Mein wildes rotes Herz
mich dann sitzen lassen.« Caroline wandte sich ab, weil die Tränen, die ihr in die Augen traten, sie beschämten.
Wolf holte tief Luft und zwang sich, sie nicht in die Arme zu nehmen und die Tränen wegzuwischen ... so, wie er am liebsten die Schuld einfach wegwischen wollte, seine Schuld, weil er ihr das angetan hatte. Sicherheit... wenigstens die konnte er ihr jetzt geben. »Mach dich bitte für die Reise fertig«, bat er und ließ sie los. »Ich packe etwas Proviant für uns ein.«
Sie vermisste die Wärme seiner Hände. Caroline rieb sich die Arme und wünschte, sie könnte ihn einfach vergessen. Aber Wünschen half ihr nichts. Also schniefte Caroline einmal und wischte sich die Tränen ab, ehe sie zurück in Marys Zimmer ging.
Sie wich Marys Blick so lange wie möglich aus und beschäftigte sich stattdessen mit dem Packen von zwei Satteltaschen, die sie aus dem Schrank geholt hatte. Doch Mary ließ sich nicht täuschen.
»Was war da eben los?«, fragte sie, während-sie ihr Nachthemd zuknöpfte und das schlafende Baby an ihre Schulter legte.
» Nichts «
»Es hörte sich aber nicht nach Nichts an. Was geht zwischen euch beiden vor?«
»Wir haben uns darüber gestritten, ob wir nach Fort Prince George gehen sollen oder nicht.« Caroline riss eine Schublade auf und begann Marys Strümpfe in eine der Taschen zu stopfen. »Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass er Recht hat und dass wir gehen sollten.«
»Ich denke auch.« Mary stieg aus dem Bett und nahm Colleen vorsichtig hoch. »Wolf weiß viel über die Politik zwischen den Engländern und den Cherokesen.« Lächelnd legte sie das Kind in seine Wiege und sah dann Caroline an. »Aber das habe ich nicht gemeint, und das weißt du auch.«
»Ich weiß gar nichts.« Caroline legte die Satteltaschen auf den Schminktisch. »Jetzt, wo du Colleen fertig gestillt hast, kannst du deine Sachen vielleicht weiterpacken. Ich werde -«
»Warum willst du nie mit mir darüber reden ?« Mary kam in Unterrock und Korsett, die ihr zu weit geworden waren, auf Caroline zu und ergriff ihre Hand. »Du warst so wunderbar zu mir. Du hast dich um uns gekümmert. Du hast die ganze Arbeit gemacht und zugehört, wenn ich dir mein Herz über Logan ausgeschüttet habe. Ich habe dir sogar Dinge gestanden, die ich kaum vor mir selber zugeben kann. Und doch willst du dir von mir kein bisschen helfen lassen.«
»Mary.« Caroline ergriff die kalte Hand der Freundin. »Es gibt nichts, was du tun kannst.«
»Ich kann zuhören, Caroline. Dafür sind Freunde da.«
»Es gibt nichts zu erzählen.« Caroline zwang sich zu dieser Lüge und griff dann nach Mary, als die sich abwandte. »Bitte, sei nicht böse.«
»Das bin ich nicht.« Mary blieb an dem Haken stehen, an dem ihr Kleid hing. »Es ist nur so, dass er dich auf eine besondere Weise ansieht. Und wenn du ihn ansiehst...«
Sie schüttelte den Kopf und sprach nicht weiter, und
Caroline war dankbar dafür. Sie wollte nicht leugnen, was offensichtlich war. Das Lügen fiel ihr mittlerweile viel zu leicht.
Und doch, wenn sie an das Kind in ihrem Leib dachte, wusste sie, dass sie weiterlügen würde.
»Mary.« Caroline klammerte sich an die Riemen der Satteltaschen, bis die Freundin sich umwandte. Doch ihr erwartungsvoller Gesichtsausdruck umwölkte sich, als Caroline fortfuhr. »Ich möchte nicht, dass du Wolf etwas davon sagst, dass ich schwanger bin.«
»Warum nicht? Er würde sich doch sicher freuen.«
Das bezweifelte Caroline. Selbst wenn er sich nicht sofort fragen würde, von wem das Kind war, freuen würde er sich auf keinen Fall. Doch sie nickte. »Du hast Recht, aber ich bin immer noch nicht ganz sicher, ob ich schwanger bin. Ich möchte lieber noch ein bisschen warten, ehe ich es anderen erzähle.«
»Natürlich werde ich deinen Wunsch berücksichtigen, Caroline.« Mary band sich ihr Kleid zu. »Ich bin deine Freundin ... werde es immer sein.«
Am späten Vormittag machten die vier sich auf den Weg. Mary ritt im Damensitz auf dem einzigen Pferd, das ihnen geblieben war, und hatte sich ihr Kind nach Cherokesenart auf die Brust gebunden. Sie sah müde aus und hatte dunkle Ringe unter den Augen, aber sie wirkte gefasst. Caroline ging zu Fuß hinter ihr und führte das Pferd am Zügel, das Wolf mitgebracht hatte. Wolf ging vorneweg, wachsam und mit dem Gewehr im Arm.
Sie schlugen den Weg ein, auf dem sie damals nach Seven Pines gekommen waren ... war das tatsächlich erst ein paar Monate her? So viel war seither passiert.
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