Mein wildes rotes Herz
schien sich auf anderes zu richten als auf vierbeinige Angreifer. »Tal-tsuska«, stieß sie plötzlich hervor. »Du denkst, dass Tal-tsuska wiederkommen könnte.«
Er sah sie nicht an, aber die Haut spannte sich um seine Augen und verriet Caroline, d a ss es genau das war, was er befürchtete. »Aber ich denke, er hat dir nur sein Missfallen zeigen wollen. Du hast gesagt, er hätte dich töten können, wenn er das gewollt hätte.«
»Das stimmt, er hätte mich erschießen können, als wir den Fluss überquert haben.«
»Aber dann hättest du nie erfahren, dass er es war.« Wolf sah sie an. »Das ist es, nicht wahr ? Er wollte, dass du weißt, wie wütend er ist ... und er wollte, dass du vorsichtig bist.«
»Ich bin immer vorsichtig.« Wolf zuckte die Achseln.
»Mach keine Spielchen mit mir.« Caroline sah zu, wie er den Hahn der Pistole spannte.
»Du richtest den Lauf auf die Brust und hältst die Hand möglichst ruhig. Ich spiele keine Spielchen mit dir, Caroline.«
Er reichte ihr die Waffe, und Caroline legte die Hand um den Griff. Die Pistole war schwerer, als sie gedacht hatte, und sie musste sich anstrengen, damit ihr der Arm nicht heruntersank. Aber sie ließ sich nicht davon abbringen, den Grund für seine Sorge zu erfahren. »Es geht doch um Tal-tsuska, oder?«
»Ja.«
Sein plötzliches Eingeständnis überraschte Caroline.
»Aber wenn er doch ... ?«
»Nicht ich bin es, den er will, Caroline.«
»Wer dann?« Sie formulierte noch die Frage, als ihr die Antwort klar wurde. Sie versuchte zu schlucken, aber ihr Mund war plötzlich ganz trocken. »Warum?«, stieß sie krächzend hervor.
Wolf zuckte die Achseln, aber hauptsächlich, um seine angespannten Muskeln zu entlasten. Er nahm ihr die Waffe ab und lud sie. »Vielleicht gefällt es ihm, dass deine Haare die Farbe des Mondlichts haben. Vielleicht gefallen ihm deine Augen oder auch dein Mund.« Wolf ertappte sich dabei, dass er selber die Dinge aufzählte, die er an der Frau vor sich attraktiv fand. Doch so entzückend sie auch war, er bezweifelte dennoch, dass es ihr Aussehen war, das seinen Cousin an ihr reizte.
»Die Frau von Tal-tsuska und sein Sohn sind an den Pocken gestorben. Er hat überlebt, ist aber von den Narben gezeichnet.«
»Das tut mir Leid.« Verwirrt schüttelte Caroline den Kopf. »Aber ich verstehe nicht, was das mit mir zu tun hat.«
»Er gibt den Engländern die Schuld, weil sie diese Krankheit eingeschleppt haben.« Er zögerte, und seine Augen wurden dunkel, als er sie ansah. »Pocken sind nur eine von vielen Krankheiten, die die Weißen ins Land gebracht haben.«
»Sie haben auch die Zivilisation gebracht.« Caroline hatte die Städte wie Charles Town gesehen, die großen Plantagen, die es hier vorher nicht gegeben hatte. Doch der höhnische Zug um seinen Mund sprach Bände.
»Wir haben nicht die Zeit, um jetzt über die Vorzüge der englischen Zivilisation zu diskutieren«, bemerkte er und reichte ihr die Pistole. »So, die ist geladen und bereit. Ich werde dir das Pulverhorn und Kugeln dalassen.«
Als Caroline zögerte, die Pistole anzunehmen, presste er sie ihr in die Hand, und seine Finger verharrten auf ihren. Caroline hob den Blick. Er stand groß und stark vor ihr, die einzige verlässliche Säule in dem Chaos um sie herum. Am liebsten hätte sie sich an ihn gelehnt, zumal seine Miene jetzt sanfter wurde.
Er stand so nahe, dass sie seinen würzigen Duft wahrnahm, seine Männlichkeit und Hitze verschlugen ihr den Atem. Ungewollt kamen die Erinnerungen vergangener Nähe zu ihr zurück.
Sie wollte sich in seine starken Arme werfen und ihn anflehen, bei ihr zu bleiben. Für immer bei ihr zu bleiben. Und sie wollte ihm von ihrem Kind erzählen.
Ehe sie noch etwas tat, was sie später bereuen würde, wandte Caroline sich ab. Aber seine Hand an ihrer Schulter hielt sie zurück. Seine Worte bewiesen ihr, dass er ihr Zögern für Angst gehalten hatte, und daran sollte sie auch in erster Linie denken, sagte sie sich.
»Ich werde so schnell wie möglich zurückkommen.«
»Das weiß ich.« Sein Griff wurde fester, und ihr Herz schlug schneller.
»Du wirst es schaffen.«
Caroline hörte den Hauch einer Frage in seinen Worten mitschwingen und nickte, weil sie ihrer Stimme nicht traute. Sacht zog er sie näher an sich. Ihre Hände baumelten mit der Pistole an ihrer Seite, und bei jedem Atemzug berührten ihre Brüste den Stoff seines Hemdes. Es war eine Berührung, die kaum wahrnehmbar war, und doch spürte Caroline
Weitere Kostenlose Bücher