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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
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schließlich wieder in seiner Gewalt hätte. Also ging sie entschlossen zu ihm zurück.
    Diesen Morgen erhielt sie ein paar Bissen getrocknetes Fleisch, ehe sie ihre Wanderung fortsetzten. Als die Sonne aufging, wurde es ein wenig wärmer, aber Caroline zitterte dennoch vor Kälte.
    Einen Schritt vor den anderen, das war im Moment ihr Überleben. Caroline versuchte, an nichts zu denken, aber immer wieder kam Wolf ihr in den Sinn. Erst wehrte sie sich dagegen, doch dann ließ sie es zu. Wenn sie nach vorne sah, glaubte sie, ihn mit erhobener Muskete dort stehen zu sehen. »Ich bin gekommen, um dich zu holen«, würde er sagen. »Ich will dich vor diesen Wilden retten.«
    Ihr Glück war grenzenlos, bis die Realität sie wieder einholte. So etwas würde er nie sagen, diese Leute waren schließlich sein Stamm. Das hatte er ihr oft genug erklärt. Allerdings war Caroline sich gar nicht sicher, ob sie von Cherokesen überfallen worden waren.
    Unter ihrer Farbe sahen sie auch nicht anders aus als die Cherokesen, die sie bislang gesehen hatte: groß, muskulös und mit rasiertem Kopf, wenn man von der einen langen Strähne absah, die sie mit Federn dekoriert hatten. Aber vielleicht sahen ja alle Indianer so aus. Caroline hatte noch nie einen anderen Stamm kennen gelernt.
    Was spielte es außerdem für eine Rolle? Sie war ihre Gefangene, und es gab niemanden, der sie retten kam. Selbst wenn Wolf von dem Massaker in Seven Pines erfuhr, war er viel zu weit weg in den Bergen, um ihr zu Hilfe kommen zu können.
    Am Vormittag hielten sie an, um aus einem Bach zu trinken. Caroline ließ sich auf einem flachen Felsen am Ufer auf die Knie sinken. Sie war am Ende. Selbst als der Indianer sie schubste und sogar gegen ihre blutigen Füße trat, konnte sie sich nicht bewegen.
    »Steh auf!« Er packte sie am Ellbogen und zog sie hoch, ehe er sich zu ihr beugte. »Jetzt ist es nicht mehr weit.«
    Die Worte gaben ihr gerade genug Hoffnung, um sich noch einmal zusammenzureißen.
    Doch seine Vorstellung von nicht mehr weit deckte sich offenbar nicht mit ihrer. Als sie endlich am Rande des Tals Halt machten, konnte sie kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen. Am Ufer des Flusses standen ein paar Hütten, die sie an Wolfs erinnerten. Sie waren quadratisch und mit Birkenrinde gedeckt. In der Mitte erhob sich ein höheres Gebäude, das kreisförmig angelegt und mit Lehm bestrichen war.
    Auf dieses Haus gingen sie zu. Als erstes wurden sie von den Hunden bemerkt. Ihr Heulen weckte die Aufmerksamkeit von ein paar Jungs, die am Fluss spielten. Sie sprangen auf, liefen neben den Kriegern her, musterten Caroline neugierig und stellten Fragen, die sie nicht verstand.
    Als sie an dem großen Haus anlangten, war ihr Zug um noch ein paar Indianer größer geworden. Die Frauen, die sie sah, erinnerten sie an Sadayi und Walini, und Caroline spürte eine allgemeine Atmosphäre der Feindseligkeit, auch wenn niemand ihr etwas tat. Trotzig hob sie das Kinn und versuchte, die Ruhe zu behalten.
    Sie blieb unter Bewachung vor dem Haus, während die Indianer das Gebäude betraten. Nicht lange danach kamen sie wieder heraus, begleitet von einem älteren Mann. Seine Haut war ledrig und voller Falten, doch die dunklen Augen blickten klar. Er musterte Caroline von oben bis unten und sagte dann ein paar Worte in seiner gutturalen Sprache. »Ihr« Indianer antwortete ihm, und der alte Mann nickte seine Zustimmung. Dann trat der nächste Indianer vor und hielt dem älteren Mann etwas zur Begutachtung hin.
    Erst erkannte Caroline nicht, was es war, aber dann spürte sie Übelkeit in sich aufsteigen, als ihr klar wurde, was der Indianer da in der Hand hielt. Rasch wandte sie den Blick von Robert MacQuaids Skalp ab. Doch der Beweis seines Todes löste im Dorf Begeisterung aus. Vom Kleinkind bis zur alten Frau schob alles sich näher heran.
    »Inadu! Inadu!« Immer wieder hörte Caroline den Ausdruck, mit dem die Cherokesen ih r en Mann belegt hatten.
    Eine der Frauen unterhielt sich kurz mit dem Mann, der sie gefangen genommen hatte, und führte sie dann auf eine der kleineren Hütten zu. Sie griff Caroline fest am Arm und war offensichtlich über ihre Aufgabe nicht erfreut. Trotzdem holte sie bald darauf eine Schüssel mit etwas Heißem, dessen Duft Caroline das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ. Die Indianerin setzte die Schüssel ab und zog ein kleines, scharfes Messer hervor.
    Caroline schrie auf und wich an die Wand zurück, aber die Frau achtete nicht auf ihre

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