Mein verruchter Marquess
Gang, und die drei kamen näher. „Wo immer Miss Starling sich am wohlsten fühlt", fügte er hinzu.
„Oh, wie aufmerksam! Sie sind zu freundlich, Mylord."
„Nicht der Rede wert."
„Gleich hier hinein", erklärte ihr Vater.
Am liebsten wäre Daphne weggelaufen, aber sie wusste, sie saß in der Falle. Die Fenster waren zu klein, als dass sie hätte hindurchklettern können. Steif stand sie mitten im Raum, und ihr blieb nichts anderes übrig, als dort zu bleiben. Ihr Herz schlug wie wild. Plötzlich erschien er. Seine große Gestalt füllte den Türrahmen aus. Sie sahen sich in die Augen, und ein Zittern durchlief ihren Körper.
„Da ist sie", erklärte Penelope und schlüpfte hinter ihm hinein, um sich einmischen zu können, wie immer.
Daphne hielt den Atem an und machte große Augen, als er ins Zimmer trat, den Hut in der Hand, wie ein schüchterner Verehrer. Nun, ihre Familie mochte er mit seinem Charme täuschen, aber sie durchschaute ihn. Hielt er sie für eine Närrin?
„Miss Starling", begrüßte er sie. Seine hellen Augen glänzten, und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen.
Oh, er sieht ja so selbstzufrieden aus, dachte sie, als er sich vor ihr verneigte. Daphne hob den Kopf ein wenig höher, denn sie wollte sich nicht vor seinem durchdringenden Blick beugen. Was hatte er erwartet - dass sie vor seinen Füßen in Ohnmacht sank?
„George, sieh nur, welch schönes Paar sie abgeben."
„Danke, Lady Starling", sagte der Marquess, ohne den Blick von Daphne zu wenden.
Penelope stand ein Stück entfernt und strahlte. Vermutlich zählte sie schon die Minuten, bis ihre schwierige Stieftochter endlich das Haus verlassen würde. „Wir lassen euch junge Leute jetzt allein - aber nur kurz", erklärte sie, lachte leise und drohte ein wenig mit dem Finger.
„Natürlich, Madam." Lord Rotherstone nickte Penelope höflich zu, die sofort vergaß, dass sie gehen wollte.
„Komm", sagte Lord Starling. „Lassen wir sie einen Moment in Ruhe."
„Natürlich, ich komme, George. Ich will mich auf keinen Fall einmischen." Auch wenn sie ihren Gast weiterhin anhimmelte, gelang es Penelope endlich, sich loszureißen - vermutlich, um im Gang zu lauschen.
Als die Tür ins Schloss fiel, entschied Daphne, dass sie Lord Rotherstones Pläne am ehesten durchschauen würde, wenn sie ihn anhörte. Da er sie zwei Mal gerettet hatte, erschien ihr das nur fair. Es zählte nicht, dass seine männliche Ausstrahlung jeden klaren Gedanken in seiner Gegenwart nahezu unmöglich machte.
Sie fühlte sich wie ein Kompass, dessen Nadel einzig und allein auf ihn ausgerichtet war.
Max musste nur einen Blick auf Miss Starling werfen, um zu erkennen, dass er noch einiges an Überredungskunst aufbringen musste. Die junge Schönheit war nicht so geschickt darin wie er, Gefühle zu verbergen, und was er angesichts der Neuigkeit über ihre Verlobung in ihrem Gesicht las, war eine Mischung aus Zorn und Furcht.
Also würde er ihr helfen, sich zu beruhigen und zu erkennen, wie günstig diese Verbindung war. Er hatte mehr Zeit gehabt als sie, sich an diesen Gedanken zu gewöhnen.
Nachdem die Verhandlungen mit ihrem Vater abgeschlossen waren, hatte sich diese Angelegenheit so sehr in Max'
Gedanken festgesetzt, dass er sie bereits als die Seine ansah.
Tatsächlich bestärkte ihre Gegenwehr ihn noch in seinem Entschluss, denn ihr Verhalten machte ihm deutlich, dass er diese Dame nicht nur durch seinen Titel und sein Gold gewinnen würde.
Als er auf sie zuging, konnte er nicht anders, als sich an ihrer natürlichen Schönheit zu erfreuen. Sie war ein lohnender Fang.
Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie wie ein funkelnder Stern gewesen in einem weißen Ballkleid, beinahe unberührbar in ihrer kühlen Eleganz, aber an diesem Tag wirkte sie wie ein warmer Sonnentag auf dem Land, so reizend in dieser Natürlichkeit. Das lange goldene Haar hing ihr offen um die Schultern, nur von einem Haarband aus dem Gesicht gehalten.
Sie trug ein leichtes, mit Blumen bedrucktes Tageskleid und ein schlichtes weißes Schultertuch, die schlanken Arme von dreiviertellangen Ärmeln verborgen. Max betrachtete ihre zierlichen Handgelenke, bezaubert von den Tintenflecken an ihren Fingern. Auf dem Ball hatte sie Handschuhe getragen, aber jetzt wünschte er sich, ihre Berührung auf seiner nackten Haut zu spüren.
Er unterdrückte sein Verlangen, trat näher, beugte sich vor und gab ihr einen keuschen Kuss auf die Wange.
Daphne senkte den Blick, wich
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