Mein wildes Herz
ihre Rückkehr zu warten. Krista konnte Leif durch die Kutschfenster sehen, das Gesicht angespannt, die Augen wachsam.
Sie ignorierte den schmerzhaften Stich, den ihr der Gedanke an seine baldige Abreise versetzte, und ging ins Haus. Man führte sie in einen der eleganten Salons des Earl.
Dort gesellte sich ihr Großvater dann zu ihr und setzte sich in die Ecke eines mit hellblauem Brokat bezogenen Sofas, während Krista am anderen Ende Platz nahm.
„Ich bin froh, dass du gekommen bist, Enkelin“, sagte er. „Ich hatte ohnehin vor, dich im Laufe der Woche herzubitten.“
„Ach ja?“
„Wir müssen miteinander reden, doch sag mir zuerst, wieso du mich sprechen willst.“
Krista wusste nicht so recht, wo sie anfangen sollte. Also begann sie mit den Drohbriefen, die sie Monate zuvor erhalten hatte, und dem Feuer bei Heart to Heart, von dem er bereits wusste. Dann erzählte sie ihm von dem Anschlag auf sie, den Leif vereitelt hatte, wovon der Earl nicht unterrichtet war.
„Es sind verrufene Männer“, sagte Krista. „Wenn mein … Beschützer nicht gewesen wäre, ich glaube, sie hätten mir Gewalt angetan.“
Die runzligen Wangen des Earl röteten sich. „Du hättest zu mir kommen sollen! Schließlich bist du die Enkelin des Earl of Hampton!“
„Wir haben einen Detektiv hinzugezogen, Großvater, einen Mann namens Dolph Petersen.“
Er nickte und sein Zorn ließ etwas nach. „Petersen. Guter Mann. Hätte selbst keinen besseren wählen können.“
Sie fuhr fort, erklärte die Sache mit Harley Jacobs, dem Mann, der verurteilt worden war, weil er die Schurken anheuerte, die sie überfallen hatten. „Wir dachten, damit wäre die Angelegenheit erledigt. Dann wurde Coralee auf dem Weg von der Zeitung nach Hause mit Pistolen bedroht. Wir sind überzeugt, dass die Ereignisse etwas miteinander zu tun haben.“
„Du sagst, dass Jacobs jetzt im Gefängnis sitzt?“
„Das stimmt. Doch wie sich herausgestellt hat, war er gar nicht der wirkliche Bösewicht.“ Sie fuhr fort und offenbarte ihrem Großvater, dass Porter Burton, Sohn des reichen Bergwerksbesitzers Lawrence Burton, in Wirklichkeit der Verantwortliche war und ihre Angreifer angeheuert hatte. Vermutlich hätte er auch das Feuer bei Heart to Heart gelegt. „Und er prahlte praktisch auch noch damit, den London Beacon zerstört zu haben.“
Der Earl lehnte sich zurück und verschränkte die knorrigen Finger über der Brust. „Also bittest du mich jetzt endlich um Hilfe. Worum geht es? Was soll ich für dich tun, Mädchen?“
Sie erklärte ihm ihre Überlegungen und fragte ihn, ob er bereit wäre, mit dem älteren Burton zu sprechen und seine Macht und seinen Einfluss einzusetzen, um den Mann dazu zu bringen, seinen rücksichtslosen Sohn unter Kontrolle zu halten.
Der Earl richtete sich wieder auf. „Ich bin dein Großvater. Ich werde alles tun, um dich zu beschützen. Doch im Gegenzug möchte ich auch etwas von dir. Das ist auch der Grund, weshalb ich mit dir sprechen wollte.“
Krista wurde vorsichtig. „Worum geht es?“
„Als Gegenleistung für meinen Schutz möchte ich, dass du heiratest. Ich möchte, dass du Matthew Carlton heiratest.“
„Wie bitte?“
„Hör mir zu, Krista. Dein Ruf ist ein Scherbenhaufen. Heiraten ist der einzige Weg, um das wenige, was davon übrig geblieben ist, noch zu retten. Und du musst es bald tun.“
„Aber … aber Matthew hat doch sicher kein Interesse an einer Heirat mit mir. Warum … warum sollte er eine Frau mit ruiniertem Ruf heiraten?“ Doch sie sah wieder Matthews Gesicht vor sich, als sie mit ihm gesprochen hatte. Er hatte klar zu erkennen gegeben, dass er selbst jetzt, wo ihr Ruf befleckt war, immer noch an ihr interessiert war.
„Das Warum ist nicht wichtig. Tatsache ist, dass ich bereits mit dem Mann gesprochen habe und dass er bereit ist, deine … deine Verstöße, welche das auch immer sein mögen, zu übersehen.“
Ihre Mitgift. Sie war ziemlich hoch, und zweifellos hatte ihr Großvater noch einen guten Teil mehr versprochen, falls Matthew immer noch bereit war, in eine Heirat einzuwilligen.
„Was sagst du dazu, Mädchen? Mit Matthew als Ehemann kannst du weiterhin deine Gazette herausgeben. Ich kümmere mich um Burton und seinen Sohn und um alle anderen Probleme, die vielleicht noch auftauchen. Es wird keine Drohungen und keine Gefahr mehr geben – darauf hast du mein Wort.“
Ihr Inneres zog sich zu einem schmerzhaften Knoten zusammen, und mit einem Mal fiel Krista das Atmen
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