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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
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befreien. Aus den Augenwinkeln sah sie Marys blasses Gesicht, als sie die Pistole hob. Die Waffe zielte auf ihren Überwältiger ... und auf sie. Über den Lärm hörte sie das metallische Klicken, sonst nichts. Keinen Knall.
    Ein anderer Indianer kam von der Seite, ergriff die Pistole und stieß Mary dabei zu Boden. Die schwangere Frau stürzte schwer.
    »Mary! Mary!« Wieder und wieder rief Caroline ihren Namen, als sie versuchte, sich zu befreien. Sie musste einfach wissen, ob es ihrer Freundin gut ging. Doch der Indianer hielt sie fest und presste sie an seine Hüfte. So trug er sie in den Hof, während sie schrie und um sich trat. Dort liefen überall Indianer herum, ihr Kriegsgeheul erfüllte die rauchgeschwängerte Luft.
    Carolines Widersacher warf sie zu Boden, so dass ihr Hemd hochrutschte, aber sie merkte es nicht einmal. Dann bog er ihre Hände nach vorne und fesselte ihr die Handgelenke zusammen. Sie unterdrückte ein Wimmern, als er die Schnur fest zusammenzog. Das Ganze musste ein Albtraum sein, konnte nicht wirklich passieren. Doch der Geruch und die Schreie waren nur zu real.
    Dann erklang von der alten Platane her ein Schrei, der nichts Menschliches mehr hatte. Caroline gefror das Blut in den Adern, so herzzerreißend war der Laut. Und er hallte weiter und weiter fort.
    Caroline wollte den Blick abwenden, aber irgendetwas zwang sie zum Hinsehen. Die Indianer wichen zurück, und sie erhaschte einen Blick darauf, was sie Robert angetan hatten. Sie sog den Atem ein und schluckte. Robert war an Händen und Füßen gefesselt und an einen Baumstamm gebunden. Sein gebrochenes Bein stand in einem unnatürlichen Winkel ab, das andere sah nackt unter dem Nachthemd hervor.
    Caroline beobachtete, wie die Indianer mit spitzen Stöcken nach ihm stießen. Jedesmal, wenn sie seinen blutenden Körper trafen, schrie Robert. »Hört auf!«, brüllte Caroline den Indianer neben sich an. Als er sie nicht beachtete, stemmte sie sich mühsam auf die Knie und griff nach seinem Bein.
    Doch er stieß sie weg und brummte etwas, das sie nicht verstand.
    »Mach, dass sie aufhören!«, rief sie wieder, aber er zuckte nur die Achseln und sah zu, wie seine Stammesbrüder Robert folterten. Schluchzend sank Caroline auf den Rasen und fragte sich, ob sie sich übergeben müsste - und doch konnte sie den Blick nicht abwenden.
    Roberts Schreie wurden jetzt schwächer, und die Wilden verloren die Lust, ihn zu quälen. Immer lauter riefen sie ihr »Inadul« Dann zog ein Indianer seinen Tomahawk und hielt ihn Robert laut schreiend über den Kopf. Ehe Caroline wegsehen konnte, schlug er zu, und Blut sprühte nach allen Seiten, als der Indianer seine Trophäe hochhielt - Roberts Skalp.
    Sie konnte nicht glauben, w as sie gerade gesehen hatte ... wollte es nicht glauben. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.
    Sie erwachte, weil jemand sie am Arm zog. »Steh auf«, verlangte eine gutturale Stimme.
    Caroline spuckte Sand aus und rappelte sich auf. Sie musste ohnmächtig geworden sein, aber offensichtlich nicht lange. Längst nicht lange genug. Caroline wandte den Blick ab und versuchte, nicht zu dem Baum hinüberzusehen, wo der grotesk entstellte Körper schlaff in den Seilen hing.
    Sie wünschte, sie könnte um Robert trauern, aber die traurige Wahrheit war, dass sie es nicht konnte. Während der Indianer sie den Pfad in den Wald entlangzerrte, sah Caroline immer wieder zum Haus zurück, ob sie etwas von Mary sehen konnte.
    »Mary?« Caroline lief schneller, bis sie neben dem Kriegerwar. Er verlangsamte seinen Schritt nicht. »Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    Ob er sie verstand oder nicht, er antwortete jedenfalls nicht, sondern stieß sie vor sich, damit er sie im Blick behalten konnte. Der Pfad war breit, aber die Steine und Äste schmerzten unter ihren nackten Füßen. Als sie Meile um Meile dahingingen, wünschte Caroline, sie hätte sich erst angezogen, ehe sie versuchte, vor den Indianern zu fliehen. Das Ergebnis wäre dasselbe gewesen, nur dass sie jetzt Schuhe angehabt hätte und nicht so frieren würde.
    Als ihr bewusst wurde, dass sie über bloße Unbequemlichkeiten nachdachte, packten sie Schuldgefühle. Zumindest war sie noch am Leben. Ihr war kalt, sie war hungrig, und sie war müde - aber sie lebte. Das war mehr, als man von Robert sagen konnte. Vielleicht auch von Mary.
    Caroline wusste, dass die andere Frau nicht in ihrer Gruppe war. Als sie am Fluss Halt machten, um etwas zu trinken, hatte sie Gelegenheit, sich umzusehen. Doch die

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