Mein verruchter Marquess
Schlachtfeldes geliefert hatten.
Die einzigen Zeugen des Kampfes waren die Bauernfamilien gewesen, die sich im Wald versteckt hatten, während die Armeen kämpften, und die abwarteten, ob danach noch irgendetwas von ihren formen übrig wäre.
„Ich nehme an, du bist damit gut zurechtgekommen."
Max sah ihn an und zuckte die Achseln. „Wellington ist noch am Leben."
Nachdenklich schüttelte Jordan den Kopf. „Ach, du kannst dir nicht vorstellen, wie neidisch ich war, dass du an dem Tag Zeuge sein durftest. Waterloo!"
„Glaub mir, du wärst jederzeit willkommen gewesen."
„Du musst mir alles darüber erzählen."
„Mit Vergnügen. Die Reaktionen der hochmütigen Offiziere auf den Grand Tourist hätten dir gefallen. Also, wo ist Rohan?"
„Er holt seine Sachen aus dem Boot", sagte Jordan.
„Sollen wir ihm dabei helfen?", fragte Max. In ihrem geheimen Versteck gab es keine Diener.
„Du kannst es ja versuchen. Aber er reißt dir vermutlich den Kopf ab."
„Ah, das Untier hat schlechte Laune?", fragte Max.
„Redet nicht hinter meinem Rücken über mich, sonst setzt es Prügel für euch", ertönte eine missmutige Stimme vom Korridor her, nur einen Augenblick, ehe der große Umriss von Rohan Kilburne, Duke of Warrington, erschien, gefolgt von einem der gefährlichen schwarzen Hunde, der zahm hinter ihm her trottete.
Max grinste. „Willkommen zu Hause."
Rohan knurrte nur etwas und trat näher. Die Kette des Hundes reichte nicht weiter, daher zog das Tier sich zurück auf seinen Posten, wo er die Docks bewachte. Belustigt sah Max zu, wie der Freund seiner Kindheit, der jetzt ein riesiger Krieger war, den Sack mit seinen Besitztümern von der breiten Schulter zog und ihn mit einem dumpfen Geräusch
auf den Boden stellte.
Max verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihn spöttisch an. „Angenehme Reise gehabt, alter Junge?"
„Es hat verdammt viel geregnet", erklärte der Duke. „Die ganze Zeit über, seit wir das verfluchte Ostende verlassen hatten." Er fuhr sich mit der Hand durch das nasse Haar.
Jordan warf Max einen Seitenblick zu. „Ich fürchte, das Wetter hat ihm die gute Stimmung verdorben."
„Ich hasse es zu reisen", meinte Rohan.
„Dann habe ich gute Nachrichten. Hast du schon gehört? Deine Tage des Umherziehens sind vorüber. Du kannst dich in deinem Spukschloss einsperren, bis du alt und grau bist, mein Freund. Die ganze verdammte Angelegenheit ist vorbei."
„Das glaube ich erst, wenn ich es sehe."
„Ach, komm schon, dies ist nicht der Zeitpunkt, deiner misstrauischen Natur nachzugeben", schalt Max. „Wir haben erreicht, was wir vor all den Jahren begonnen haben, und jetzt können wir, mit Gottes Hilfe, Privatmänner werden."
„Was immer das heißen mag", gab Rohan zurück.
„Du bist so ein Spielverderber, Warrington", meinte Jordan, aber als Max Rohan die Hand reichte, nahm der Duke sie, dann zog er ihn ganz kurz in die Arme.
Der große Ritter schlug ihm auf den Rücken und brach ihm dabei beinahe die Rippen, dann ließ er ihn mit einem plötzlichen Auflachen los. „Midas Max! Alles, was er berührt, wird zu Gold! Mann, das ist verdammt lange her."
„Zwei Jahre."
Max bemerkte die neue, sternenförmige Narbe am äußeren Rand von Rohans linker Augenbraue. Mit einer Kopfbewegung deutete er darauf. „So wie das da."
„Ach ja", meinte Rohan. „Ich tue etwas für mein Aussehen, oder? Himmel, wo kann ein Mann hier etwas zu trinken bekommen?" Rohan ging an Max vorbei zu der Flasche Portwein.
Es dauerte nicht lange, dann saßen sie zu dritt um den alten Tisch herum und lachten im Schein der Laterne, während sie sich von ihren Missgeschicken und Beinahe-Unfällen erzählten.
Aber als sie eine zweite Runde Port getrunken hatten, wurden sie stiller, während jeder von ihnen darüber nachdachte, dass ihre Tage des Kampfes tatsächlich vorüber waren.
„Und da sind wir also", meinte Jordan endlich. „Lebendig."
„Mehr oder weniger", warf Max ein.
„Was ist mit den anderen?", fragte Rohan. „Es muss Verluste gegeben haben." Die Frage war an Max gerichtet, denn er war ihr Verbindungsmann und Anführer.
Um die Sicherheit des Ordens zu gewährleisten, falls ein Agent gefangen wurde, waren nur die Verbindungsmänner autorisiert, mit den anderen Gruppen zu kommunizieren.
Ausnahmen gab es lediglich bei besonderen, größeren Missionen, wenn Virgil so viele Dreiergruppen wie nötig zusammenrief, damit sie für eine bestimmte Zeit gemeinsam arbeiteten. Aber in diesen
Weitere Kostenlose Bücher