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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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grausamen Schicksal zu befreien. Sie war groß, stark und schön, wie geschaffen für ihn. Keine andere Frau hatte je so vollkommen zu ihm gepasst, hatte je ein so großes Verlangen in ihm entzündet.
    Und doch …
    Leif schüttelte den Kopf. Es war erst sein erster Tag zu Hause, und es gab so viel zu tun, so viel verlangte nach seiner Aufmerksamkeit. Er dachte daran, wie lange er gebraucht hatte, sich in dem englischen Leben zurechtzufinden, sich dort einen Platz zu erobern. Krista war eine starke, gewandte Frau. Sie würde sich ihr Leben hier auf der Insel schon einrichten, würde die Frau sein, die er brauchte.
    Tief holte er Luft und überquerte den freien Platz vor dem Langhaus, während seine Gedanken von Krista zu seinen Brüdern wanderten. Olav und seine Frau Magda hatten, wie zuvor auch Leif, in dem Langhaus gewohnt, in dem auch ihr Vater gelebt hatte. Doch Thorolf und Eirik, seine beiden jüngsten Brüder, hatte sich eigene Höfe gebaut. Als er fortgegangen war, hatten sie noch nicht vorgehabt zu heiraten. Er fragte sich, ob in dem Jahr seiner Abwesenheit einer von ihnen eine Frau genommen hatte.
    Bei dem Gedanken lächelte er. Beide waren große, kräftige Männer und auch hübsch, jedenfalls schienen die Frauen das zu denken. Er freute sich darauf, sie zu sehen und zu erfahren, wie es ihnen ergangen war. Auch wollte er mehr über die Raubüberfälle des Hjalmar Clans wissen. Heute Abend würden sie im Langhaus seine Rückkehr feiern. Sie würden ihren Vater betrauern und die Männer, die der See zum Opfer gefallen waren. Und Leif würde seiner zukünftigen Frau seine Brüder vorstellen.
    Krista sah sich das Zimmer an, das Leif ihr zugewiesen hatte, und ging dann in seinen Raum, in der Hoffnung, dort etwas mehr über ihn zu entdecken. Auf einem Holztisch an der Wand fand sie einen Ledergürtel mit einer Schnalle, die aus einer mit Schnitzereien verzierten Austernschale gefertigt war, ein ledernes, mit Silber besetztes Stirnband und eine verzierte Brosche aus Austernschale, wie man sie benutzte, um die Tunika eines Mannes an der Schulter zu befestigen. Dann gab es da noch eine Lederbörse und etliche Armbänder. Auf einem war der Kopf eines Drachen eingraviert. An einem Lederband hing ein Elfenbeinamulett mit dem gleichen Drachenzeichen.
    Sie hatte gerade das Amulett genommen, als sie merkte, dass sie nicht länger allein war. Aufgeschreckt drehte sie sich um und sah Runa in der offenen Tür stehen.
    „Ich habe deine Kleider gebracht.“ Sie ging an Krista vorbei zu Leifs großem Bett und breitete die Kleider auf den Fellen aus. Die hölzernen Fensterläden standen offen, und im Sonnenlicht bemerkte Krista goldene Strähnen in dem flammend roten Haar der jungen Frau. Runa hatte sie mit einem gewebten Band im Nacken zusammengebunden.
    „Danke … Runa.“
    Wie die meisten Frauen auf der Insel war Leifs Schwester groß und gut gebaut. Sie war außergewöhnlich hübsch, besaß sehr feine Gesichtszüge und ungewöhnlich graue, leicht schräge Augen.
    „Du sprichst unsere Sprache“, sagte Runa. „Hat mein Bruder sie dich gelehrt?“
    „Mein Vater lehrte sie mich.“
    Neugier stahl sich in Runas Blick. „Wo du herkommst, spricht man unsere Sprache?“
    „Nein, aber mein Vater ist ein … ein …“ Ihr fiel das Wort nicht ein. Schließlich sagte sie: „Ein Ratgeber. Er studierte eure Kultur, und so lernte ich eure Sprache, obgleich ich nur gerade das Nötigste weiß.“
    Runa ging um das Bett herum und strich das Kleid glatt, das sie gebracht hatte. Es war ein langes hellblaues Kleidungsstück aus einer weich aussehenden Wolle. Ihr Blick glitt über Kristas Hosen und das Hemd. „Kleiden sich die Frauen dort, wo du herkommst, so?“
    „Nein. Solche Kleidung tragen Männer. Meine Kleider waren … Ich borgte sie mir von einem der Männer auf dem Schiff.“
    Runa deutete auf den Rock aus blauer Wolle und die anderen Sachen auf dem Bett, einschließlich einem Paar ovaler Broschen aus Schildpatt, die mit winzigen Silberbändern verbunden waren, und einem passenden Schal aus blauer Wolle mit einem gestickten Muster entlang des Saums.
    „Das hier ist für dich“, sagte Runa. „Heute Abend gibt es ein Fest. Wenn du willst, kannst du baden, bevor du dich anziehst.“
    „Danke.“
    Begierig darauf, das warme Wasser der Quelle zu genießen, ging Krista zu dem Baderaum, doch Runa machte keine Anstalten, sie allein zu lassen.
    „Mein Bruder sagt, ihr beide wollt heiraten.“
    Krista blieb stehen und drehte

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