Mein wildes rotes Herz
Simmons Hall mit seinen welligen Hügeln, geschnittenen Rasenflächen und gepflegten Bäumen, wo es so ganz anders war als hier in diesem wilden Land ... Aber so groß ihre Angst auch war, irgendetwas an diesem Land faszinierte sie, vielleicht sogar dieselbe ungezähmte Wildheit, die ihr so Angst machte. Außerdem hatte sie keinen Ort in England, an den sie hätte zurückkehren können, und sie schüttelte den Kopf.
»Nein«, lehnte sie mit zitternder Stimme ab, »ich schaffe das schon.« Sie straffte die Schultern und schenkte ihm ein schwaches Lächeln.
»Sind Sie sicher?«
»Ja.«
»Na gut.« Wolf sog den Atem ein und lenkte sein Pferd neben ihres. Mit einer raschen Bewegung glitt er hinter den Sattel seines Pferdes und griff nach ihr.
»Was haben Sie vor?«
»Ich denke, es ist an der Zeit, Lady Caroline, dass Sie lernen, im Herrensitz zu reiten.«
»Aber-«
»Ruhig jetzt. Nehmen Sie den Fuß aus dem Steigbügel.«
Sie gehorchte, und seine Hände umfassten ihre Taille. Dann zog er sie von ihrem Pferd und in den Sattel seines Tieres. Einen Moment hielt er sie fest, ihre Schultern an seiner Brust, ehe er ihr weitere Anweisungen gab.
»Heben Sie Ihr Bein jetzt auf die andere Seite.« Seine Hand umfasste ihren Schenkel. »Ja, so.« Er setzte sie im Sattel zurecht und zog die weißen Petticoats wieder über ihre entblößten Beine. »Ich weiß, dass es zu Anfang ungewohnt ist, aber Sie werden sich an diese Art des Reitens schnell gewöhnen.« Seine Arme umfassten sie von hinten. »Vielleicht gefällt es Ihnen eines Tages sogar.« Dann band er die Zügel ihrer Stute an seinem Sattelknauf fest, schob Flinte und Pulverhorn zurecht und trieb beide Pferde in das schäumende Wasser.
Erst schloss Caroline fest die Augen, weil sie Angst hatte, genau hinzusehen, aber als sie die beruhigende Wärme seines Körpers an ihrem spürte, schlug sie sie wieder auf. Seine muskulösen Arme umfingen sie sicher, als er die Zügel hielt, um die Pferde über das Stück zu lenken, wo sie dem Sog des Flusses gewachsen waren.
Das Wasser, das erst nur ihre Schuhe benetzt hatte, schwappte ihr jetzt in den Schoß. Doch Wolf ritt unbeirrt auf eine Baumgruppe am anderen Ufer zu, und allmählich ließ Carolines Furcht nach. Als er ihr ins Ohr flüsterte: »Das Schlimmste ist geschafft«, entspannte sie sich und begann, das Abenteuer zu genießen. Das eisige Wasser brachte sie zum Zittern, aber sie lachte, als das Pferd das andere Ufer erreichte.
Wolf stieg ab und streckte die Arme nach ihr aus. Caroline legte ihm die Hände auf die Schultern und ließ sich willig herunterhelfen. Sie wehrte sich auch nicht, als er sie an sich zog. »Wir haben es geschafft!«, rief sie und schlang ihm die Arme um den Hals. Sein Haar war genauso nass wie ihres, und sie vergrub ihre Finger in seinen dichten Locken.
Wolf schob sie ein Stück weg, um sie anzusehen, und lächelte. »In der Nähe gibt es einen Ort, wo wir übernachten können.«
»Aber ich habe gedacht, dass wir heute nach Seven Pines kommen.« Das hatte er im Fort zu ihr gesagt.
»Haben Sie es so eilig, die Reise zu beenden?«
»Nein«, gab Caroline zu, ergänzte dann aber: »Ich nehme an, dass es ungehörig wäre, mit durchweichten Kleidern dort einzutreffen.«
Sein kurzes Lächeln war bezaubernd. »Wir müssen uns natürlich an die Etikette halten.« Seine Arme ließen sie los. »Kommen Sie, Lady Caroline.« Er führte sie zurück zu den Pferden.
Der Ritt war kurz. Die Luft kündete bereits vom kommenden Herbst, und Caroline zitterte vor Kälte. Als Wolf abstieg, sah Caroline sich erstaunt um. Sie konnte nicht erkennen, aus welchem Grund sie hier angehalten hatten.
»Von hier an gehen wir zu Fuß weiter«, erklärte Wolf und half ihr vom Pferd. Dann führte er sie zu einem Pfad, den sie erst jetzt entdeckte.
Der Weg war nicht einfach. Wolf führte die Pferde, und Caroline hob ihre Röcke und versuchte, ihm so gut wie möglich zu folgen. Als sie schließlich auf eine große Lichtung kamen, war sie außer Atem. In der Mitte stand eine kleine Hütte, die mit Rinde gedeckt war. Davor f loss ein breiter Bach durch einen kleinen Garten. Wolf ließ die Pferde trinken und begann, ihnen die Sättel abzunehmen.
»Gehen Sie hinein«, wies er sie an. »Ich komme gleich mit Holz hinterher, um Feuer zu machen.«
Der Gedanke an ein Feuer war wundervoll, doch Caroline zögerte. »Macht es den Menschen, die hier wohnen, nichts aus, wenn wir ihr Haus benutzen?« Es war deutlich zu erkennen, dass im
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