Mein verruchter Marquess
glaubt, es könnte ihm helfen, der Schlinge des Henkers zu entkommen."
„Zweifellos", stimmte James zu, aber seine Augen glänzten bei dem Gedanken, eine der verlorenen Schriftrollen in die Finger zu bekommen, die unglaubliche Geheimnisse enthielten. Die ersten Prometheusianer hatten sie entdeckt, darunter der größte Meister des Okkulten, der Alchemist aus der Renaissance, der unter dem Namen Valerian bekannt war.
„Wenn wir beide morgen unterwegs sind, wer kümmert sich dann um den Affen?", fragte Talon.
Missbilligend sah James ihn an. „Falls Sie den Earl of Westwood meinen, so werde ich meinen Kutscher und einige andere Männer hierlassen, um ihn zu bewachen."
Talon nickte. „Ich werde auch nach ihm sehen. Es ist zu still da drin." Er ging quer durch den Raum, schloss die Tür auf und steckte den Kopf in das Zimmer. „Was machen Sie?", fragte er.
Drake lag auf seinem Bett und las die Zeitung, wie es ihm befohlen worden war. Er sah Talon nur an.
Der schob die Tür wieder zu und schloss ab.
Geh zum Teufel, dachte Drake. Zwischen ihm und dem Bastard mit der Augenklappe bestand keinerlei Sympathie.
Als die Tür wieder geschlossen war, widmete Drake sich erneut der Gesellschaftsspalte und starrte auf die ausführliche Ankündigung der Hochzeit eines der wohl vornehmsten Paare.
Sie sollte hier in London stattfinden, und zwar am nächsten Tag.
Den Namen der Braut kannte er nicht. Aber Drake starrte auf den Namen des Bräutigams mit der absoluten Gewissheit, dass er diesen Mann, diesen Marquess kannte.
Ihm kam ein Gedanke.
Er hatte James nicht gesagt, dass er diesen Namen schon früher gehört hatte. Vielleicht würde er es noch tun. Aber zuerst fühlte er sich in seiner verzweifelten Suche nach Antworten genötigt, sich zu dieser Hochzeit am nächsten Tag zu schleichen und einen Blick auf das Gesicht des Bräutigams zu werfen, wenn er das irgendwie hinbekommen konnte. Der Name kam ihm so bekannt vor ...
Rotherstone.
Endlich war der große Tag herangekommen.
Der Morgen versprach sonnig zu werden, doch Daphnes Gesicht hinter dem Schleier war bleich vor Aufregung, als sie mit ihrem Vater in dessen selten genutzter Staatskarosse fuhr, die zu diesem Anlass mit Blumen geschmückt war und von vier Pferden gezogen wurde, deren Köpfe Federn trugen.
Sie freute sich darauf, Max zu heiraten, verspürte aber auch ein wenig Furcht. Denn am Ende dieses Tages würde es kein Zurück mehr geben. Bei diesem Gedanken umklammerte sie den Brautstrauß so fest, dass sie beinahe die Stiele zerdrückte.
Ihr Herz klopfte im Takt zum Läuten der Glocken, als die Familienkutsche vor St. Georges am Hanover Square anhielt.
Die Säulen von Mayfairs beliebtester Kirche waren mit weißen Bändern geschmückt. Große Schalen mit Blumen flankierten den weißen Teppich, der vom Bürgersteig zum Eingang der Kirche führte.
Daphne sah, dass sich in der Kirche viele Menschen befanden, die sie kannte, alle in ihren besten Kleidern. Sie schluckte. Letzte Ängste stiegen in ihr auf, als sie über all das Unbekannte nachdachte, das sie in ihrem zukünftigen Leben mit dem Mann erwartete, den sie den Teufelsmarquess nannten.
Mit wild klopfendem Herzen stieg sie an der Hand ihres Vaters aus der Kutsche. Vor Wochen schon hatten sie ihre Differenzen beigelegt - natürlich. Wilhelmina folgte ihr umgehend und half ihr, die weiten Röcke zu handhaben.
Die Musik steigerte sich zu einem Crescendo - und dann herrschte Schweigen.
Ermutigend lächelte ihr Vater sie an und geleitete sie in die Kirche, während Penelope und die Mädchen, in Purpur und Pink, eilig ihre Plätze einnahmen.
Die Musik setzte wieder ein, und die Gemeinde erhob sich.
Daphne überließ es ihrem Vater, auf das Zeichen des Pfarrers zu warten, mit dem er sie nach vorne bat, und sah sich in der Kirche suchend um. Sie erblickte Max' Schwester, Lady Thurloe, mit ihren Kindern und ihrem Ehemann. Die Coun-tess hatte an der Planung dieses Tages mitgewirkt.
Sie sah auch seine Freunde, den Duke of Warrington und Lord Falconridge, die mit einem riesigen, grauhaarigen schottischen Laird in voller Ausrüstung der Highlands zusammensaßen.
Wer ist denn nur dieser imposante Bursche? dachte sie, dann ließ sie den Blick weiterwandern, bis sie ihre Großtante Anselm entdeckte, die in der ersten Reihe saß.
Jonathon war in der Nähe, und als sich ihre Blicke begegneten, grinste er und winkte ihr zu. Liebevoll lächelte sie ihn an, ein wenig entspannt von seiner albernen Stimmung, aber
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