Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
miteinander verheiratet sein!«
»Das trifft nur für dich zu, Sonnenschein.« Er beugte sich zu ihr und nahm ihren Mund in Besitz.
Heiliger Himmel, er versuchte es wieder! Er wollte sie aus dem Gleichgewicht bringen, indem er ihren Verstand ausschaltete. Jeder ihrer verlockenden Träume der letzten Monate erhob sein verführerisches Haupt, und Sarah fand sich mittendrin wieder, als seine Lippen über die ihren glitten und der Duft nach Apfelgebäck und Tannennadeln ihre Nerven prickeln ließ. Ihr Inneres krampfte sich zusammen, und ihre Lippen öffneten sich wie von selbst, während ihre Hände nach seiner Jacke fassten, um ihn näher zu sich zu ziehen, anstatt ihn wegzustoßen.
Lauf um dein Leben!, schrie ihr Verstand. Sarah aber vernahm nur ein Flüstern, übertönt von ihrem Blut, das durch ihre Adern pulsierte. Das Herz hämmerte heftig an ihren Rippen – oder war es Alex’ Herz, das so stark an dem ihren schlug?
Seine Zunge glitt in ihren Mund, seine Hand strich über
ihre Rippen und zog sie eng an sich. In einem Meer der Empfindungen verloren, drückte sie ihre Hüften an ihn – und spürte, wie sie in einem stürmischen Chaos gefangen war, das sie ans Ufer warf.
Nein. Nein, das war entschieden etwas Festeres als eine Hand in ihrem Rücken. Und ein winziger, noch funktionsfähiger Bereich ihres Verstandes sagte Sarah, dass sie auf dem Kotflügel ihres SUV saß, ihre Beine um Alex schlang und ihm ihre Zunge schon zur Hälfte in den Rachen geschoben hatte.
Sie musste an etwas denken – an alles, nur nicht an das Gefühl, Alex Knights Körper zu spüren, der sich an sie drückte. Nein, sie war es, die sich an ihn drückte!
Der Mann, der ihren immer weniger funktionierenden Verstand mit Phantasiebildern trübte, löste schließlich seinem Mund von dem ihren, und Sarah ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken und sog die eiskalte Luft in tiefen Zügen ein. Mit jedem Atemzug gewann Sarah etwas von ihrer Fassung zurück, bis sie schließlich imstande war, einen Schritt beiseitezutreten und ihn von sich zu schieben.
Sie glitt den Kotflügel herunter, erstaunt, dass ihre Beine ihr gehorchten und sie nicht auf der Erde landete, und ging zum Haus. Sie hatte noch keine drei Schritte gemacht, als er sie einholte und zurückhielt.
»Diesmal lasse ich dich entkommen, Sonnenschein«, flüsterte er an ihrem Haar. »Aber nur so lange, bis du erkennst, dass du nicht vor mir davonläufst, sondern vor dir selbst.«
16
S arah saß reglos am Steuer ihres SUV. Kleine Atemwölkchen füllten den Innenraum, während sie durch die Windschutzscheibe auf den Abdruck ihrer Kehrseite auf dem rechten vorderen Kotflügel starrte. Bis du erkennst, dass du nicht vor mir davonläufst, sondern vor dir selbst, hatte Alex gestern zu ihr gesagt. Seine Worte hatten noch lange in ihr nachgeklungen.
Sie hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Tisch nach der Besprechung abzuräumen, so sehr war sie aus der Fassung geraten. Und nach einer unruhigen Nacht, in der sie in ihren Träumen immer wieder Alex’ Warnung hörte, war sie ganz zeitig aufgestanden und hatte die Küche aufgeräumt, bevor sie dann das Frühstück zubereitete.
Sarah hatte geglaubt, das Frühstück würde nie ein Ende nehmen. Die Kinder wollten nicht wieder zur Schule, die zwei jüngeren Knight-Brüder hatten noch immer nicht ganz verarbeitet, dass sie Sägewerksbesitzer waren, und Alex war, wenn auch wortlos, dermaßen präsent, dass jeder Nerv in Sarahs Körper vor Anspannung vibriert hatte. Sogar Grady war gedämpfter Stimmung und in Gedanken bei ihren zerstörten Arbeitsgerätschaften, für die sie noch immer nicht alle Ersatzteile bekommen hatten.
Dann war da noch der Pfad, den Sarah an dem Tag damals
entdeckt hatte, als sie Alex draußen während der Landvermessung zur Hand gegangen war. Noch ehe die Kinder aufgestanden waren, hatte Grady gesagt, er hätte John Tate und Daniel Reed auf diesen rätselhaften Pfad aufmerksam gemacht. John hatte versprochen, die Grenzpolizei einzuschalten, und Daniel wollte selbst feststellen, wohin er führte. Und zudem war da noch die Sache mit dem Lageplan.
Als endlich alle Knights außer Haus waren, war Sarah mit den Nerven am Ende. Sie war in ihr Bad gelaufen und hatte sich übergeben. Am ehesten würde sie sich wahrscheinlich beruhigen, wenn sie sich irgendwie betätigte. Sie war deshalb hinaus zum Whirlpool gegangen und hatte die Ozonbirne ausgewechselt, die vor zwei Tagen endlich mit der Post eingetroffen war. Doch
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