Mein wildes rotes Herz
mir bewusst, was der Grund für den Antrag Ihres Vaters ist«, erwiderte sie so ruhig sie konnte. Er versuchte bewusst, sie zu verletzen. Obwohl sie die Realitäten ihrer Ehe längst akzeptiert hatte, schmerzte es sie zu merken, dass Raff sie offenbar ganz bewusst quälen wollte . Vor allem, wo er bei anderen Gelegenheiten so ... Caroline bückte sich nach einem Blatt und betrachtete angelegentlich dessen Ränder.
Wolf wandte sich wieder den Pferden zu und zog sie zurück auf den Weg.
»Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet.«
»Vielleicht, weil ich es nicht will.«
Caroline verstellte ihm den Weg, als er an ihr vorbeigehen wollte. »Vielleicht habe ich ein Recht darauf, es zu wissen. Schließlich hat Ihr Vater mich hierher kommen lassen.«
Er packte in einer so schnellen Bewegung ihre Schultern, dass Caroline aufkeuchte. »Machen Sie nie den Fehler, mich für die Handlungen meines Vaters oder ihn für meine verantwortlich zu machen.«
Die Pferde wanderten davon, um an einem Grasbüschel zu fressen, und im Hintergrund rauschte der Fluss seine süße Melodie der Wildnis. Doch Caroline merkte nichts davon. Die Nähe des Mannes vor ihr überwältigte sie, und sie versank in seinen Augen und den Geheimnissen, die sich darin verbargen.
Sie atmete schnell und versuchte, sich wieder unter Kontrolle zu bringen. »Sie hassen ihn wirklich, nicht wahr?« Er sagte nichts, hielt sie nur weiter in seinem dunklen Blick gefangen, und sie fuhr fort. »Rebecca hat gesagt, dass Sie ihn hassen, aber ich wollte es nicht glauben.« Sie verschwieg, dass sie es wegen der Worte nicht hatte glauben wollen, die das Mädchen ergänzt hatte: »Er wird auch Sie hassen.«
»Glauben Sie, was Sie wollen.« Wolf ließ sie plötzlich los. »Sie behaupten, dass Sie die Cherokesen verstehen wollen.« Er lachte höhnisch und ohne Humor, so dass Caroline erschauerte. »Sie, eine Engländerin und Tochter eines Earls. Hören Sie gut zu, ein Mord muss gerächt werden ... um die Ordnung des Universums wiederherzustellen. So denken die Cherokesen. Und die Engländer«, fügte er mit einem Heben der Braue hinzu.
»Wollen Sie damit sagen, dass die Cherokesen Siedler in Virginia angegriffen haben, um sich zu rächen ?« Caroline hob die Hände. »Wofür? Wann hat das angefangen?«
»Ich wusste gar nicht, dass Eure Ladyschaft sich für Geschichte interessiert.«
Bei seinem sarkastsichen Ton versteifte Caroline sich. »Ich will einfach nur die Hintergründe verstehen.«
»Aber Caroline, daran ist nichts einfach.« Raff holte tief Luft. »Die Gesetze der Völker - Engländer, Cherokesen - reichen weit zurück, fast so weit wie die Rivalitäten. Die Cherokesen haben zugestimmt, gegen die Shawnee zu kämpfen, aber weniger, weil sie Alliierte der Franzosen und damit Feinde Englands sind, sondern weil es einen alten Hass zwischen den Stämmen gibt. Mein Stamm hatte aber nicht erwartet, dass sie englischen Siedlern Platz machen müssten oder dass ihre Skalps gegen eine Belohnung beim Gouverneur von Virginia eingetauscht würden.«
Caroline starrte ihn an und schluckte. »Ist das passiert?«
»Ja.« Wolf wandte sich ab.
»Aber warum hat man diese Leute nicht bestraft? Das englische Gesetz sieht doch sicher -«
»- nur auf die Rechte der Engländer, Caroline.« Wolf ging los, um die Pferde zu holen, und warf ihr einen Blick zu. Sie stand wie festgewachsen da und runzelte die Stirn, tief in Gedanken versunken. Wolf schüttelte den Kopf. »Die Krieger waren auf dem Rückweg, nachdem sie die Shawnee bekämpft hatten, und hatten all ihre Güter verloren. Sie drohten zu verhungern, also haben sie ein paar Rinder getötet, die sie auf einer Weide fanden. Aber die Rinder gehörten den Siedlern. Sie haben die Krieger verfolgt und getötet. Gouverneur Dinwiddie hat dem Häuptling des Stammes eine Entschuldigung schicken lassen. Aber darin war hauptsächlich die Rede von dem Verstoß der Indianer gegen das Gesetz von Virginia.«
Er führte die Pferde auf den Pfad, und Caroline hob die Röcke und lief ihm nach. »Aber das sieht doch so aus«, sagte sie, als sie ihn eingeholt hatte, »als seien das alles nur Missverständnisse. Tragische natürlich, aber doch sicher etwas, was vernünftige Menschen aus der Welt schaffen können, wenn beide Seiten -«
»Ah, aber beide Seiten denken, nur sie hätten die einzig vernünftige Position.«
Caroline konnte nicht anders, sie musste seine Wange berühren. »Und Sie sind hin-und hergerissen zwischen beiden.«
Sie
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