Mein Weg mit Buddha
gemeint, sich der Herausforderung zu stellen, Wünsche und Begierden zur Triebfeder der positiven Seite der Welt des Hungers zu machen. Unzufriedenheit und Rastlosigkeit können recht nützlich sein, wenn wir große Ziele erreichen wollen: ein Wirtschaftswunder im Nachkriegsdeutschland, der Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit in der Dritten Welt oder unser Einsatz für atomare Abrüstung und Weltfrieden. Nutzen wir diese Energie, um etwas Großartiges, Wertvolles zu schaffen, und sei es auch nur in unserem kleinen Bereich von Familie und Job.
Ich spüre zum Beispiel genau, dass meine Unzufriedenheit und Rastlosigkeit der vergangenen Jahre mich antreibt und beflügelt, dieses Buch zu schreiben. Ich hätte im Traum nicht daran gedacht, ein solches Projekt jemals in Angriff zu nehmen – ich, die immer lieber Texte von anderen sprach, las oder interpretierte … »Werte zu schaffen« ist die Basis meines Lebens geworden, vermittelt durch diese Form des Buddhismus und den Geist der Organisation Soka Gakkai. Ich bemühe mich darum.
Animalität
Wir befinden uns im Lebenszustand der Animalität, wenn wir primär instinktgesteuert handeln, und zwar ohne auf die Konsequenzen unserer Handlung zu achten. Wir leben dann ohne Rücksicht auf Verluste das Darwin’sche Gesetz von »Fressen oder gefressen werden«, das Gesetz des Dschungels. Eine gewisse »Hackordnung« in der Gesellschaft trägt dazu bei, von der Clique, der man angehört, über die in Firmen etablierten Strukturen bis hinauf in politische Ebenen. Wir legen eine Aggressivität und ein Revierverhalten an den Tag, die vielleicht im Tierreich sinnvoll sind, um die eigene Art zu erhalten und zu stärken, die aber im wirklichen Mensch-Sein nichts verloren haben. Die Ausübung und der Missbrauch von Macht allein zur Verwirklichung persönlicher Ziele sind die deutlichsten Beweise von Animalität als Lebenszustand bestimmter Personen oder Gruppen. Ein paar Namen aus der heutigen Zeit drängen sich förmlich auf: Putin in Russland oder – in der krassesten Form – Gaddafi in Libyen und Assad in Syrien. Instinkte sind eine nützliche Sache. Wir haben Hunger, also müssen wir essen, und zwar um zu leben, nichts weiter. Angst bewahrt uns vor Gefahren. Wir haben Sex, damit die Menschheit fortbesteht. Ansonsten wären wir wohl schon längst ausgestorben. Doch über unsere Instinkte hinaus sind wir hoch entwickelte Wesen, das dürfen wir nicht vergessen. Wir wissen um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und können mit unserem Verstand Schlüsse daraus ziehen und somit Konsequenzen überblicken. Diese Fähigkeit ist uns eigen, auch wenn wir vom Affen abstammen. Leider sind dennoch eine ganze Menge Primaten unter uns, kaum erkennbar, in oscarreifem Kostüm und in der Maske eines richtigen Menschen. Die machen das gut. Man lässt sich blenden, bis man dann doch eines Tages die Fassade durchschaut, weil das Maß an Rücksichts- und Gedankenlosigkeit, das diese Gestalten an den Tag legen, nur der, wie Nichiren Daishonin es nennt, »Torheit« instinktgesteuerter Menschen entspringen kann. Dieser Lebenszustand kann sich im großen Stil, beim Ringen um politische Macht, beim Wettrüsten oder bei halsbrecherischen Finanzmanövern zeigen, aber auch im Kleinen, zum Beispiel bei dem beliebten Thema Casting-Couch. Ja, meine Lieben, auch wenn die Herren Produzenten und Redakteure es vehement verneinen – es gibt ihn wirklich, diesen Tummelplatz animalischer Machtpolitik!
Apropos Sex: Sie kennen sicher den Unterschied zwischen der »schnellen Nummer« oder »der Runde Sex« und »faire l’amour« beziehungsweise »making love«? Ich hoffe doch sehr! Wer es erlebt hat: kein Vergleich! Ersteres ist die Welt der Animalität und damit mehr Nehmen als Geben. Letzteres ist symbiotische Hingabe, ein Miteinander und Füreinander, eine ganz andere Welt. Es ist schon merkwürdig, dass die deutsche Sprache keine treffende Bezeichnung dafür hat. »Liebe machen« … wie klingt das denn? Irgendwie hölzern. Ich überlasse es den Soziologen, Psychologen und Sprachwissenschaftlern herauszufinden, warum es an dieser Begrifflichkeit mangelt und in erster Linie diese hübschen Worte mit »f«, »v« oder »b« gebräuchlich sind. Da halte ich mich lieber raus …
Und damit verlassen wir die »Drei bösen Pfade«, bei denen wir Menschen fremdbestimmt vor uns hin leiden.
Ärger
Die Welt des Ärgers gehört eigentlich auch noch zu den »bösen Pfaden«, mit dem Unterschied, dass hier das Ego des
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