestoßen, doch schien sie keine ernstlichen Verletzungen davongetragen zu haben. Er löste den Gurt, dann half er ihr vorsichtig beim Aussteigen.
Fast wäre sie hingefallen, als ihre Füße den Boden berührten.
Und Daniel fing sie auf, als er merkte, dass ihr rechtes Bein ihr den Dienst versagte. Er setzte sie wieder in den Wagen und ging in die Knie. »Mrs. Knight … Sarah, wenn ich nicht irre?«
Sie nickte.
»Wo sind Sie verletzt?«
»Ich habe mir das Knie angeschlagen, und meine rechte Hand ist geprellt. Die Schmerzen sind irre«, sagte sie flüsternd.
Daniel nahm ihre Hand. Es zeigte sich bereits eine Schwellung. Zwei Finger schien es besonders schlimm erwischt zu haben. Er lächelte ihr zu. »Na, hoffentlich brauchen Sie die beiden nicht zum Pfeifen«, sagte er mit aufgesetzter Munterkeit. »Bleiben Sie hier, ich rufe Hilfe. Ich habe Funk im Wagen und erreiche den Sheriff sofort. Wir bringen Sie nach Greenville ins Krankenhaus.«
»Ins Krankenhaus?«, wiederholte sie und schüttelte den Kopf. »Ich möchte nur nach Hause.«
»Sarah«, sagte Daniel mit ernstem Blick. »Zwei Finger scheinen gebrochen zu sein, und Ihr Knie ist verletzt. Sie müssen zum Arzt.«
Sie schüttelte noch immer den Kopf und schniefte nach einem Blick auf die zwei ramponierten Fahrzeuge.
Daniel zuckte zusammen. Hoffentlich ging es ohne Tränen ab. Bei weinenden Frauen war er hilflos.
»Ich habe den Wagen eben erst bekommen.« Sie schniefte wieder. »Und jetzt habe ich ihn zu Schrott gefahren. Ein Weihnachtsgeschenk von Alex.«
»Schon gut, Sarah. Für Alex ist die Hauptsache, dass Sie unversehrt sind.« Er lächelte ihr zu in der Hoffnung, ihren
Tränen zuvorzukommen. »Der Kotflügel und der Kühler sind eingedellt, nichts weiter. Das kriegt man wieder hin.«
Wieder schniefte sie.
Da er nicht wusste, was er sonst hätte tun sollen, ging er zu seinem
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