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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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Wikingerblut kommt dir zugute. Ich wusste doch, dass du von Kopf bis Fuß wie eine Wikingerfrau aussehen würdest. Komm. Ich habe in meinem Zimmer ein Feuer entzündet. Du kannst dich davor setzen und deine Haare trocknen.“
    Sie wollte nicht mit ihm gehen, denn sie traute diesem großen blonden Wikinger, der da vor ihr stand, nicht. Einen Moment lang schloss sie die Augen und versuchte sich das Bild von Leif in eleganter Abendkleidung zurückzurufen, das Bild, wie er sich über Tante Abbys Hand beugte, doch es wollte ihr nicht gelingen.
    Mit zitternden Fingern griff sie nach dem geschnitzten Hornkamm, den sie unter den Sachen auf dem Bett gefunden hatte, und folgte ihm in sein Schlafzimmer. Leif ließ sie auf einem Stuhl Platz nehmen, doch als sie Anstalten machte, sich zu kämmen, nahm er ihr den Kamm aus der Hand.
    „Lass mich das machen.“
    Wortlos verharrte sie, während er sich auf einem dreibeinigen Hocker niederließ und sorgfältig den Kamm durch ihr feuchtes, zerzaustes Haar zog. Sein Tun war fast so intim wie seine Berührung im Wasser, und unter dem einfachen blauen Gewand richteten sich Kristas Knospen auf. Doch Leif zog nur den Kamm durch ihre nassen Locken und vermied es diesmal gewissenhaft, sie zu berühren.
    Als er alle Strähnen geglättet hatte, ließ er die schwere Haarfülle auf Kristas Schultern fallen, erhob sich und ging zur Tür. „Ich werde dir das Mädchen schicken, damit sie dich bedient. Sie heißt Birgit und wird sich ab jetzt um deine Bedürfnisse kümmern.“
    Also würde Krista wie zu Hause eine Zofe haben.
    Sie dachte an ihre Freunde in England, an ihren Vater und wie sehr er sie brauchte, an ihre Zeitung, für die sie so hart gearbeitet hatte, um sie zu einem erfolgreichen Unternehmen auszubauen, und die Kehle war ihr wie zugeschnürt. Verzweifelt wandte sie ihren Blick ab und kämpfte mit den Tränen.

22. KAPITEL
    Fröhliches Lachen und Rufen erfüllte das Langhaus. Die Wikinger hatten ihre besten Kleider angezogen: Die Frauen trugen lange, fließende Gewänder ähnlich denen Kristas; manche waren mit komplizierten Stickereien, andere mit Pelz verziert. Die Männer hatten Tuniken und Kniehosen an, einige auch Westen mit Gürteln. Die meisten trugen verzierte Armbänder, Stirnbänder, Broschen und Anhänger aus Silber, Perlen oder Muscheln.
    Viele der Frauen waren erstaunlich schön – unter ihnen Runa, Leifs Schwester – und groß. Zum ersten Mal war Krista einfach eine Frau, nicht anders als die anderen. Die Männer waren ebenfalls groß, schwer gebaut, und einige von ihnen sahen selbst mit ihren langen Haaren und dichten Bärten ausgesprochen gut aus.
    Für das Fest hatte man lange Reihen von Tischen aufgestellt, und im Kamin loderte ein Feuer, sodass der Raum angenehm warm war. Während Krista neben Leif auf einem Podest am entfernten Ende des Raumes saß, musste sie daran denken, wie sehr ihr Vater sich darüber freuen würde, hier unter diesen Menschen zu sein, wie er dieses Abenteuer genießen würde, das sie so sehr hasste.
    Endlich waren die Reden vorüber. Leif hatte erklärt, dass er diesen Abend der Trauer um seinen Vater und um die Männer, die auf See umgekommen waren, widmen wollte. Aber er sollte auch ein Fest sein, weil ein neuer Chief Ragnaars Platz als Führer des Ulfr Clans einnahm. Krista wusste, dass das Wort Wolf bedeutete. Jetzt verstand sie auch das Silberarmband, das Leif über dem Band mit dem geschnitzten Drachenkopf trug, dazu noch ein Elfenbeinamulett am Hals.
    Clanmitglieder der Siedlung füllten die Halle, wie auch andere, die von Leifs Rückkehr gehört hatten und nun gekommen waren, um an dem Fest teilzunehmen. Olav, Leifs jüngeren Bruder, und Olavs Frau Magda hatte Krista bereits kennengelernt.
    „Willkommen zu Hause, Bruder“, hatte Olav Leif mit einem kräftigen Schulterschlag begrüßt. „Wir alle hatten schon die Hoffnung aufgeben, dich wiederzusehen.“
    „Die Götter hatte Erbarmen, und so lebe ich noch.“ Leif lächelte.“ „Es tut gut, dich zu sehen, Bruder. Und es tut mir leid, vom Tod meines Vaters zu hören. Ich werde immer bedauern, dass ich nicht hier war, als er starb. Doch ich kann nicht behaupten, dass ich bereue, gereist zu sein.“
    „War es dort wirklich so anders?“, fragte Olav.
    „Ein ganzes Leben würde nicht ausreichen, dir die Wunder zu beschreiben, die ich gesehen habe.“
    Olav schüttelte den Kopf. Er war blond und blauäugig, nicht so groß wie Leif und seine Gesichtzüge waren nicht so fein

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