Mein wildes Herz
und ging zur Tür.
Kaum war er verschwunden, wandte Krista sich an Leif. „Das war jetzt wohl nicht nötig gewesen. Der Mann machte nur Konversation.“
„Du gehörst mir“, erklärte Leif. „Wenn du das vergessen hast, werde ich es jedem Mann hier im Raum klarmachen.“
Kristas Augen weiteten sich. „Du … du benimmst dich lächerlich. Matthew war nur höflich.“
Leif verzog die Mundwinkel. „Ich werde höflich zu dir sein, wenn wir zu Hause sind. Du brauchst nur die Tür deines Zimmers unverschlossen zu lassen.“
Krista wurde dunkelrot. Noch schlimmer war, dass ihr Puls zu rasen begann. Tief in ihrem Innern züngelte eine kleine Flamme hoch, und die Knospen ihrer Brüste zogen sich unter ihrem Kleid zusammen.
„Sag so etwas nicht“, flüsterte sie. „Das kann ich nicht tun, und das weißt du auch.“
Er wirkte amüsiert. „Wie jammerschade.“
Krista unterdrückte ein Lachen. Die Spannung zwischen ihnen wich. „Lieber Himmel, du klingst von Tag zu Tag englischer.“
Er lächelte nur.
Und er lächelte immer noch, als er zum Spieltisch zurückkehrte. Am Ende des Abends hatte er unter der Spielerelite dieser Stadt einen neuen Rekord aufgestellt, was den Gewinn innerhalb einer einzigen Nacht betraf.
Als er sich am Morgen zum Hafen aufmachte, um über den Kauf eines Schiffes zu verhandeln, wusste Krista, dass er dabei war, ihr das Herz zu brechen.
Leif war bei Crockford’s nicht länger willkommen. Die Gäste begannen ihre Verluste zu beklagen, und man bat ihn diskret, nicht mehr zu erscheinen. Er spielte an einigen anderen Orten, einschließlich eines sogar noch eleganteren Spielclubs namens 50 St, James. Gestern Abend hatte er die Einladung zu einem privaten Kartenspiel in das Haus eines Spielers namens Alexander Cain angenommen, dessen Vergangenheit fast so geheimnisvoll war wie Leifs eigene.
Alex Cain war einer der besten Spieler Londons, was Leifs magere Gewinne in dieser Nacht bezeugten. Als er Cains Stadthaus verließ, schätzte Leif sich glücklich, dass sein bescheidenes Vermögen einigermaßen unversehrt geblieben war.
Etwas Gutes hatte der Abend dennoch gehabt. Er und Cain hatten einen gewissen Respekt voreinander gewonnen. Wie Leif, hielt auch dieser Mann sein Privatleben vor der Öffentlichkeit geheim. Doch Cain war auch ein sehr gerissener Geschäftsmann, und eine seiner erfolgreichsten Bemühungen mündete in der Partnerschaft mit dem wohlhabenden Schiffseigner Dylan Villard. Ihr Unternehmen hieß Continental Shipping.
„Wie ich höre, brauchen Sie ein Schiff“, sagte Cain nebenbei zu Leif, während sie in seinem Arbeitszimmer saßen, Brandy tranken und Zigarren rauchten – ein Laster, das Leif kürzlich entdeckt hatte und dem er gerne hin und wieder nachging.
„Ich möchte Handel betreiben“, erwiderte Leif. „Ich brauche ein Schiff, das leicht zu handhaben ist und für das man nur eine kleine Mannschaft braucht. Mit der Zeit hoffe ich zu expandieren, doch im Augenblick halte ich nach so etwas Ausschau.“
„Lassen Sie mich mit Dylan reden. Mal sehen, ob er etwas Passendes weiß, das zum Verkauf angeboten wird.“
„Ich werde einen Kapitän und eine Mannschaft anheuern müssen, Männer, die bereit sind, für mindestens ein Jahr unterwegs zu sein. Und die den Mund halten können.“
Cain ließ den Brandy in seinem Glas kreisen. „Interessant … Aber Sie sind sowieso ein verblüffend interessanter Mann.“
Leif lächelte nur. Er mochte Alex Cain mit seinen intelligenten grünen Augen und dem braunen Haar. Zudem war er größer als die meisten Engländer. Auch die Frauen mochten ihn, das war Leif bekannt, obwohl Cain außerhalb seines Bettes nur wenig Verwendung für sie zu haben schien. Alex Cain war ein Mann mit eigenen Geheimnissen, und doch spürte Leif, dass man ihm vertrauen konnte.
Innerhalb einer Woche machte Cain die Besichtigung dreier Schiffe aus: einer Brigantine, eines wieder instand gesetzten Postdampfers, der früher Passagiere die Küste entlang befördert hatte, und eines sechzig Fuß langer Schoners mit Toppsegel.
Der Schoner war genau das, was Leif suchte.
Es war ein schönes Schiff und glich ganz und gar nicht dem Schiff, das er und die Männer von Draugr aus vom Salzwasser gebleichten Balken gebaut hatten. Er war schnittig, gut gearbeitet und besaß zwei schöne Maste aus Fichtenholz. Hier besaßen Schiffe einen Namen, und dieses hier hieß Lily Belle. Zu Leifs Erstaunen änderte Cain den Namen in Sea Dragon . Er malte ihn in großen
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