Mein wildes rotes Herz
»Mir geht es gut, wirklich.« Ob er ihr nun glaubte oder nicht, jedenfalls drehte Raff sich im Sattel um und ritt weiter. Caroline zog sich die Decke, die er ihr gegeben hatte, enger um die Schultern und folgte ihm, den Kopf gesenkt.
Am Spätnachmittag lenkte er sein Pferd vom Pfad herunter, stieg ab und trat zu ihr, um ihr aus dem Sattel zu helfen.
»Warum halten wir an?« Mittlerweile regnete es heftig, und das Wasser strömte ihr über das Gesicht.
»Ihnen mag das Wetter ja nichts ausmachen, aber mir. Und die Pferde wollen bestimmt aus der Nässe.«
»Aber wo gehen wir hin?« Es sah aus, als würde er sie immer tiefer in den Wald führen. Weiche Piniennadeln bedeckten den Boden, und ab und zu schlugen ihr Zweige ins Gesicht.
»Da vorne ist eine Hütte«, sagte er nur.
Aber er täuschte sich. Caroline stand auf einer Wiese im Regen, die Zügel der beiden Pferde in der Hand. Raff stocherte in den Grundmauern eines Gebäudes herum, das vollkommen zerstört war. Alles, was noch stand, war ein steinerner Schornstein. »Was ist passiert?«
»Ich weiß es nicht.«
»Waren es Indianer?« Caroline kam vorsichtig näher heran.
»Schon möglich.« Doch Raff sah keinerlei Anzeichen für einen Kampf ... und keine Leidhen. »Vielleicht ein Blitzeinschlag oder ihre eigene Unvorsichtigkeit.« Raff kam zurück zu Caroline. Aus der Hütte gab es nichts mehr zu retten, was nicht verbrannt war, war völlig durchgeweicht.
»Und was machen wir jetzt?« So sehr Caroline sich davor scheute, mit Raff alleine in einer Hütte zu sein, so sehr freute sie sich doch darauf, es warm und trocken zu haben. Doch es sah nicht so aus, als wenn es dazu kommen würde. Insbesondere deshalb, weil Raff in Richtung eines baufälligen Gebäudes nickte, das wohl mal als Stall gedient hatte.
Innen drin war es eng, weil Raff darauf bestand, dass auch die nicht besonders sauberen Pferde aus der Nässe heraus sollten. Doch obwohl das Dach leck war, war der Stall immer noch besser, als draußen im Regen zu stehen. Raff entfachte ein Feuer, das mehr Rauch als Wärme abgab, aber dennoch ging sie eifrig nahe heran.
Am Ende war es nur vernünftig, dass sie sich eng nebeneinander in der einzigen trockenen Ecke des Stalls niederließen.
»Als wir in Charles Town waren«, begann Caroline und schluckte ein Stück kaltes Fleisch hinunter, »habe ich gehört, dass Gouverneur Lyttleton Sie mit einem Namen angesprochen hat...«
»Wa'ya.«
»Ja, das war es.« Caroline warf ihm einen Blick zu. »Was bedeutet das?«
»Wolf. Das ist mein Cherokesen-Name. Und auch mein englischer Name.« Er lächelte über ihr verwirrtes Gesicht. »Raff bedeutet Wolf... genau gesagt, Leitwolf.«
»Wa'ya.« Langsam wiederholte Caroline das Wort und zog dabei die Silben in die Länge. »Ist das der Name, unter dem Sie bekannt sind, Wa'ya MacQuaid?«
»Wa'ya oder Wolf reicht. Das ist der Name, den meine Mutter mir gegeben hat. Er zeigt, dass ich zu ihrem Clan gehöre.« Er setzte nicht hinzu, dass es auch der Name war, den er wirklich und im Innersten als den seinen empfand.
Als die feuchte Dunkelheit dichter wurde, schien es nur natürlich, dass sie sich Seite an Seite niederlegten. Sie berührten einander nicht, nur ihre Körper kamen an manchen Stellen zusammen. Der Boden war hart an ihren Hüften, aber dennoch schlief Caroline auf der Stelle ein.
Raff brauchte länger, um zur Ruhe zu kommen. Sein Arm legte sich um sie, und er vergrub sein Gesicht in ihren feuchten, duftenden Haaren. Doch er dachte dabei nicht an Verführung. Noch war die Zeit dafür nicht reif.
Trotz der widrigen Umstände wachte Caroline das erste Mal, seit sie in Charles Town eingetroffen war, ausgeruht auf. Es war sonnig, aber kühl: ein Wetter, das sie an einen frischen Tag in England erinnerte.
Sie sprachen nur wenig, während sie ihr Frühstück aus geröstetem Fisch einnahmen, den Raff in dem Fluss hinter der Hausruine gefangen hatte.
Anschließend kamen sie gut vorwärts und verbrachten die nächste Nacht in der Hütte eines weiteren Siedlers.
»Ich weiß nicht, wie es zu dem Feuer gekommen ist«, sagte Patrick MacLaughlin. »Aber die Clancys waren schon lange weg, ehe es passierte.«
»Dann waren es nicht die Indianer.« Caroline wandte sich vom Herd ab, wo sie Patricks Frau Anne dabei half, ein Stew zuzubereiten.
»Nun, das würde ich nicht sagen. Zumindest waren es die Indianer, die sie vertrieben haben. Wenigstens hat es Mistress Clancy Anne so erzählt.«
»Sie wollte nicht mehr hier
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