Mein Weg mit Buddha
Tiere, Pflanzen …«
»Auch Steine, Wasser und Atomteilchen?«, warf ich ein.
»Ja, alles! L’Univers ne choisit pas – das Universum unterscheidet nicht. Auch du bist nur ein Atomteilchen in diesem Universum. Also: Alles und jedes besitzt diese Lebenszustände. Wichtig dabei ist: Auch wenn in einem Moment einer dieser Zustände aktiv und dominant ist, sind die anderen Zustände trotzdem vorhanden, caché, sie sind versteckt.«
»Das heißt, ich kann mich in einem Moment ärgern und im nächsten vor Freude tanzen? Das ist doch nichts Neues!«, bemerkte ich lapidar. »Kennst du Goethe?«
»Bien sur! Wofür hältst du mich?«
»Ich meine: › Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt … ‹ sagt Clärchen im Egmont! «
Der Mann an meiner Seite ließ sich von meiner literarischen Bildung allerdings wenig beeindrucken. »Wie auch immer«, führte er unbeirrt fort, »ein Mensch kann innerhalb weniger Minuten alle Lebenszustände durchlaufen, je nach äußerem Anlass oder innerer Ursache.«
»Wie bitte?«
»D’accord …«, seufzte mein Liebster, »dann also noch einmal zurück zu Ursache und Wirkung. Das hast du, glaube ich, noch nicht ganz verinnerlicht. Äußere Ursachen sind Ereignisse, die innere Ursache ist deine Befindlichkeit!«
»Das macht es nicht klarer.«
»Alors, ein Beispiel: tu m’aimes?«
»Was hat das damit zu tun? Klar liebe ich dich. Weißt du doch.«
»Das ist deine innere Befindlichkeit.«
»Aha.«
»Et maintenant, je te donne une claque. Jetzt verpasse ich dir eine Ohrfeige!«
»Untersteh dich!«, grinste ich.
»Was würde passieren?«
»Ich wäre sauer!«
»Eh bien, voilà. Das wäre dann dein Lebenszustand, als Wirkung auf die Ursache, die ich mit meiner Ohrfeige gesetzt habe. Deine innere Befindlichkeit, sprich, dass du mich liebst, wird dich aber davon abhalten, mich deswegen zu erschießen. D’accord?«
»Und wenn ich sofort zurückhaue?«
»Das wäre dann fast der Beweis für die Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung!«
»Was soll das denn schon wieder heißen?«
»Tiens, nach dem Gesetz des Lebens sind alle Phänomene im gesamten Universum dem Prinzip von Ursache und Wirkung unterworfen. Sie sind alle miteinander verbunden und beinhalten sich gegenseitig. Ça veut dire: Jede kleinste Veränderung des winzigsten Teilchens bewirkt eine Veränderung des Ganzen. Somit bist du Teil deiner Umgebung und mitverantwortlich für das Gesamtgeschehen. C’est clair?«
»Ja, ich bin ja nicht blöd. Wenn ich als Anja-Kruse-Teilchen salziger bin als alle anderen in der Riesensuppe, wird die ganze Suppe allein durch mich ein bisschen salziger. Und das bedeutet auch, dass es keinen Zufall gibt.«
»Bien sur que non!«, bestätigte mir der Liebste, »auf keinen Fall! Zufall ist bloß die Wirkung einer nicht erkannten Ursache! Also, wenn dir deine Umgebung nicht gefällt, musst du dich ändern. Ganz einfach! Wir neigen dazu, die Ursachen für unsere Probleme und Hindernisse, unsere Fehler, unser Unglück und unser Leid außerhalb unserer selbst zu suchen. Doch durch das Chanten, voilà, erkennen wir, dass die Ursachen in uns selbst liegen.«
»Das heißt«, warf ich ein, »niemand ist schuld daran, dass mir dies oder jenes passiert. Also keine Fremdschuldzuweisungen mehr.« Da sprach ich ein großes Wort gelassen aus. Ich ahnte zu jener Zeit nicht, in welchem Maße ich mit diesem Thema in Bezug auf gewisse Menschen in meinem Leben noch konfrontiert werden würde. Ich war selbst erstaunt, wie schnell ich es verstanden und verinnerlicht hatte. Die Haltung, etwas oder jemanden als Verursacher dessen zu sehen, was einem passiert, ob es nun negative oder positive Dinge sind, ist allseits beliebt und stark verbreitet. Doch mit dieser Einstellung wird man in seinem eigenen Leben nie etwas ändern können!
»Bravo«, sagte die Liebe meines Lebens ganz schlicht, um dann frech hinzuzufügen: »Geht ja doch was rein in deinen Dickschädel! Also, je répète: Wenn wir die innere Ursache ändern, können wir die Wirkung, also ein bestehendes Problem oder ein Lebensthema, beseitigen beziehungsweise ändern.«
»Und damit auch das Karma?«
»Bien sur! Darum geht es doch! Weil Karma die Summe aller Ursachen ist!«
»Aber«, hakte ich nach, »ich habe gehört, dass mein Schicksal unveränderlich ist, dass also grundlegende Dinge wie meine Lebensdauer und die Rahmenbedingungen meines Daseins festgelegt sind. Demnach trifft das, was du sagst, nur auf mein jetziges Leben zu.«
»Oui et non! Es
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