Mein wildes Herz
Buchstaben ans Heck.
Erstaunt sah Leif ihn an. „Wie konnten Sie das wissen?“
„Was wissen?“, fragte Cain, und schaute ihn mit seinen klugen Augen prüfend an.
Leif erkannte seinen Irrtum und zuckte nur die Schultern. Es war nur ein Zufall. Alex Cain konnte nicht wissen, dass man ihn in Draugr Leif the Dragon-hearted, Drachenherz, nannte. Er hatte sich diesen Namen wegen seiner wilden Kampfeswut in der Schlacht erworben. „Sea Dragon, das gefällt mir.“
Cain lächelte. „Das dachte ich mir. Es schien irgendwie passender.“
Sie wurden langsam Freunde, und wenn Leif auch bald aufbrechen würde, war es doch gut zu wissen, dass er anfing, sich in diesem Land einzuleben. Er mochte auch Cains Partner, den dunkelhaarigen, dunkeläugigen Dylan Villard. Noch mehr mochte er Villards Vorschlag, Leif solle, nachdem er eine Handelsroute aufgebaut und Waren zur Verfügung hatte, immer zuerst mit Cain und Villard sprechen, bevor er mit jemand anderem verhandelte.
„Continental Shipping ist daran interessiert zu expandieren“, sagte Villard bei einem Treffen in seinem Büro an den Docks. „Und wir sind sehr erpicht auf neue Anlaufhäfen.“
„Das ist gut. Möglich – dass wir eines Tages miteinander ins Geschäft kommen.“
Als Leif sich verabschiedet hatte und eine Droschke herbeirief, um nach Hause zu fahren, fühlte er sich entspannt wie schon seit Wochen nicht mehr.
Er hatte viel mehr Geld, als er benötigte. Er hatte ein Schiff für sich gefunden und würde bald eine Mannschaft haben.
Was er jetzt noch brauchte, war eine Frau.
Er dachte an Krista. Er wollte sie zurück in sein Bett haben. Er wollte sie besitzen, wann immer und wie immer er es wünschte.
Es war an der Zeit, mit Kristas Vater zu sprechen.
Zwei Tage später, am frühen Abend, ergab sich dafür eine Gelegenheit. Leif fragte den Professor, ob sie miteinander sprechen könnten, und setzte sich dann mit ihm an den runden Mahagonitisch in der Ecke des Arbeitszimmers.
Er verlor keine Zeit, erklärte sein Anliegen und endete mit der Geldsumme, die er anzubieten gedachte.
„Sicher habe ich Sie nicht richtig verstanden“, sagte der Professor und beugte sich ein wenig vor.
„Tut mir leid, Professor, habe ich mich falsch ausgedrückt?“
„Vielleicht. Ich glaube verstanden zu haben, dass Sie mir zwanzigtausend Pfund für Krista anbieten.“
Leif sprang auf. „Ich habe Sie beleidigt. Sicher hätte ich mehr anbieten sollen. Ihre Tochter ist viel mehr wert als …“
„Setzen Sie sich, mein Junge. Sie haben mich nicht im Geringsten beleidigt.“
Leif sank auf seinen Stuhl zurück.
„Zwanzigtausend Pfund sind in der Tat viel Geld. Ich bin überzeugt, Krista wäre sehr geschmeichelt. Doch die Wahrheit ist, dass ich Ihr sehr großzügiges Angebot nicht annehmen kann. In England verkaufen wir unsere Töchter nicht.“
„Das sagten Sie schon zuvor, und doch kommen Ihre Frauen mit einer Mitgift zu einem Mann. Ist das nicht dasselbe?“
„Nun, vermutlich auf eine andere Art, aber …“
„Ich bin der richtige Mann für sie. Das sehen Sie doch sicher ein.“
Der Professor seufzte. „Man kann erkennen, dass sie eine Menge für Sie übrighat, Leif, doch selbst wenn ich der Meinung wäre, ihr beide würdet gut zusammenpassen, so würde das keine Rolle spielen. Die Entscheidung liegt allein bei Krista.“
„Aber Sie sind ihr Vater. Es ist Ihre Pflicht, sie angemessen zu verheiraten.“
Paxton Hart wandte den Blick ab. „Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, mein Sohn, aber wenn Sie nicht in England bleiben wollen …“
„Ich muss zurückgehen, das wissen Sie.“
„Dann glaube ich nicht, dass Krista Sie heiraten wird.“
Leif spürte einen bitteren Geschmack auf der Zunge.„Es geht um ihre Pflichten Ihnen und ihrem Großvater gegenüber.“
„Vielleicht glaubt sie das, aber ich bin mir nicht ganz sicher. Die Wahrheit ist, dass Kristas Leben sich hier in England abspielt. Ihre Familie ist hier, und sie liebt ihre Arbeit in der Zeitung. Diese Zeitung hat bereits sehr geholfen, wichtige Reformgesetze durchzubringen, und es gibt noch viel mehr zu tun.“
„Sie ist eine Frau. Und sie braucht einen Ehemann, einen Mann, der für sie sorgt.“
Langsam stand der Professor auf. „Ich wünschte, dieser Mann könnten Sie sein, Leif, wirklich. Doch sie kann nicht mit Ihnen gehen. An einem Ort wie der Insel Draugr würde sie ganz einfach nicht glücklich sein.“
Auch Leif erhob sich. „Verbieten Sie diese Verbindung?“
„Nein.
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