Mein Wille geschehe
Re-
publikanischen Partei zu entscheiden. An jedem
anderen Abend wäre dieses Ereignis, das zugleich
den Beginn des Wahlkampfs bedeutete, in aller
Munde gewesen und wäre auch von den Komi-
kern abgehandelt worden. Doch an diesem Abend
war es den Sendern nur eine kurze Meldung wert,
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und Leno und Letterman machten keine Witze.
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Von offizieller Seite hielt man Wort. Täglich er-
schienen neue Meldungen über die Opfer, doch
über die Ermittlungen wurde nicht ein Sterbens-
wörtchen verlautbart. Die Medien suchten nach
kleinsten Details, mit denen sie Leser und Zu-
schauer beschäftigen konnten. Die Gerichtsmedi-
zin, über die der Ansturm der Reporter herein-
brach, bestätigte, dass es bislang einhundertdrei-undsechzig Opfer gab, von denen die meisten am
Ort des Geschehens zu Tode gekommen waren.
Vierzig schwer Verletzte befanden sich noch in
Krankenhäusern, dreißig waren nach der Behand-
lung entlassen worden, und etwa sechs Menschen
galten als vermisst.
Die Reporter lungerten auf dem Gelände des Hill
House herum, beobachteten die Rettungsmann-
schaften, die sich durch die Trümmer arbeiteten,
und warteten auf neue Meldungen von Vermiss-
ten. Sie lungerten vor den Häusern von Angehö-
rigen der Opfer herum und bettelten um Inter-
views. Sie lauerten vor den Krankenhäusern, um
Verlautbarungen über neuerliche Todesfälle nicht
zu versäumen. Am Samstag gab es die ersten
Beisetzungen und Gedenkfeiern. Besonders er-
greifend war die Initiative von Obdachlosen, die
in der Suppenküche des Hill House am Hafen täg-
lich ihre warme Mahlzeit bekommen hatten.
Fünfhundert Menschen standen am Alaskan Way
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unweit der Anlegestelle der Fähre, hielten Kerzen, die ein Laden am Pioneer Square gestiftet hatte,
und beteten die ganze Nacht. Kirchen, die von
der Lichterkette hörten, sorgten rasch dafür, dass den Teilnehmern etwas Warmes zu essen gebracht wurde. Der Gouverneur und der Bürger-
meister nahmen an möglichst vielen Veranstal-
tungen teil, verfolgt von den Journalisten. Die
Politik war vorerst zweitrangig. Die Ergebnisse
der Vorwahlen in New Hampshire und Spekulati-
onen über den Ausgang der nächsten Vorwahlen
in South Carolina gingen beinahe unter in der
Berichterstattung über Seattle. Die beiden Präsi-
dentschaftskandidaten witterten die Chance für
einmalige Publicity, und da sie in South Carolina gewinnen wollten, taten beide ihre Absicht kund,
nach Washington zu fliegen und sich mit den Fa-
milien von Opfern zu treffen. Als dies dem Bür-
germeister zu Ohren kam, wurde sofort ein gro-
ßer Gedenkgottesdienst im Memorial Stadium im
Seattle Center geplant.
Aus der Region und aus dem ganzen Land trafen
Beileidsbezeugungen ein, und die Familien der
Opfer erhielten Geldscheine, die zu Karten und
Briefen in Umschläge gesteckt waren. An der Bo-
ren Avenue wurden am Zaun Blumen und Anden-
ken niedergelegt; zunächst nur vereinzelt, doch
bald bedeckten sie den ganzen Gehsteig.
Joseph Heradia gehörte zu den Glücklichen, die
unversehrt davonkamen. Und für die Ermittler
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war er ein wichtiger Augenzeuge.
»Ich ging gerade über die Boren«, berichtete er
Dana wie zuvor der Polizei. »Wegen der Lorbeer-
hecke sah ich das Gebäude nicht, aber was ich
hörte, klang wie ein Überschallknall – wahnsinnig laut. Dann bebte die Erde unter meinen Füßen so
heftig, dass ich fast gestürzt wäre. Ich hatte den Zaun erreicht und hielt mich daran fest, und dann flogen irgendwelche Teile durch die Luft. Ich
betrat das Gelände, und da herrschte diese ent-
setzliche Verwüstung.«
»Raum vorstellbar«, sagte Dana und dachte, dass
ihr Treffen, das etwas länger ausgefallen war,
ihm vermutlich das Leben gerettet hatte.
»Die Polizei hat mich gefragt, ob ich jemanden
gesehen hätte, der verdächtig aussah, der nicht
zur Klinik gehörte, oder der das Gelände verließ, aber ich konnte mich an nichts Derartiges erinnern. Auf so was habe ich in dem Moment nicht
geachtet.«
»Vielleicht fällt Ihnen in ein paar Tagen etwas
ein«, bemerkte sie.
Er sah sie mit leerem Blick an. »Welche Wahnsin-
nigen jagen einen Haufen unschuldiger Kinder
und Mütter mit Neugeborenen in die Luft? In was
für einer Welt leben wir eigentlich? Und wenn sie wirklich so ist, warum setzt dann noch jemand
Kinder in diese Welt?«
»Das frage ich mich manchmal auch«, murmelte
Dana. »Die Polizei wollte auch wissen, ob mir je-
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mand einfiele, der etwas
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