Mein verruchter Marquess
Manschetten seines weißen Hemdes auf und rollte die Ärmel hoch.
Mit drei schnellen Schritten Anlauf sprang er hoch und packte das Seil. Dann konzentrierte er sich einen Moment und ließ sich an dem Seil hinabgleiten.
Seine Miene war so finster wie seine Gedanken, als er auf dem Boden des dunklen Ganges landete.
Er ließ das Seil los, klopfte sich die Hände ab und sah sich in der Kammer um, die „The Pit" genannt wurde. Die alten Steinkeller unterhalb des dreihundert Jahre alten Hauses hatten dem Orden lange als Hauptquartier gedient.
Max trat aus dem Gang zu der dunklen Steinkammer, die vor ihm lag. Fackeln steckten in Halterungen an der Wand und verbreiteten ein mattes Licht. Gleich zu seiner Rechten gab es einen weiteren Bogengang.
Er wusste, dass dahinter ein dunkler Gang zum Fluss und einem kleinen Bootsanleger unterhalb von Dante House führte. Auf diese Weise konnten Agenten von großen Schiffen, die auf der Themse lagen, mit kleineren Booten hergebracht werden, oder unauffällig hinausgebracht. Doch wenn er nicht benutzt wurde, dann war der Zugang zu dem kleinen privaten Dock mit einem Schloss versperrt, wie jenes, das das Tor zum Fluss im Tower of London versperrte.
Max' Schritte hallten von den Wänden wider, als er sich langsam in die vertraute Kammer begab.
Er kam an einer kleinen Tür vorbei, die in der steinernen Mauer lag. Dahinter lag der geheime Gang, durch den man Vorräte zu den Männern unten schicken konnte. Daneben stand ein Waffenschrank, der mehrere Gewehre und Degen enthielt - für den Fall, dass jemand Verstärkung brauchte.
Dann ging er über das Medaillon im Boden, das den Schutzheiligen des Ordens zeigte, den Erzengel Michael, und weiter zu dem einfachen Holztisch mit den beiden Bänken am anderen Ende des Raumes.
Das byzantinische Mosaik stammte aus einer Kirche, die die Sarazenen aufgelöst hatten und die dann später von einigen Kreuzrittern befreit wurde, die die ersten Mitglieder des Ordens waren.
Das Medaillon war mitten im Boden eingearbeitet und zeigte den kämpferischen Engel mit dem Flammenschwert, wie er gerade über Satan hinwegschritt.
Von einem Felsen hing ein großes, schweres Malteserkreuz an einer rostigen Kette.
In einem Schrank mit einer Glastür und mehreren Regalbrettern standen einige nützliche Bücher, ein Sortiment Gifte und ihre Gegengifte, eine Uhr und andere Kleinigkeiten. An der Wand befand sich ein hölzerner Kleiderständer, an dem ein tropfender Überrock hing. Daneben gab es ein Brett mit mehreren Glocken, wie es gewöhnlich in Dienstbotenquartieren hing; damit erhielten die Männer Signale, Warnungen und den Alarm von Mr Gray oben.
Als Max den Tisch erreichte, erhellten die Laternen dort eine große Flasche mit Portwein und drei Gläser, die auf das Zusammentreffen der Freunde warteten. Die Flasche war bereits geöffnet, damit der Wein atmen konnte.
Vom Dock her hörte er Stimmen und drehte sich um, gerade in dem Moment, da Jordan Lennox, Earl of Falconridge, ankam.
„Max!"
Als Max ihn sah, ließ etwas von dem Schmerz über Drakes Tod nach. Zum Glück waren seine engsten Freunde sicher zurückgekehrt.
Jordans kurzes blondes Haar war nass, und auch sein scharf geschnittenes Gesicht glänzte noch vom Regen - Max vermutete, dass die Reisenden vom Sturm auf dem Fluss überrascht worden waren -, aber die eisblauen Augen ihres Codierungsexperten leuchteten vor Freude, endlich wieder zu Hause zu sein.
„Jordan!" Die beiden alten Freunde gingen aufeinander zu, trafen sich am Rande des Medaillons und umfassten lachend ihre Arme. „Du hast es geschafft!"
„Nicht zu fassen, was? Endlich sind wir diese Bastarde losgeworden", rief Jordan. „Es ist vorbei. Wir haben es geschafft."
„Ja, Gott sei es gedankt - und Virgil."
„Und uns", stimmte Jordan zu. „Du hast meine Nachricht erhalten?"
„Das habe ich."
Jordans verschlüsselte Nachricht war es gewesen, die Max auf die Spur des Verräters geführt hatte, der direkt in Wellingtons Hauptquartier gelauert hatte.
Getarnt als britischer Offizier hatte ein Agent der Prome-theusianer mit Namen Kyle Bradley den Befehl gehabt, Wellington zu ermorden, falls die Sache für Napoleon schlecht laufen würde.
Ihn aufzuhalten war die Anweisimg gewesen, mit der Max nach Waterloo gekommen war.
Jordans Augen funkelten. „Ich nehme an, meine Informationen waren hilfreich?"
„Sehr." Max' höflicher Tonfall verriet nichts über den grausamen Kampf, den Bradley und er sich im Wald in der Nähe des
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