Mein wildes rotes Herz
dass dir diese Entschuldigung nicht leicht fällt?«
Diesmal lächelte er länger. Es verwandelte sein Gesicht völlig. Er sah immer atemberaubend gut aus, aber das Lächeln milderte die Strenge. »Ich habe auch Fehler gemacht, Caroline.«
War einer davon, dass er mit ihr geschlafen hatte? Rasch wandte Caroline sich wieder zum Fenster, ehe sie in Versuchung kommen konnte, zu fragen. Als seine Hand sich auf ihre Schulter legte, schloss sie die Augen.
»Ich sehe mich draußen einmal um. Wenn ich zurück bin, kannst du dich ausruhen, ich sitze dann eine Weile bei Mary.«
Caroline sah ihn in den Wald laufen und spürte noch immer die Wärme seiner Berührung. Erst als sie ihn nicht mehr sehen konnte, kehrte sie zu Mary zurück.
Am dritten Tag bekam Mary Fieber.
Erst am Vortag hatte Wolf Caroline, die das weinende Baby auf und ab trug, gefragt, wann Mutter und Kind wohl reisefähig seien. Er brannte darauf, sie alle sicher hinter die Palisadenzäune von Fort Prince George zu bringen.
»Ich weiß es nicht!«, hatte Caroline ihn angefahren, dann war sie stehengeblieben und hatte ihn angesehen. Er konnte nichts dafür, dass Mary sich nicht erholte oder dass das Baby die ganze Zeit jammerte. Er wusste so gut wie sie, dass Mary kaum aus dem Bett kam, um auf die Toilette zu gehen.
Ohne ein Wort zu sagen, war er zu ihr getreten und hatte ihr das Kind aus den Armen genommen. Das Kind hatte zwar weitergeschrien, aber so hatte Caroline sich wenigstens mal hinsetzen können. Sie war immer müde.
Sie hatte sich für ihren Ton entschuldigt, und er hatte die Entschuldigung mit einem Nicken angenommen.
Caroline schlief immer nur oberflächlich und lauschte wie eine Mutter auf jeden Laut des Babys. Mary hatte das Kind nach Logans Mutter Colleen genannt. Sobald Colleen sich rührte, stand Caroline auf, wechselte ihr die Windel und brachte sie dann zum Stillen zu ihrer Mutter.
Das waren die einzigen Momente, in denen Mary Energie hatte. Dann hob sie die Hand, streichelte den Kopf des Babys und gurrte ihm leise Worte zu.
»Sie ist wirklich schön«, flüsterte Mary Caroline zu. »Sie ist wie ihr Vater.«
Caroline stimmte immer zu, erklärte, wie wundervoll das kleine Kind war und wie glücklich Logan sein würde, wenn er nach Hause kam. Und die ganze Zeit machte sie sich Sorgen, weil Mary sich nicht erholte und das Baby nur halbherzig saugte.
Aber an diesem Morgen sagte Mary gar nichts. Obwohl es gerade erst hell wurde, hatte Wolf schon für sein morgendliches Bad das Haus verlassen, ehe das Baby schrie.
»Mary«, sagte Caroline und schaukelte das brüllende Baby auf den Armen, »deine Tochter ist hungrig.«
Marys Stöhnen ließ Caroline erstarren. Rasch legte sie das Baby in die Wiege zurück, in der schon sein Vater geschlafen hatte. Das ließ das Kind nur lauter brüllen, aber Caroline achtete nicht darauf, als sie zum Bett lief. Marys Haut war heiß und trocken und brannte vor Fieber.
Caroline wollte Wasser holen, aber die Karaffe war leer. Der Eimer war weg, aber sie konnte nicht warten, bis Wolf zurückkam.
»Ich gehe eben zum Fluss«, erklärte sie, obwohl keine der beiden im Zimmer sie hörte oder verstand. »Ich bin gleich wieder da.«
Damit hob sie die Röcke und rannte zur Hintertür. Draußen ragten die Bäume dunkel gegen den Himmel, und der Boden war überfroren, so dass sie ausrutschte. Dennoch rannte sie weiter auf den Fluss zu.
Dann hörte sie von rechts ein Geräusch und rannte darauf zu, weil sie dachte, es sei Raff, der vom Schwimmen zurückkam. »Es ist Mary!«, rief sie. »Sie hat Fieber! Ich brauche -«
Das Wort Wasser erstarb in ihrer Kehle, als sie in die Arme eines dunkelhäutigen Wilden lief.
13
Caroline schrie unwillkürlich auf, als die nackten Arme sie umfingen. Instinktiv wusste sie, dass es keinen Sinn hatte zu kämpfen. Ihr Angreifer überragte sie, und auch wenn er nicht so muskulös war wie Wolf, war er doch viel stärker als sie.
Doch Caroline war nicht mehr die Frau, die bei so einem Angriff in Ohnmacht gefallen wäre. Sie kämpfte mit aller Kraft, kratzte, biss und trat, bis sie ihre rechte Hand aus seinem Griff befreit hatte. Dann wand sie sich, bis sie sich gedreht hatte, und tastete unter ihre Röcke.
Als sie die Tasche in ihrem Kleid fand, verdrängte Erregung die Panik. Glatt lag die Pistole in ihrer Hand, als sie zugriff. Verzweifelt versuchte sie, die Pistole gegen den Mann zu richten, der sie an sich presste. Sie konnte die Waffe nicht aus der Tasche ziehen, aber das war
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