Mein wildes Herz
Urgroßvaters in der Hand hielt.
Beide Männer trugen eng sitzende Hosen und weite Hemden. Matthew trug Stiefel aus feinem spanischem Leder, Leif kniehohe schwarze Schaftstiefel.
„Wenn Sie einverstanden sind“, sagte Matthew zu Leif, „fechten wir, bis das erste Blut fließt.“
„Wir fechten, bis einer von uns sich ergibt“, entgegnete Leif, während Krista den Atem anhielt.
„Einverstanden“, sagte Matthew mit sichtlicher Befriedigung. „Die Regeln sind einfach …“
„Es gibt keine Regeln“, meinte Leif, und Matthew hob die Brauen.
„Sind Sie sicher, dass das Ihr Wunsch ist?“
„Absolut sicher“, erklärte Leif.
„Leif, nein!“, rief Krista. Sie befürchtete, er würde sich nicht ergeben, auch wenn zu erkennen war, dass er der Verlierer sein würde. Und sie hatte große Angst, dass Matthew ihn schließlich sehr schwer verwunden würde.
„Professor, wenn Sie Ihre Tochter nicht unter Kontrolle halten können, schlage ich vor, dass Sie beide gehen.“
„Das wäre vielleicht wirklich das Beste, Liebes“, sagte ihr Vater.
„Es tut mir leid, Vater. Ich werde still sein.“
Die Männer stellten sich mit in der Luft gekreuzten Klingen einander gegenüber auf. Jeder stand im Profil, um so ein kleineres Ziel zu bieten. Sicher hatte Leif das aus einem der Bücher ihres Vaters gelernt. Kristas Herz begann zu hämmern, als jetzt Stahl auf Stahl traf. Leif parierte den ersten von Matthews brutalen Hieben. Dann stürzte Matthew vor, und einen Augenblick später erblühte eine Blume aus hellrotem Blut auf Leifs Ärmel.
Krista unterdrückte einen Schrei.
Sie spürte die Hand ihres Vaters auf dem Rücken. „Ruhig, Liebling.“
„Er wird sich nicht ergeben, Vater. Eher wird er sterben.“
Der Professor blickte düster vor sich hin, schwieg aber. Die Kämpfenden bewegten sich vor und zurück durch den ganzen Ballsaal. Krista keuchte entsetzt auf, als Matthews Klinge in Leifs Oberschenkel drang.
„Sorgen Sie dafür, dass sie aufhören, Vater – ich bitte Sie.“
„Wenn ich nur wüsste wie, Liebes.“
„Ergeben Sie sich?“, fragte Matthew, und seine Klinge kreiste und verharrte in der Schwebe, bereit für den nächsten verletzenden Stich.
Leif antwortete, indem er seine Klinge senkte und sie hart gegen Matthews Waffe presste. So musste dieser parieren und einige Schritte zurückweichen.
Leif folgte ihm. Seine Klinge zischte von rechts und links heran. Er ließ Schläge hernieder regnen, die Matthew aber mit Leichtigkeit abfing. Krista glaubte, den Hauch eines Lächelns auf den Lippen ihres Verlobten zu sehen, als er nun den Degen hob, Leifs Degenspitze wie nichts beiseite stieß und sich auf ihn stürzte.
Sie kniff die Augen zu und presste die Lippen zusammen, um nicht zu schreien. Als sie wieder hinsah, war Leifs Hemd in Brusthöhe mit Blut verschmiert.
Er wusste nichts von der Fechtkunst, verstand nichts von Angriff und Parieren. Doch als er jetzt vorrückte, um sich zu verteidigen, bot er trotz allem ein elegantes Bild. Er war ein Krieger, ganz gleich mit welcher Waffe, aber er war kein Gegner für den meisterhaft fechtenden Matthew.
Zum ersten Mal wurde Krista bewusst, wie viel Leif ihr inzwischen schon bedeutete.
Plötzlich stürzte Leif vor und hob seinen Degen auf die gleiche Art, wie er es am Abend zuvor mit dem Schwert getan hatte. Er traf den Knauf von Matthews Waffe und entwand sie seinem Griff. In hohem Bogen flog der Degen zu Boden. Verblüfft sah Krista, wie Leifs Faust hochkam und er den Knauf seines eigenen Degens dazu benutzte, um Matthew kräftig gegen das Kinn zu schlagen. Der Hieb ließ ihn gegen die Mauer taumeln. Wieder blitzte die Klinge auf. Leif drückte sie seinem Widersacher knapp über dessen Herz gegen die Brust.
„Ergeben Sie sich?“, fragte er.
„Sie missachten die Regeln.“
„Es gibt keine Regeln. Ergeben Sie sich, oder erheben Sie immer noch Anspruch auf diese Frau, Matthew Carlton?“
Matthew machte ein Gesicht, als würde er Leif am liebsten umbringen. „Ich ergebe mich“, knurrte er.
Leif hob die Degenspitze. Mit wutverzerrtem Gesicht löste Matthew sich von der Wand und ging geradewegs zu Krista.
„Ist es das, was du gewollt hast? Was immer hier geschehen ist, du hast das letzte Wort.“
Sag ihm, dass du ihn immer noch heiraten willst. Tu deine Pflicht. Mach deinen Großvater glücklich. Denk an deine Fa milie.
„Vielleicht …“ Sie befeuchtete ihre Lippen. „Vielleicht ist es im Augenblick für uns so am besten.“
Ein
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