Mein verruchter Marquess
Fällen wurde nur über Geschäfte geredet, und es wurde vermieden, Namen zu nennen.
Wenn ein Agent einen anderen Ritter des Ordens in der Gesellschaft oder bei anderer Gelegenheit sah, durfte er nicht zeigen, dass er ihn erkannte.
Max senkte den Blick. Auch Drake war der Verbindungsmann seiner Gruppe gewesen. „Eines unserer Teams wurde vollständig ausgelöscht."
„Himmel", flüsterte Jordan. „Jemand, den wir kennen?"
Der Krieg war vorbei, die Männer tot, daher glaubte Max, es wäre nicht mehr wichtig, wenn er es ihnen erzählte.
„Seine Kameraden kenne ich nicht, aber der Anführer war Drake Perry, Earl of Westwood."
„Westwood", wiederholte Jordan. „Ich glaube, ich bin ihm einmal begegnet. Schwarzhaarig, Waliser?"
„Ja." Max blickte in seinen Becher. „Guter Kämpfer. So gut wie Rohan, beinahe." Er sah kurz zu Rohan, der Max einen finsteren Blick zuwarf und sich dann daranmachte, eine zweite Flasche zu öffnen.
„Ist es sicher, dass sie tot sind?", fragte Rohan.
„Es wäre besser", meinte Jordan. „Besser tot als in Gefangenschaft." Dann bemerkte er Max' Schweigen. „Du kanntest ihn gut?"
„Ziemlich."
Nach einer langen Pause hob Jordan sein Glas. „Auf Lord Westwood."
Max folgte ihm, nickte und versuchte, den Kloß in seiner Kehle zu ignorieren. „Auf Drake und seine Männer."
„Besser sie als wir", sagte Rohan leise und trank einen großen Schluck.
Ein düsteres Schweigen breitete sich aus, als jeder für sich überlegte, wie es ihnen gelungen war zu überleben, wenn andere, ebenso fähige Kollegen gefallen waren.
Max' Gedanken wanderten wieder zu Daphne Starling.
Fast fühlte er sich wie ein Seemann, der den Himmel nach Polaris absucht, dem fernen Stern, der ihn durch die Dunkelheit führt.
Was, wenn ich es gewesen wäre anstelle des Duke? Wenn ich nicht zurückgekommen wäre? Er betrachtete seinen Becher. Für niemanden gab es die Garantie auf ein Morgen. Nach allem, was er erlebt hatte, war ihm das klar geworden.
Das Leben pulsierte durch seine Adern, voller Gier, vor allem jetzt, da seine Zeit ihm allein gehörte, um so zu leben, wie er es wollte, zu tun, wozu er Lust hatte, zu sein, wer er wirklich war - falls das noch möglich war nach allem, was er gesehen hatte.
Sie waren noch immer jung, wenn auch lebenserfahren. Sie hatten noch so viel vor sich, so viele Dinge, die Drake nie erleben würde.
Wie die Liebe.
Die hatte auch Max noch nie erlebt.
Doch wer wusste, wann er in die ewige Dunkelheit gehen würde? Drakes Tod erinnerte ihn daran, dass er keine Ewigkeit vor sich hatte.
Gründe eine Familie, hatte Virgil gesagt. Vielleicht hatte der Highlander in seiner Weisheit wieder einmal recht.
„Also, was machen wir jetzt?", fragte Jordan, als sie dasaßen und einander unbehaglich ansahen. „Uns auf unsere Landsitze zurückziehen? Die Fuchsjagd anfangen und Landedelleute werden?"
„Vergiss es." Rohan lachte freudlos auf. „Jede Dirne in Covent Garden zu besuchen scheint mir ein vielversprechenderer Anfang zu sein."
„Mann, gibt es keine Frauen in Neapel?"
„Die habe ich schon alle gehabt..."
„Du bist so ein Angeber, Rohan ..."
Ohne auf ihr Geplänkel zu achten, starrte Max weiterhin in seinen Becher, doch dann sprach er plötzlich laut. „Ich weiß, was ich tun werde", erklärte er.
Die beiden anderen sahen erst ihn überrascht an, dann einander.
„Natürlich weißt du das, mein weitblickender Freund", sagte Jordan belustigt. „Vermutlich hast du deine Pläne schon seit Jahren festgelegt."
Max' Herz schlug so laut, dass es in seinem Kopf widerzuhallen schien.
„Nun?", drängte Rohan. „Was wirst du tun?"
Max zögerte einen Moment und machte sich auf ihre Reaktion gefasst. „Ich werde heiraten."
„Wie bitte?"
„Liebe Güte!"
„Jetzt schon? Aber wir sind eben erst zurückgekehrt."
„Bist du verrückt geworden? Endlich bist du frei! Der alte Highlander hat keine Forderungen mehr an uns", widersprach Rohan. „Warum hast du es so eilig, dich erneut zu binden?"
„Max, das ist nicht dein Ernst."
„Aber natürlich." Max lächelte kühl, saß aber schweigend da, während sie versuchten, es ihm auszureden, bis er endlich den Kopf schüttelte. „Mein Entschluss steht fest."
Bei diesen Worten starrte Jordan ihn an. „Nun, da ich dich kenne, weiß ich, dass damit alles gesagt ist."
Max zuckte die Achseln und versuchte, gelassen auszusehen, aber in diesem Augenblick stand sein Weg fest.
Mit den Jahren hatte er gelernt, seinem Instinkt zu
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