Mein verruchter Marquess
der Prinz aus dem Märchen in seinem dunkelblauen Rock, den er über einer silberfarbenen Weste und einer cremefarbenen Hose trug.
Auch seine Handschuhe waren weiß, und im Knopfloch trug er eine weiße Blüte.
Ihr Vater stieß sie ein wenig an und bedeutete ihr damit, loszugehen. Sie fasste sich und schritt vorwärts mit all der anmutigen Grazie, die sie von klein auf gelernt hatte. Ihre Mutter wäre stolz auf sie gewesen.
Bei jedem Schritt, den sie durch den Mittelgang der einfachen, überfüllten Kirche ging, hielt sie den Blick auf Max gerichtet.
Als sie ihm schon nahe war, begann ihr Herz, schneller zu schlagen. Na schön, dann heiratete sie also den Teufelsmarquess, und wenn sie erst einmal das Gelübde gesprochen hatte, dann würde sie nicht mehr zurückschauen.
Seine dunkle, männliche Schönheit schien an diesem Morgen zu strahlen. Er war glattrasiert, das dunkle Haar mit ein wenig Pomade gebändigt. Sie konnte den Blick nicht von ihm wenden. Als sie bei ihm war, ließ sie sich von ihrem Vater ohne Widerrede an ihn weitergeben, den Blick nur auf ihn gerichtet. Ihm nahe zu sein, fühlte sich an wie das Paradies.
Niemand hat mich je geliebt, hatte er an jenem Tag auf dem Heuboden gesagt. Diese Worte hatten sich schmerzhaft in ihr Herz gebrannt.
Ich werde es tun, dachte sie. In diesem Augenblick fasste sie unwiderruflich einen Entschluss. Ich werde dich lieben und alles mit dir teilen, sagte sie ihm mit ihrem Blick.
Er suchte nach ihrem Gesicht hinter dem Brautschleier, mit fragendem Blick und ein wenig Neugier, als er ihr seine Hand reichte.
Stattdessen nahm sie seinen Arm und trat noch näher zu ihm. Ich hoffe, du bist bereit, Max, Geliebter. Du hast es so gewollt.
Die Musik endete. Er warf ihr noch einen verwunderten, ein wenig misstrauischen Blick zu. Daphne lächelte ihn erwartungsvoll an, dann wandten sie sich beide dem Pfarrer zu, der von seinem offenen Gebetbuch aufsah.
Er schob sich die runden Brillengläser auf die Nase zurück und strahlte erst sie und dann die Gemeinde an.
„Liebes Brautpaar", begann er. „Wir sind heute zusammengekommen, um ... "
Er war verheiratet. Es war geschehen, einfach so.
Wenige Stunden später, beim Empfang, konnte Max es noch immer kaum glauben, dass er tatsächlich sein Ziel erreicht und seine Auserwählte für sich gewonnen hatte.
Sie hatte sich recht heftig gewehrt, wie er seinen Freunden erzählt hatte, aber nach all seiner gründlichen Planung hatte er zweifelsfrei feststellen können, dass das Herz einer Frau eine Naturgewalt darstellte, die kein Mann beherrschen konnte.
Sollte daran noch irgendein Zweifel bestanden haben, so hatte ihr Kuss auf dem Höhepunkt der Zeremonie diesen Zweifel beseitigt.
Als der Pastor Max gesagt hatte, er dürfe jetzt die Braut küssen, hatte er ihren Schleier gehoben und sich vorgebeugt, um diesen Kuss einzufordern. Doch sie hatte die Arme um ihn geschlungen und ihn ihrerseits leidenschaftlich geküsst.
Das hatte er nicht erwartet - und die Gäste auch nicht. Einige Leute in der Kirche hatten gelacht, aber sie hatte nicht darauf geachtet, sondern ihm einen Brautkuss gegeben, bei dem bald die ganze Gemeinde gejubelt und applaudiert hatte. Rohan hatte einen lauten Pfiff ausgestoßen, und selbst Max war sich ein wenig unbeholfen vorgekommen, als seine Braut sich schließlich von ihm löste.
Wie es schien, hatte er seine Teufelsmarchioness gefunden.
Begeistert und voller Vorfreude auf die Nacht waren sie zu Almack's gegangen, das ihr Vater für den Empfang gemietet hatte. Musik spielte, Geschenke von der Creme de la Creme der Londoner Gesellschaft wurden gebracht, Wein und Likör flossen in Strömen, die besten auf der ganzen Welt. Tische mit Speisen waren aufgebaut, und endlich wünschten sie sich etwas und schnitten die Hochzeitstorte von Gunter's an.
Es geschah alles wie hinter einem Nebel.
Noch immer fand Max es reichlich seltsam, dass er erst seit ein paar Stunden verheiratet war und sich schon mehr wie ein Mitglied dieser Welt fühlte.
Dann wurde er nach draußen gerufen, um eine Zigarre mit seinem Schwiegervater und dem Kreis älterer Gentlemen zu rauchen, Lord Starlings Freunde.
Damit der Rauch nicht nach drinnen zog und die Damen belästigte, versammelten sie sich in der Gasse zwischen Almack's und dem Mietstall daneben.
Während Max rauchte und lächelnd den Scherzen der älteren Herren zuhörte, die ihm rieten, so zu tun, als würde er den Anweisungen seiner Gemahlin gehorchen, bemerkte er eine
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