Mein verruchter Marquess
zu.
Dieser Blick sagte ihr, dass ein Sturm im Anzug war. Plötzlich hatte Daphne es sehr eilig, zum Arbeitszimmer ihres Vaters zu gelangen, um herauszufinden, was vor sich ging.
Als sie die Tür von Lord Starlings unordentlichem Arbeitszimmer erreichte, sah sie, dass er aus dem Fenster blickte, die Hände locker hinter dem Rücken verschränkt.
„Du wolltest mich sprechen, Papa?", fragte sie.
Viscount Starling schreckte aus seinen Gedanken und drehte sich zu ihr um. „Ah! Da bist du ja, meine Liebe.
Komm herein. Setz dich." Er zeigte auf den Stuhl gegenüber von seinem Tisch. „Oh, und schließ bitte die Tür, ja?"
Nun, er sah nicht zornig aus. Mit einem wachsamen Blick kam Daphne seiner Bitte nach und schloss die Tür hinter sich, ehe sie weiter ins Zimmer trat. „Stimmt etwas nicht, Papa?"
„Nein, nein", entgegnete er mit einem zerstreuten Lächeln, während sie auf dem Stuhl gegenüber von seinem Schreibtisch Platz nahm, wie er es gesagt hatte. „Meine liebe Tochter." Er ging um seinen Tisch herum und setzte sich vor ihr auf die Kante.
Dann verschränkte er die Arme vor der Brust, lächelte sie an und sagte ruhig: „Ich habe einen weiteren Antrag für dich bekommen."
„Wie bitte?" Sie erbleichte. „Von wem?"
„Kannst du es nicht erraten?", fragte er freundlich.
„Ich habe keine - wer war es, Vater?", rief sie, beunruhigt durch sein wissendes Lächeln. „Sag mir nicht, Albert hätte noch einmal versucht... "
„Der Marquess of Rotherstone."
Ungläubig starrte sie ihn mit offenem Mund an.
Auf dem Gesicht ihres Vaters breitete sich ein Lächeln aus, aber Daphne fühlte sich schwindelig. Sie umklammerte die hölzernen Armlehnen ihres Stuhls und vermochte einen Moment lang nicht zu sprechen.
Mit derlei Problemen hatte ihr Vater nicht zu kämpfen. „Meine Glückwünsche, Liebes. Dieses Mal hast du eine großartige Eroberung gemacht. Ich wusste immer, dass du eine hervorragende Partie machen würdest." Ihr liebender Vater sprach weiter, lobte ihre Schönheit, ihren Charme und ihre Klugheit, mit der sie einen so mächtigen Peer für sich gewonnen hatte, aber Daphne stand wie unter einem Schock und hörte kein Wort von alledem.
Seine Stimme drang nur gedämpft zu ihr durch, wurde übertönt von dem lauten Schlagen ihres Herzens.
Der Teufelsmarquess wollte sie heiraten?
Wie konnte das sein?
Sie war vollkommen überrascht. Der Raum schien sich zu drehen, und Verwirrung machte sich in ihr breit.
Das musste ein Irrtum sein!
Zwei Wochen lang hatte sie von ihm geträumt, und nun geriet sie in Panik. Natürlich wollte sie ihn wiedersehen, aber das hier war mehr, als sie sich erträumt hatte. Wie konnte er sie heiraten wollen nach nur einem kurzen Gespräch?
Ja, sie wusste natürlich, dass in jeder Saison Ehen arrangiert wurden, die auf weniger beruhten, aber das geschah anderen Mädchen, nicht ihr. Nicht Daphne Starling!
Bisher hatte sie immer selbst über ihr Leben bestimmen können.
„Vater!", platzte sie endlich heraus und unterbrach damit seinen beschwichtigenden Monolog darüber, welch herrliches Leben sie als Marchioness of Rotherstone haben würde, wie alle in der ton sie beneiden würden.
„Ja, meine Liebe?", fragte er und sah sie stirnrunzelnd an. „Du siehst ein wenig beunruhigt aus. Möchtest du etwas Tee? Das Riechsalz?"
„Nein!", rief sie und hob die Hände. „Wie ...?"
„Nun, es war ganz einfach, meine Liebe." Er sah sie an. „Lord Rotherstone kam im White's zu mir, stellte sich sehr höflich vor und bat um ein Gespräch. Ich war einverstanden - natürlich, denn ich erinnerte mich, dass du bei dem Edgecombe-Ball nach ihm gefragt hast, daher vermutete ich es sofort." Er lächelte. „Du schienst ihn zu mögen, und die Bewunderung, die er für dich ausdrückte, war vollkommen ehrlich. Die Gründe, die er für seine Wahl nannte, waren logisch und angemessen."
„Was hat er über mich gesagt?", fragte sie und beugte sich vor.
„Siehst du? Ich wusste, dass er dir nicht gleichgültig ist", scherzte ihr Vater.
Daphne sah ihn nur an. Sprechen konnte sie nicht.
Mit einem Mal wurde sie von widerstrebenden Gefühlen erfasst. Ein Teil von ihr war außer sich vor Freude bei der Vorstellung, dass der Mann, der ihre Gedanken beherrschte, seit sie ihn das erste Mal gesehen hatte, nicht nur an ihr interessiert war, sondern sie für wert erachtete, seinen Namen und seinen Titel zu tragen.
Die andere Hälfte jedoch - jener weitaus vernünftigere Teil von ihr - war zutiefst empört
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