Mein Wille geschehe
erwiderte sie. »Und diese andere Sache? Was hat
es mit diesem Sticker aus Nevada auf sich? Stand
an dem Abend tatsächlich ein Four-Runner zwi-
schen Minor und Summit?«
Dana zuckte die Achseln. »Ob es an diesem oder
an einem anderen Abend war, spielt letztlich kei-
ne Rolle«, sagte sie. »Entscheidend ist, dass dein Detective Tinker das hätte wissen müssen.«
»Verflucht«, sagte Brian kleinlaut.
»Ich hab dich gewarnt, Dink«, hielt sie ihm vor.
»Voreilige Schlüsse, erinnerst du dich? Du kennst mich doch. Du hättest auf mich hören sollen.«
Beim Abendessen im Hause der Dunns ging es
immer laut und lebhaft zu, wenn acht Personen
Essen und Aufmerksamkeit zugleich verlangten.
Doch an diesem Abend merkte jeder in der Fami-
lie, dass Stuart in seinem Essen herumstocherte.
Er schob einen Stapel Fischstäbchen um einen
Berg Kartoffelpüree in der Mitte seines Tellers.
Zuerst formte er damit ein Quadrat, dann ein
Dreieck, schließlich versuchte er sich mutig an
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einem Kreis.
»Was ist los mit dir, Stuart?«, erkundigte sich
seine Frau teilnahmsvoll. »Ich dachte, du magst
Fischstäbchen und Kartoffelpüree.«
»Es ist wegen dem Prozess«, murmelte er und
blickte auf. Sieben Augenpaare blickten ihn an.
Es war ihm unangenehm, dass seine Verfassung
allen auffiel, und er schob sich ein Fischstäbchen und danach etwas Püree in den Mund. »Der
nimmt mich ziemlich in Anspruch.«
Seine Frau nickte. »Ist wohl doch nicht so erfreulich, wie du dachtest.«
Stuart zuckte die Achseln. »Ich fühle mich wie ein Fähnlein im Wind, weißt du. Erst zieht der Anklä-
ger in eine Richtung, und wenn du gerade denkst,
du siehst jetzt klar, kommt die Verteidigung und
zerrt in die Gegenrichtung. Ich bin erst drei Wo-
chen dabei und bin schon völlig erschöpft. Das ist vielleicht ein Prozess, sage ich dir.«
»Könnte doch noch schlimmer sein, Dad«, sagte
sein elfjähriger Sohn tröstend. »Stell dir vor, du müsstest wieder zur Schule gehen.«
Elise Latham rief Dana spätabends am Samstag
zu Hause an. »Heute Nachmittag war die Polizei
noch mal hier«, sagte sie.
»Weswegen?«, fragte die Anwältin.
»Ich weiß nicht, sie haben mir nichts gesagt. Sie sind nur zum Schrank gegangen und haben Coreys Seemannsmütze und seine Windjacke mit-
genommen.«
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»Und das war alles?«
»Ja.«
»Danke für Ihren Anruf«, sagte Dana. Stirnrun-
zelnd legte sie auf.
»Was ist los?«, fragte Sam. »Ich weiß nicht
recht«, gab sie zur Antwort. Elise hängte am an-
deren Ende auf und zog ihren Mantel an. Dann
huschte sie zur Hintertür ihres Hauses hinaus,
durchquerte den Garten und stieg in der Straße
dahinter in den wartenden BMW.
»Allison, hier ist Julia Campbell«, sagte die
Stimme am anderen Ende.
»Guten Morgen«, sagte Allison atemlos. Es war
kurz nach elf am Sonntagmorgen, und sie kam
gerade von der Weide. »Ich weiß, dass wir uns
eigentlich erst treffen wollten, wenn Ihr Prozess zu Ende ist, aber ich brauchte einen Rat. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich mich
jetzt schon melde.«
»Nein, das macht gar nichts. Worum geht es?«
»Na ja, ich dachte, Sie wissen bestimmt einen
guten Tierarzt«, sagte Julia mit einem kleinen
Seufzer. »Ja, sicher«, erwiderte Allison. »Ich hal-te meinen jedenfalls für ziemlich gut. Wieso? Was ist los?«
»Ich weiß es eben nicht. Eine meiner Stuten be-
nimmt sich so merkwürdig.«
»Er heißt Bill Barrett und steht im Telefonbuch,
aber ich weiß nicht, ob Sie ihn sonntags erreichen können.«
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»Ach, stimmt ja, heute ist Sonntag. Warum ha-
ben Tiere immer am Wochenende Probleme?«
»Es gibt auch einen Notdienst. Wenn Sie meinen,
dass es was Ernsthaftes ist, kann ich Ihnen auch
die Nummer geben.«
»Das ist es ja eben, ich kann es nicht einschät-
zen. Sie wirkt ganz normal, und sobald ich sie
sattle, fängt sie an durchzudrehen.« Sie schwieg
einen Moment. »Sie könnten nicht vielleicht mal
herkommen und sie sich ansehen, oder? Viel-
leicht könnte ein Außenstehender besser erken-
nen, ob es was Ernstes ist.«
Allison stand nicht im Mindesten der Sinn danach, an dem einzigen Tag der Woche, an dem sie sich
ihren Tieren widmen konnte, aus dem Haus zu
gehen. Sie seufzte und griff nach einem Block
und einem Stift. »Doch, klar«, antwortete sie.
»Wo finde ich Sie denn?«
Eine Stunde später saßen die beiden Frauen in
Julia Campbells warmer farbenfroher Küche und
tranken Kaffee. »Sie müssen mich
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