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Mein Weg mit Buddha

Mein Weg mit Buddha

Titel: Mein Weg mit Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Kruse
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ein ganz klares Bild vor Augen hatte. Auf einmal wurde mir ganz heiß. »Ich war dort«, rief ich ganz aufgeregt, »ich habe das alles gesehen. Ich war vor vielen Jahren mit der Wiener Volksoper in Japan und wir haben so ziemlich alles besichtigt, was sehenswert war. Ich hatte natürlich keine Ahnung!«
    »Wie wundervoll!«, sagte M. und umarmte mich spontan. »Da hast du vielen von uns etwas voraus.«
    »Für mich war das damals einfach nur ein schöner Tempel mit einem wundervollen ›Altar‹.« Ich ließ die Bilder vor meinem inneren Auge Revue passieren.
    »Und damit wir uns zu Hause täglich daran erinnern, dass wir die Buddhaschaft besitzen,« fügte M. noch hinzu, »haben wir also eine Abschrift des Gohonsons, vor dem wir morgens, damit der Tag gut beginnt, und abends, damit der Kreis sich schließt, chanten und die Zeremonie vollziehen, die du ja hier bei mir schon gehört hast. Dieser Gohonson ist nichts anderes als ein – wie heißt das in der Chemie? – Katalysator! Und über die Buddhaschaft und die Bedeutung von Nam Myoho Renge Kyo reden wir ein andermal. Setz schon mal die Kartoffeln auf. Ich zeige dir, wie man ein richtig tolles Gratin macht. Das ist auch nützlich. Wir wollen ja nicht nur den Geist, sondern auch den Körper ernähren.« Und damit war die »le ç on privée« beendet.
    Ich hatte nun eine ganze Menge zu verarbeiten und wandte mich dankbar der äußerst »diesseitigen« und praktischen Tätigkeit des Kochens zu. Ich muss zugeben, auch in dieser Domäne war ich Anfängerin. Aber es machte mir Spaß, es auszuprobieren. Die Jahre in Paris setzten einiges in Gang, nicht nur in philosophischer Hinsicht. Damals hätte ich mir kaum vorstellen können, dass aus mir einmal eine »Köchin aus Leidenschaft« werden würde …
    »Eh alors?«, begann die Liebe meines Lebens wenige Tage später eine erneute religiös-philosophische Diskussion. »Kommst du jetzt klar mit dem Thema Gohonson?«
    »Ja, ich denke schon. Der Gohonson ist ein Objekt, das die Buddhaschaft besitzt, genauso wie alle Menschen. Ich zum Beispiel. Und sogar du!« Diesen Kommentar konnte mir nicht verkneifen! Getreu dem Motto: Lieber einen guten Freund verloren als eine Pointe verpasst.
    »Frechdachs! Mais, il faut que tu comprenne, dass du das richtig verstehst: Der Gohonson repräsentiert das Gesetz, unser Leben, also auch den Lebenszustand der Buddhaschaft. Aber er ist nicht als eigenständiges Objekt zu verstehen und somit außerhalb von uns selbst. Ça c’est très important, ganz wichtig: Der Gohonson ist lediglich ein Spiegel unseres eigenen Lebens. Er macht uns deutlich, dass wir die Buddhaschaft besitzen. Wenn wir chanten und uns ihm zuwenden, erinnern wir uns daran. Wir konzentrieren uns darauf. Er ist ein Objekt, das man wertschätzt und ehrt, aber nicht anbetet, weil es ja eigentlich in uns selbst existiert. C’est ça la difference! Compris?«
    »Ja, klar. Stellt sich nur die Frage, ob ich das brauche«, frotzelte ich. »Es soll Leute geben, die ganz gut ohne Spiegel leben können.«
    Er ging nicht darauf ein: »Du musst dir das so vorstellen: Tu es comédienne – du bist Schauspielerin. Du brauchst den Spiegel, um dich in deiner Garderobe auf die Vorstellung vorzubereiten. Er zeigt dir dein Gesicht, so wie das Publikum es sieht.«
    »Und wenn der Spiegel schmutzig ist oder gar blind, werde ich keine Ahnung haben, wie das Publikum mich sehen wird, ich meine, ob das Make-up stimmt, die Frisur sitzt, mein Ausdruck richtig ist!«
    »Tout à fait. Il te réprésente. Er ist dein getreues Abbild. Deswegen …«
    »J’ai compris. Man muss den Spiegel putzen. Ich hab’s verstanden.« Allerdings war mir das mit dem Buddha- und dem Lebenszustand noch nicht ganz klar, da musste ich bald noch einmal nachhaken. Auf gut »Christendeutsch« würde das ja bedeuten: Ich bin Gott. Das ist schon der Hammer …

    Wie auch immer. Was dieses Ding mit dem Namen Gohonson anbelangte, war ich erleichtert. Es war lediglich ein Symbol für etwas, das ich auch war, also kein Gegenstand der Anbetung. Super, denn Götzenanbetung, ob sie nun Statuen oder Menschen betraf, war mir schon immer ein Gräuel. Ich komme auch mit den Heiligen in der katholischen Kirche nicht richtig klar. Ich halte sie für herausragende Persönlichkeiten in der Geschichte der Menschheit, die Großartiges vollbracht haben und den Menschen zum Vorbild wurden. Aber einen noch höheren Stellenwert haben sie bitte schön nicht!
    Dieser Gohonson hielt also kurze Zeit

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