Mein wildes Herz
am Wochenende stattfindende Ereignis an. „Es wird die Party der Saison sein.“
Ganz gleich, wie viele lahme Ausflüchte Krista auch vorbrachte, ihre Tante überredete sie immer.
„Und denk daran, Matthew Carlton wird wahrscheinlich auch da sein.“
„Vermutlich. Er findet gewöhnlich Gefallen an so etwas.“
Die Tante zog eine Braue hoch. „Du hörst dich nicht besonders begeistert an. Bedenkt man, dass dieser Mann einer der begehrtesten Junggesellen Londons ist, so müsste man doch annehmen, dass du dich glücklich schätzt, die Frau zu sein, die sein Interesse geweckt hat.“
Sicher, sie konnte sich glücklich schätzen. Matthew besaß alle Qualitäten, die eine Frau sich bei einem Mann wünschte. Er war nett, rücksichtsvoll, intelligent. Und die Soireen, Bälle und Hauspartys gaben Krista Gelegenheit, ihn besser kennenzulernen.
Jetzt, wo ihr Vater nicht da war, war Matthew sogar noch aufmerksamer als sonst, und als der Juli in den August überging, verbrachte Krista mehr und mehr Abende in seiner Gesellschaft, natürlich immer mit ihrer Tante als Anstandsdame.
Heute Abend hatten sie und Tante Abby zusammen mit Matthew, seinem älteren Bruder Phillip, Baron Argyle, und dessen Gattin Gretchen ein Theaterstück besucht. Sie hatte die Vorstellung in der prächtigen Loge von Matthews und Phillips Vater im Königlichen Theater in Drury Lane genossen.
Auch wenn das Stück gut gewesen war, hatte die lange Vorstellung Krista doch ermüdet. Ihr dunkelblaues Seidenkleid war ein wenig zerknittert, und die Locken, die auf ihre nackten Schultern fielen, verloren allmählich ihre Sprungkraft. Matthew sah überhaupt nicht mitgenommen aus, und als sie vor ihrem Stadtpalais vorfuhren, überraschte er sie mit der Frage, ob er noch auf einen Brandy mit hineinkommen dürfte.
Tante Abby, wie immer kein bisschen müde, stimmte sofort zu. „Natürlich dürfen Sie noch mit hereinkommen. Ich hätte Sie selbst einladen sollen. Wir würden uns freuen, Sie nur für uns zu haben und Ihre Gesellschaft genießen zu dürfen.“
Sie setzten sich eine Weile in den Salon und machten höflich Konversation, während Krista sich hinter vorgehaltener Hand bemühte, ein Gähnen zu unterdrücken. Dann schlug Matthew ihr vor, auf die Terrasse gehen, um die frische Luft zu genießen. Als sie durch die hohe Tür traten, erhaschte Krista einen Blick auf Tante Abby, die zwischen den Gardinen hervorspitzte. Sie spielte ihre Rolle als Anstandsdame sehr gut. Krista und Matthew taten, als würden sie sie nicht sehen.
„Ich habe den Abend genossen, Matthew“, sagte Krista und kämpfte gegen ein erneutes Gähnen an. „Danke, dass Sie mich eingeladen haben.“
Ein leichter Windstoß zerzauste sein dichtes braunes Haar. Er schenkte ihr ein warmes, zärtliches Lächeln. „Ich hoffe, ein Leben lang die Abende mit Ihnen teilen zu können, Krista.“
Schnell wandte sie den Blick ab. Seit Kurzem spielte Matthew immer häufiger auf eine Heirat an. Krista sagte sich, dass es genau das war, was sie sich wünschte. Es war an der Zeit, eine Familie zu gründen. Denn das schuldete sie nicht nur ihrer eigenen Familie, sondern auch sich selbst.
Sie wusste, sie war zu groß und viel zu unabhängig, um anziehend auf die meisten Männer zu wirken. Vor ihrer Tür standen die Verehrer nicht Schlange. Wenn es mit Matthew nichts wurde, würde sie vielleicht als alte Jungfer enden, und das wollte sie sicher nicht. Wie jede Frau wünschte sie sich Kinder, und anscheinend wollte Matthew ebenfalls eine Familie haben.
Sie brachte ein Lächeln zustande und sah die kleine Veränderung in seinem Gesicht, den entschlossenen Blick, der in seine Augen trat. Trotzdem ahnte sie nicht, was es zu bedeuten hatte, und war vor Schreck wie gelähmt, als Matthew vor ihr niederkniete und ihre Hand nahm.
„Sie müssen doch wissen, was ich für Sie fühle, Krista. Sie müssen wissen, dass ich tief für Sie empfinde. Wir passen gut zusammen, Sie und ich. Wir können ein wundervolles Leben miteinander haben. Heiraten Sie mich, Krista. Machen Sie mich zum glücklichsten Mann von London.“
Ihre Hand in der seinen zitterte. Sie hätte gerne noch eine oder zwei Wochen über seinen Antrag nachgedacht, doch sie wusste, dass sie ihn schon lange genug hingehalten hatte. Sie glaubte nicht, dass sie in ihn verliebt war, und er hatte auch noch nie verliebte Worte zu ihr gesagt. Aber sie hatten vieles gemein, und sie mochte ihn. Ehen wurden oft auf viel weniger gegründet.
Krista schluckte
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