Mein Wille geschehe
dass man alle Hebel in Bewegung setzen würde, um weiteren Anschlä-
gen dieser Art vorzubeugen und rasch für eine
Aufklärung des Verbrechens zu sorgen.
»Eines möchte ich betonen«, sagte er entschie-
den. »Hier handelt es sich nicht um einen Angriff auf ein einzelnes Gebäude, sondern auf die gesamte Stadt. Wir nehmen diesen Anschlag nicht
auf die leichte Schulter und tun unser Möglichs-
tes, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu
ziehen.«
»Was wissen Sie bislang?«, wollte ein Reporter
vom Post-Intelligencer wissen.
»Das würde ich Ihnen gerne mitteilen«, lautete
die Antwort, »doch die Ermittlung hat Vorrang. Es tut mir Leid, aber in diesem Fall können wir keine Informationen an die Öffentlichkeit geben, bevor
ein Ergebnis vorliegt. Wir bitten um Ihr Verständnis.«
»Sie meinen, Sie melden sich dann wieder bei
uns?«, fragte ein Reporter sarkastisch. Der Spre-
cher zuckte die Achseln. »Lassen Sie uns nun der
Opfer und ihrer Familien gedenken«, sagte er.
»Die Trauer verlangt nach ihrem Recht. Wir wol-
len für diese Menschen beten und ihnen Trost
spenden und uns einige Tage Zeit dafür lassen.«
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»In Seattle im Bundesstaat Washington sind beim
schlimmsten Terroranschlag in diesem Land seit
Oklahoma City«, sagte Tom Brokaw in den A-
bendnachrichten auf NBC, ȟber zweihundert
Menschen, darunter circa siebzig Kleinkinder, ge-
tötet oder schwer verletzt worden, als in einer
Abtreibungsklinik eine Bombe explodierte.«
Kathi Goertzen, Sprecherin des Senders KOMO,
äußerte: »Das Familienzentrum Seattle war weit
mehr als nur eine Klinik für Schwangerschaftsab-
brüche. Es war eine Institution, die über die Jahre Tausenden von Menschen geholfen hat. Sie bot
Zuflucht und Unterstützung, die nun vielen von
uns fehlen wird.«
»Die Coalition for Conservative Causes ist eine
friedfertige und gesetzestreue Organisation, die
Gewaltakte im Allgemeinen ablehnt«, verlas der
Verbandsvorsitzende Roger Roark eine hastig
aufgesetzte Stellungnahme. »Wir bedauern den
Verlust von Menschenleben im Familienzentrum
Seattle zutiefst. Auch sind wir nicht verantwort-
lich für Menschen, die einen heiligen Krieg füh-
ren, aus Überzeugung, dass Ungeborene ein
Recht auf Leben haben. Dennoch ist es in solchen
Kriegen immer wieder vorgekommen, dass Un-
schuldige ihr Leben zu Gunsten des größeren
Ganzen opfern mussten.«
»Wir sind zutiefst erschüttert über die Zerstörung von Hill House und den Tod so vieler unschuldiger Menschen«, erklärte Priscilla Wales, Vorsitzende
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von FOCUS, einer Gemeinschaft, die sich für das
Recht von Frauen auf Schwangerschaftsabbruch
einsetzte, in einem Telefoninterview, das sie von ihrem Büro in San Francisco aus gab. »Wenn man
jedoch das gegenwärtige politische Klima und die
Kampagnen der CCC und anderer derartiger Or-
ganisationen in Betracht zieht, die der Öffentlichkeit vermitteln wollen, dass aus doppeltem Un-
recht Recht werden kann, werden Sie verstehen,
dass wir nicht sehr überrascht sind über einen
derartigen Terrorakt. Eine Tat dieser Art war zu
erwarten, im Grunde nur eine Frage der Zeit. Die
Frage ist nun – wie lange wollen wir die beste-
henden Zustände erhalten? Wie viele Menschen-
leben wird es noch kosten, bevor wir Politiker
wählen, die sich in diesem Land für die Rechte
von Frauen einsetzen?«
»So etwas geschieht, wenn unsere Gesetzgeber
die Ermordung hilfloser Säuglinge tolerieren und
auch ihre Mörder schützen«, erklärte die sanfte
Prudence Chaffey, Pro-Life-Aktivistin und Mit-
begründerin von AIM, einer Organisation, die Ab-
treibung als Mord betrachtete, in Houston. »Und
solche Verzweiflungstaten werden sich wiederho-
len, bis die Menschen in diesem Land sich zu-
sammentun und gegen jegliche Form des Tötens
antreten.«
»Damit die Opfer des Anschlags möglichst rasch
identifiziert werden können, wurde eine Hotline
eingerichtet«, gab Jean Enersen, Fernsehjourna-
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list bei KING, bekannt. »Die Polizei bittet um Ihre Unterstützung. Wer jemanden kennt, der sich
zum Zeitpunkt des Anschlags im Hill House auf-
gehalten haben könnte, möchte sich bitte unter
folgender Nummer melden.«
»Meine Mutter ist nicht nach Hause gekommen«,
sagte die achtjährige Justine Pauley zu der Frau, die sich unter der Hotline-Nummer meldete.
»Vielleicht ist sie heute im Hill House gewesen.«
»Wieso glaubst du das, Schätzchen?«, fragte die
Telefonistin. »Weil sie
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