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Mein Weg mit Buddha

Mein Weg mit Buddha

Titel: Mein Weg mit Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Kruse
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Beim Konzil von Konstantinopel wurde sie dann rausgekickt. Ist doch klar, warum. Mit der ›Nur-ein-Leben-und-danach-Himmel-oder-Hölle‹-Theorie haben die sogenannten ›Diener Gottes‹ doch mehr Macht über die Menschen!«
    »Das mag sein«, entgegnete M., »aber führt das jetzt nicht ein bisschen zu weit? Wir wollen doch vor neun Uhr essen.« Sie schob mir den Knoblauch zum Abpellen rüber.
    »Ich wollte es nur mal gesagt haben. Diese Tatsache hat mich sehr dazu motiviert, mich glaubenstechnisch anderswo zu orientieren, und zwar dort, wo es kein ›Bodenpersonal‹ und keine ›Mittelsmänner‹ gibt.«
    »D’accord. Tu as raison! Regarde: Mit Shakyamunis Lehren ist das Gleiche passiert. Die wahre Essenz, nämlich dem Leiden der Menschen ein Ende zu setzen, ging unterwegs verloren. Im 13. Jahrhundert fragte sich dann in Japan ein junger Mönch namens Nichiren Daishonin, warum die Menschen, obwohl sie ihr Leben nach dem buddhistischen Glauben ausrichteten, nicht aufhören zu leiden, warum es nach wie vor Naturkatastrophen und allgemeine Verzweiflung gibt. Also studierte Nichiren sämtliche Sutren Shakyamuni Buddhas, die er in die Finger kriegen konnte, Buchstabe für Buchstabe auf der Suche nach der Essenz von Shakyamunis Lehre. Und er fand sie. Im sogenannten Lotos-Sutra, Buddhas allerletzter Lehre.«
    »Warum ›Lotos-Sutra‹?«, fragte ich.
    »Du kennst die Lotosblüte, n’est-ce-pas?«
    »Natürlich! Die Blüten sind wunderschön! In Japan habe ich ganz viele gesehen!«
    »Und wo wachsen sie?«, fragte M. nach.
    »Nun ja, im Wasser, ich meine am Boden eines Sees oder Teiches.«
    »Und wie ist es da so?«
    »Ähm, ziemlich schlammig!« Ich schüttelte mich angesichts der Erinnerung an einen Bodenkontakt mit nackten Füßen. »Ich habe mal eine Szene gedreht, bei der ich in einem Teich baden musste. Bah, war das eklig, mit den Füßen in diesem braunen Modder zu stehen! Stimmt, Lotosblüten gab’s dort auch.«
    »Siehst du, und obwohl die Wurzeln in schlammigem Grund stecken, ist die Blüte doch rein und wunderschön. Sie repräsentiert die Buddhanatur. Das heißt: Schlamm und Dreck, also Leid, wenn du so willst, sind notwendig, um die Blüte der Buddhaschaft hervorzubringen. Entsprechend besitzen alle Lebewesen und Dinge in unserem Universum – nach der lebensbejahenden Philosophie des Lotos-Sutra – den reinen Lebenszustand der Buddhaschaft. Et maintenant, très important, und einzigartig in der buddhistischen Praxis des Lotos-Sutra: Ein Buddha ist kein transzendentales Wesen oder eine Gottheit, sondern ein ganz normaler Mensch, der im Hier und Jetzt lebt, der in der Lage ist, sich von eigenem Leid zu befreien und anderen dabei zu helfen, ihr Leid zu überwinden. Er tut das, indem er Weisheit, Mut, Mitgefühl und Lebenskraft hervorbringt. Die Menschen im Japan des 13. Jahrhunderts hatten, obwohl sie buddhistisch waren, längst den Glauben verloren, ihre Buddhaschaft verwirklichen zu können. Nichiren Daishonin beschloss, etwas zu unternehmen, um den Menschen wieder eine Möglichkeit zu geben, mit dem Mystischen, also dem ›Wahren Gesetz‹ in Einklang zu kommen. Zu dieser Erleuchtung gelangt, schrieb er sozusagen seinen eigenen hohen Lebenszustand auf, wie einst Buddha, der mit Weisheit und Mitgefühl für das Glück aller Menschen kämpfte. Das war im Jahr 1279. Und jetzt kommt’s: Nichirens Niederschrift, genannt Gohonson, verkörpert den Buddhazustand, den höchsten Lebenszustand sowie das Gesetz des Universums. Und um allen Menschen zu ermöglichen, diesen Buddhazustand in sich zu aktivieren, machte Nichiren Daishonin einen Satz – Nam Myoho Renge Kyo – also, si tu veux, den Titel und die Kernaussage des Lotos-Sutra, zur Basis der buddhistischen Praxis. Dieser Satz ist der Ausdruck für das grundlegende Gesetz des Lebens.«
    »Du meinst das Prinzip von Ursache und Wirkung und die Tatsache, dass jeder Mensch ein Buddha ist oder zumindest sein kann?«, hakte ich noch einmal nach, um ganz sicherzugehen, dass diese Information auch in meinem Großhirn angekommen war.
    »Absolument! Nichiren war der tiefsten Überzeugung, dass mit dem Chanten dieses einen Satzes jeder Mensch das ihm innewohnende Potenzial, ein Buddha zu werden, verwirklichen könne, um somit den Kreislauf des Leidens zu beenden. Unsere Organisation Soka Gakkai lässt von dem ursprünglichen Gohonson, der im Tempel Taiseki Chi in Japan hängt, Abschriften machen.«
    An dieser Stelle musste ich M. unterbrechen, weil ich plötzlich

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