Mein wildes rotes Herz
den Kopf und spürte, wie ihre Wangen sich röteten. »Ich habe keine gebrochenen Herzen hinterlassen.« Sie stand auf und sammelte die leeren Schüsseln ein, um sie zum Eimer am Herd zu tragen.
»Brauchen Sie noch mehr Wasser?« Wolf beobachtete sie, ehe er aufstand und Holz nachlegte.
»Nein, das hier reicht.« Sie sah ihn an. »Erzählen Sie mir von Ihrem Bruder.«
Wolf setzte sich neben sie auf den Boden und griff nach der Schüssel, die sie gerade abgewaschen hatte, um sie mit einem Leinentuch abzutrocknen. »Was wollen Sie denn wissen ?«
Caroline zuckte die Achseln und ließ die Hände in das warme Wasser sinken. Wenn sie sich auf die Unterhaltung konzentrierte, vergaß sie vielleicht seine verstörende Nähe. »Wie ist er so?«
»Wollen Sie wissen, ob er auch Cherokese ist?«
»Das habe ich nicht gemeint.«
»Nein?« Wolf lehnte sich an die Wand, zog ein Bein an, stützte sich darauf und sah sie an. »Logans Blut ist rein. Er ist der Sohn von Roberts zweiter Frau. Es gab noch einen älteren Sohn, der, glaube ich, in Schottland zur Welt gekommen ist. Dort lebte Roberts erste Frau.«
Caroline trocknete ihre Hände ab. »Ich wusste nicht, dass ich ... ich meine, dass Ihr Vater schon dreimal verheiratet war.« »Das war er auch nicht.«
»Aber Sie haben doch gerade gesagt -«
»Es gibt Männer, die ihre indianischen Geliebten heiraten, Euer Ladyschaft. Aber Robert MacQuaid gehört nicht zu ihnen.«
Caroline verstand und hörte heraus, wie sehr dieser Umstand ihn verletzt hatte. Am liebsten hätte sie ihn getröstet. Der Drang war so groß, dass sie die Hände verschränken musste, um sich davon abzuhalten. Langsam begann sie zu begreifen, wesWegen Wolf seinen Vater so wenig mochte. Sie fing ja schon an, genauso zu empfinden.
»Logan kämpft im Norden bei der Armee. Ich bin sicher, dass seine Frau sich über Ihre Gesellschaft freuen wird.« Als sie nichts sagte und ihn nur mit ihren großen blauen Augen ansah, fuhr Wolf fort. »Logans Frau Mary wohnt in Seven Pines.«
»Ich verstehe.« Caroline rieb sich die Hände trocken. »Sie haben noch einen Bruder erwähnt.«
»James. Aber an Ihrer Stelle würde ich seinen Namen nicht erwähnen.«
»Und warum nicht?«
»Soweit ich mitbekommen habe, wurde er für die Rolle, die er im Aufstand von Prinz Charles gespielt hat, gehängt.«
»Oh, wie schrecklich. Das muss Ihrem Vater das Herz gebrochen haben.«
»Soweit ich weiß, hatte Robert den Jungen schon Jahre zuvor verstoßen.«
Caroline ließ sich au f die Truhe sinken und sah ihn an. »Und was ist mit Ihnen?«
Er hob eine Braue. »Was soll mi t mir sein ?«
Sie wusste, dass sie zu viele Fragen stellte, aber irgendwie konnte sie nicht anders. Alles an Raff MacQuaid faszinierte sie. »Erzählen Sie mir von Ihrer Kindheit.«
»Ich habe beim Stamm meiner Mutter gelebt, so ist es bei den Cherokesen üblich.« Er ballte die Hand zu einer Faust. »Bis ich zehn war.«
»Was ist dann passiert?« Caroline setzte sich neben ihn auf den Boden.
»Dann hat mein Vater entschieden, dass ich genug Blut von ihm in den Adern habe, um ihm ein paar Pfund wert zu sein. Ich bin nach England zur Schule geschickt worden.«
»Es muss hart gewesen sein, dass Sie von allen getrennt wurden, die Sie kannten ... und die Sie liebten.«
»Vor allem war es hart für meine Mutter«, erwiderte er nur, ehe er das Thema wechselte. Er war nicht auf ihr Mitleid aus. Wolf beugte sich zu ihr. »Sie frieren. Ist Ihnen kalt?«
»Nicht wirklich.« Ehe sie ihn daran hindern konnte, hatte er über sie hinweggegriffen und ihr eine zweite Decke über den Schoß gelegt. Die erste trug sie über dem Hemd, das war ihre ganze Kleidung. »Vielleicht sind meine Sachen jetzt trocken.«
»Das glaube ich nicht.« Er zog die Decke etwas enger um sie und strich dabei mit den Fingern über ihre Wange. »Ist es jetzt besser?«
Caroline nickte nur, weil sie ihrer Stimme nicht traute. Sie hatte gar nicht vor Kälte gezittert, und als er sich jetzt vorbeugte und sie musterte, hatte sie eine Ahnung, dass er das sehr gut wusste.
Kaum hatte er sein Gewehr ergriffen und die Hütte verlassen, um nach den Pferden zu sehen, eilte Caroline dahin, wo ihre Kleider hingen. Er hatte Recht, ihre Unterröcke waren noch feucht, aber das war ihr egal. Sie riss sich das
Hemd herunter und wünschte nur, sein Duft, der sie so sehr an Raff erinnerte, würde sie innerlich nicht so schwach machen. Dann zog sie sich ihren Unterrock über und erschauerte, als der kalte Stoff
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