Mein verruchter Marquess
darüber, dass er sie bei dem Gespräch über dieses Thema vollkommen übergangen hatte. Eine Demütigung, für jede Frau.
Männer!
Oh, wie gerissen er war. Indem er direkt zu ihrem Vater ging, hatte Lord Rotherstone schon die Kontrolle über ihr Leben an sich gerissen, ohne dass es ihr überhaupt bewusst gewesen war.
Sofort erinnerte sie sich daran, wie er so selbstverständlich die Gebrüder Carew manipuliert hatte, bis sie seinem Willen folgten, dank seinem Charme und seiner Klugheit. Jetzt hatte er, wie es schien, denselben Zauber über ihren Vater gewoben und ihn dazu veranlasst, dieser Verbindung ohne Weiteres zuzustimmen.
„Nun? Was hast du zu diesen grandiosen Neuigkeiten zu sagen?", fragte er.
„Ich - ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, Papa. Ich dachte nicht an eine Heirat..."
„Deswegen musste ich an deiner Stelle darüber nachdenken", gab er zurück.
„Aber, Papa ... " In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken, während sie nach Worten suchte. „Ich bin glücklich, so wie ich bin. Ich mag mein Leben, so wie es ist, verstehst du das nicht? Ich habe ein sehr schönes Leben", rief sie, „und ... und ich weiß nicht, warum alle mich dazu drängen wollen, das zu ändern. Ja! Ich bin hier zu Hause, und ich arbeite mit den Kindern, und ich habe meine Bücher, meine Freunde, und ich ... ich brauche keinen Mann, um glücklich zu sein", erklärte sie mit plötzlich erwachter Leidenschaft.
Belustigt sah er sie an.
„Und was ist mit seinem schlechten Ruf?", rief sie aus, während sie sich allmählich von ihrem Schock erholte.
„Wir haben darüber gesprochen", antwortete ihr Vater. „Lord Rotherstones Erklärungen haben mich zufriedengestellt." Er wirkte auf einmal, als wüsste er um ein Geheimnis, aber falls der Marquess seinem zukünftigen Schwiegervater irgendetwas anvertraut hatte, so verriet der nichts davon.
„Nach mehreren Gesprächen und einem ausführlichen Einblick in seine Papiere erscheint mir Rotherstone als ein Mann von gutem Charakter. Sonst hätte ich nie mein Einverständnis zu dieser Verbindung gegeben."
„Nun, ich bin damit nicht einverstanden!", brauste sie auf. „Ich finde das alles viel zu hinterhältig, von beiden Seiten. Warum hat er nicht zuerst mit mir darüber gesprochen, ehe er zu dir ging?"
„Ach, eure dummen modernen Vorstellungen von einer Romanze", sagte der Vater mit einer abwehrenden Handbewegung. „Lord Rotherstone verhielt sich völlig richtig, so wie der Anstand es verlangt. Tatsächlich ist dies der richtige Weg für einen Gentleman, einen Antrag zu machen, Daphne. Wirf ihm nicht vor, dass er sich gemäß den Traditionen unserer Kreise verhielt. Nun", fuhr er fort, „wir hoffen, diese Verbindung zu knüpfen, ehe das Jahr vorbei ist."
Ihr stockte der Atem. „So bald schon?"
„Warum warten? Du hast bereits drei Bewerber abgewiesen. Ja, ich weiß - der erste war zu alt für dich, der zweite trank zu viel, und der dritte -, nun, Albert Carew war deiner nicht wert. Aber der Marquess of Rotherstone weist keinen dieser Makel auf. Er ist jung, gut aussehend, reich, ehrbar und klug, ein Bursche, den jeder Vater mit Stolz seinen Schwiegersohn nennen würde. Nicht einmal du, Liebes, musst auf ein besseres Angebot als dieses warten.
Ich wage zu behaupten, dass alle deine Freundinnen dich beneiden werden, wenn die Verlobung verkündet wird."
„Aber, Sir!"
„Nun, nun, Kind. Als dein Vater ist es meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass du gut versorgt bist, und unter Lord Rotherstones Dach wirst du wie eine Prinzessin leben. Denk nur an all das Gute, das du in deinem neuen Stand tun kannst", fügte er klugerweise hinzu. „Dies ist eine außergewöhnlich gute Gelegenheit für dich, dein Werk für die Bedürftigen weiterzuführen."
„Oh." Aus leicht zusammengekniffenen Augen sah sie ihn an. Der Mann wusste, was er ihr sagen musste.
Der Raum schien sich plötzlich zu drehen, und Panik stieg in ihr auf. Sie fühlte sich machtlos und vollkommen überwältigt.
Verzweifelt suchte sie nach einer Erwiderung, obwohl die Verbindung bereits beschlossene Sache zu sein schien, vor allem, wenn sie den entschlossenen Ausdruck auf dem Gesicht ihres Vaters betrachtete.
„Papa, du weißt, dass ich Jonathon heiraten wollte."
„Ach, Unsinn", wiegelte er ab und runzelte die Stirn.
„Jonathon White ist ein Junge, kein Mann. Er ist nicht ernst zu nehmen. Bei allem Respekt, mein Liebes, du brauchst eine starke Hand. Lord Rotherstone ist im Gegensatz zu Jonathon
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