Mein Weg mit Buddha
– gültig auf der ganzen Welt, über sämtliche Grenzen und Kulturen hinweg. Etwas, das alle Menschen egal welcher Herkunft, ob aus dem Königshaus oder dem Slum, miteinander verbinden kann. Ziemlich gerecht, finde ich, denn ein Glaube oder eine Lebensphilosophie kann doch nicht denjenigen vorbehalten sein, die über ein gewisses Maß an Intelligenz und Bildung verfügen! Ich bin im Laufe meines Lebens sehr vielen Menschen begegnet, die diese Form von Buddhismus praktizieren, und bei manchen tat ich mich schwer, ein Gespräch zu führen, weil sie so »simple minded« waren. Doch auf den Geisteszustand kommt es nicht an, um seinen Lebenszustand zu erhöhen und Glück in seinem Leben zu schaffen. Das ist eine Sache des Herzens und nicht der Birne! Auch wenn ich damals noch nicht bereit war, mich vollständig auf die buddhistische Praxis einzulassen, wurde mir klar, dass ich dem, was ich mein Leben lang gesucht hatte, ein großes Stück nähergekommen war. Besonders erfreulich und angenehm fand ich, dass bei diesen Versammlungen in keiner Weise »missioniert« wurde. Heute weiß ich auch, warum das nicht der Fall war: Diese Lehre, diese Philosophie, diese Religion – wie auch immer man es nennen mag – pflanzt sich »von Herz zu Herz« fort. Das funktioniert nicht mit Nachdruck und massivem Angriff, sondern läuft ganz im Stillen ab. Es ist Teil der »Menschlichen Revolution«, die jeder für sich vollzieht, bei der es darum geht, im eigenen Leben Werte zu schaffen, beruflich wie privat. Man arbeitet daran allein, aber auch – und das ist ganz wichtig – gemeinsam mit anderen, im eigenen Kreis, der eigenen Stadt, dem eigenen Land und auf der ganzen Welt, im friedlichen Dialog auf der Basis der buddhistischen Lehre des Lotos-Sutra mit dem Endziel des Weltfriedens. Das ist die Intention der Menschen, die diese Art des Buddhismus praktizieren: sich selbst und damit die Welt in friedlicher Weise zu revolutionieren. Toll! Was für ein gewaltiger Unterschied zu den buddhistischen Lehren, mit denen ich mich bisher beschäftigt hatte. Die folgten eher dem Prinzip, dass jeder auf seiner Matte sitzt, in mehr oder weniger tiefer Versenkung meditiert und für sich allein an seiner Erleuchtung herumwurschtelt.
Darum gibt es in diesem Buddhismus auch eine Organisation. Schließlich ist in diesem Universum ja alles irgendwie »organisiert«, von den simpelsten Vorgängen bis zum komplexen Zusammenspiel von Erde, Wasser, Pflanzen und allen Lebewesen in der Natur …
Diese Vereinigung von Menschen, Laien, ganz normalen Leuten mit normalen Berufen ist die »Soka Gakkai«, die »Werteschaffende Gesellschaft«. Ihr oberstes Credo ist der Dialog zum Zwecke des Friedens. Albert Camus sagte einmal: »Das echte Gespräch bedeutet: aus dem Ich heraustreten und an die Tür des Du klopfen«. Das ist die Lebensbasis der Mitglieder der »Werteschaffenden Gesellschaft«, die inzwischen viele Millionen Menschen in fast 200 Ländern dieser Erde zählt. Außerdem ist die Soka Gakkai als »non-governmental organization« in der UNO vertreten. Ihr Präsident, Daisaku Ikeda, ist ein Botschafter des Friedens – nein, kein »Guru«! – und in der Welt im friedlichen Dialog mit den führenden Köpfen aus Kultur, Wissenschaft und Politik unterwegs. Im Gegensatz zum Dalai Lama wurde Ikeda nicht zur schillernden Buddhismus-Popikone hochstilisiert und glanzpoliert. Er ist in all seinen Friedensaktivitäten erfreulich unpolitisch und kommt ohne Bodyguards und PR-Meute aus. Die Ermutigungen, die er regelmäßig in alle Welt sendet, lassen auf eine 200-Stunden-Woche schließen. Ikeda lebt es vor: das ehrliche Bemühen um andere Menschen! Das Leben eines »Bodhisattva«, eines Menschens, der andere auf ihrem Weg zur Buddhaschaft unterstützt. Die Soka Gakkai wird in Frankreich sehr angefeindet. »Aha, da haben wir’s«, dachte ich damals, »Sekte! Vorsicht!« Obwohl ich diesen Eindruck gar nicht hatte. Im Gegenteil: Niemand will etwas von dir, Geld schon gar nicht. Du wirst ermutigt, aber nicht geschubst. Du kannst alles fragen und bekommst auf alles eine Antwort. Die Organisation ist absolut transparent. Wenn jemand etwas spenden will, kann er das tun, es besteht aber keine Verpflichtung. Buddhistische Spenden sind keine Mitgliedsbeiträge. Natürlich sind finanzielle Mittel nötig, um zum Beispiel buddhistische Zentren zu unterhalten. Diese Mittel stammen aus freiwilligen Spenden der Mitglieder. Doch im Buddhismus ist »Geben« etwas anderes als eine
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