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Mein wildes rotes Herz

Mein wildes rotes Herz

Titel: Mein wildes rotes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Dorsey
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verging, vergaß Caroline fast, dass sie hinsichtlich ihres Kindes eine Entscheidung treffen musste. Bis sie eines Morgens, als sie die Milch hereinholte, aufsah und Wolf vor ihr stand.

14
    »Ich habe dich noch gar nicht zurückerwartet.« Caroline versuchte, ihr Herz zu beruhigen. Es schlug so laut, dass sie sich fragte, ob er es wohl hören konnte.
    Wolf hängte sich sein Gewehr über die Schulter und kam auf sie zu, ohne sie aus den Augen zu lassen. »Hast du nicht?« Er nahm ihr trotz ihres Protestes die Milchkanne ab.
    Sie hasste ihn, erinnerte sich Caroline und ärgerte sich, dass sie sich daran erinnern musste. Er hatte sie benutzt und dann sitzen lassen, und das mit einer Skrupellosigkeit, die sie noch immer wütend machte. Und doch, wenn sie ihn so sah wie jetzt, müde von der Reise und um einen neutralen Gesichtsausdruck bemüht, flog ihm ihr Herz entgegen.
    Er sollte einen zufriedenen Eindruck machen. Schließlich hatte er die Häuptlinge der Cherokesen nach Charles Town begleitet. Wenn beide Seiten das anstrebten, war doch sicher ein Friedensabkommen zustande gekommen. Andererseits war er kaum vierzehn Tage fort gewesen, kaum die Zeit, die man brauchte, um bis zur Hauptstadt und zurückzukommen, geschweige denn um einen Plan auszuarbeiten, wie man Überfälle und Krieg im Grenzland verhindern könnte. »Was ist los?«, fragte sie. »Ist etwas passiert?«
    Er beantwortete ihre Frage mit einer Gegenfrage. »Wie geht es Mary und dem Baby? Sind sie stark genug, um zu reisen?« Er ging mit großen Schritten über den Hof und auf das Haus zu, bis er merkte, dass Caroline nicht mehr neben ihm war. Er drehte sich um und wartete auf sie.
    »Was ist passiert?«
    »Können sie reisen?«
    Ihre Blicke trafen sich, und beide warteten sie auf eine Antwort. Caroline holte tief Luft und erkannte, dass sie nie erfahren würde, was ihn so beunruhigte, wenn sie jetzt nicht antwortete. »Ich denke, das können sie, wenn es sein muss. Mary ist noch nicht sehr kräftig, auch wenn sie immer so tut, als wäre sie es. Und Colleen ...« Sie hob die Hände in einer hilflosen Geste. »Sie ist so quengelig und unzufrieden, obwohl sie jetzt zusätzliche Milch von der Amme bekommt, die Sadayi hergebracht hat.«
    »Ist Sadayi hier?«
    »Nein.« Caroline schüttelte den Kopf. »Sie ist vor zwei Tagen zurück nach Kawuyi gegangen. Sie wollte gestern Abend wiederkommen, hat es aber nicht getan. Cahtahlata, die Amme, übrigens auch nicht.«
    »Sie haben es mittlerweile sicher gehört«, murmelte Wolf mehr zu sich als zu Caroline. Doch sie verstand seine Worte und eilte zu ihm, ergriff seinen Arm und verschüttete dabei etwas von der Milch. Dampfstieg auf, als sie auf den gefrorenen Boden tropfte.
    »Was gehört? Sag es mir.«
    Als seine Augen sie wieder ansahen, spürte Caroline einen Schauer über ihren Rücken laufen, der nichts mit dem eisigen Nordwind zu tun hatte, der heute blies.
    »Der Gouverneur hat die Häuptlinge gefangen genommen.«
    »Was?« Eine Locke fiel Caroline ins Gesicht, und ungeduldig steckte sie sie zurück. »Aber wie kann er so etwas machen? Sie sind in friedlicher Absicht auf Gouverneur Lyttletons Einladung hin gekommen.« Als er nichts sagte, fuhr sie fort. »Sie wollten die Probleme zwischen den Völkern beilegen.« Caroline merkte, dass ihre Stimme immer höher wurde, und hielt inne, um sich zu beruhigen. »Sag mir, was passiert ist.«
    »Wir sollten ins Haus gehen.« Es wurde immer kälter, als der Wind die braunen Blätter au f wirbelte und die Pinien beugte. Wolf wusste nicht, ob Caroline vor Kälte zitterte oder wegen der Nachrichten, die er ihr zu überbringen hatte ... oder aus Wut auf ihn. Doch als sie jetzt den Kopf schüttelte, war es, als könnte sie sich an ihren Streit vor seinem Aufbruch nicht einmal mehr erinnern.
    »Mary schläft noch. Ich möchte sie nicht stören.«
    Wolf zuckte die Achseln. Er konnte ihr genauso gut noch Ruhe zugestehen. Caroline machte sowieso nicht den Eindruck, als würde sie irgendetwas tun, ehe er ihr nicht alles erzählt hatte. Wolf stellte die Milch ab und ergriff Caroline am Handgelenk, wo der Ärmel ihre weiche Haut frei ließ. Sie versteifte sich, ließ dann aber zu, dass er sie zum Stall hinüberführte. Die Holzwände boten Schutz vor dem beißenden Wind, und die Körperwärme der beiden Kühe und des Pferdes, die den Indianerangriff überlebt hatten, nahm der Luft die schlimmste Kälte. Eine frühe Wintersonne schien durch die Luftschlitze und zeichnete ein helles

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