Mein Wille geschehe
ich meine, ich weiß, dass er in diesem Pro-
zess unter Anklage steht«, sagte der Zeuge.
»Und dass er mit einer meiner Patientinnen ver-
heiratet ist.«
»Dr. Neff, Sie sagten, Sie hätten den Angeklag-
ten nie persönlich kennen gelernt. Standen Sie
anderweitig in Kontakt mit ihm?«
»Ja.«
»Würden Sie das bitte dem Gericht erklären?«
»Er hat bei mir angerufen, innerhalb einer Woche
bestimmt zwölfmal. Bei mir zu Hause und in mei-
nem Büro im Hill House.«
»Welcher Art waren diese Anrufe?« Neff zögerte.
»Fordernd«, sagte er schließlich. »Inwiefern?«
»Er wollte, dass ich mit ihm über etwas spreche,
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über das ich nicht sprechen darf.«
»Betraf das die Frau des Angeklagten?«
»Ja.«
»Was geschah, als Sie dem Angeklagten sagten,
dass Sie darüber nicht sprechen könnten?«
»Er war… verärgert«, antwortete der Arzt. »Und
dann begann er, mich zu belagern. Zuerst rief er
mehrmals in der Klinik an. Nachdem ich ihm er-
neut die Lage erklärt hatte, ging ich nicht mehr
ans Telefon, sobald er dran war, und da begann
er mich abends zu Hause anzurufen und verlang-
te, dass ich mit ihm über seine Frau sprechen
sollte. Ich sagte ihm, er müsse sich mit seiner
Frau unterhalten, nicht mit mir, aber das machte
ihn wütend. Schließlich sagte ich ihm, wenn er
mit den Anrufen nicht aufhören würde, müsste
ich die Polizei benachrichtigen.«
»Zu dem Zeitpunkt, als Sie ihm sagten, dass er
die Anrufe einstellen sollte, war er da wütend?«
»Ja, das würde ich sagen. Sehr wütend.«
»Und wissen Sie noch, wann diese Anrufe statt-
fanden?«
»Im letzten November«, antwortete Neff. »Nun,
können Sie mir sagen – ohne ins Detail zu gehen
oder die ärztliche Schweigepflicht zu verletzen –, ob die Frau des Angeklagten in einer ärztlichen
Angelegenheit bei Ihnen gewesen ist? Im Sep-
tember letzten Jahres, beispielsweise.«
»Ja, das war sie.«
Brian wandte sich zur Richterbank. »Ich möchte
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die Nachweise der Telefonverbindungen als Be-
weismittel aufnehmen, Euer Ehren«, sagte er.
Bendali nickte. »Angewiesen.«
»Ich danke Ihnen«, sagte der Staatsanwalt zu
dem Zeugen. »Ich habe keine weiteren Fragen.«
»Diese Anrufe, die Ihnen so auf die Nerven fielen, Dr. Neff«, sagte Dana, die sich erhob, als Brian
sich setzte. »Als Sie meinem Mandanten sagten,
dass Sie sich davon belästigt fühlten, hörten sie da auf?«
»Ja.«
»Sie mussten nicht die Polizei benachrichtigen
oder Ihrer Aufforderung weiter Nachdruck verlei-
hen?«
»Nein.«
»Mein Mandant brauchte also vielleicht Unterstüt-
zung und mehr Informationen, aber er war nicht
unansprechbar oder aggressiv oder etwas in der
Art, nicht wahr?«
»Nun, er war wütend.«
»Das sagten Sie. Hat er Sie bedroht? Hat er Ihrer Familie gedroht?«
»Nein.«
»Hat mein Mandant Sie nach jener Woche im No-
vember noch einmal angerufen?«
»Nein.«
Dana betrachtete den Zeugen einen Moment
lang. »Glauben Sie, dass er Sie verantwortlich
machte für die Handlungsweise seiner Frau?«
»Das ging aus seinem Verhalten klar hervor,
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meine ich.«
»Auf Ihr Haus wurde aber kein Anschlag verübt,
nicht wahr?«
»Nein, natürlich nicht. Aber auf Hill House.«
»Ja, zweieinhalb Monate später«, bestätigte Da-
na. »Und wenn ich das recht in Erinnerung habe,
waren Sie an diesem Tag nicht in der Klinik, nicht wahr?«
»Richtig.«
»Sie waren zu Hause, und zwar die ganze Woche,
weil Sie eine schlimme Grippe hatten, nicht
wahr?«
»Ja, aber vielleicht wusste Ihr Mandant das
nicht«, sagte Neff. »Das hätte man doch mit ei-
nem Anruf herausfinden können, oder?«
»Das nehme ich an.«
»Das nehmen Sie an?« Dana ließ die Fingerspit-
zen auf einem Blatt Papier ruhen. »Dr. Neff, ken-
nen Sie eine Frau namens Maureen O’Connor?«
»Ja«, antwortete er stirnrunzelnd. »Sie ist eine
Patientin von mir.«
»Nun, Mrs O’Connor ist bereit, hier falls nötig vor Gericht auszusagen, dass sie am Montag vor dem
Anschlag in der Klinik anrief, um mit Ihnen zu
sprechen. Man sagte ihr, dass Sie mit einer Grip-
pe im Bett lägen und alle Termine für diese Wo-
che absagen mussten. Nun möchte ich Sie noch
einmal fragen: Hätte man mit einem einzigen An-
ruf herausfinden können, dass Sie sich nicht im
Hill House aufhielten?«
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»Offenbar ja«, gab er zu.
»Und dennoch, Dr. Neff«, fuhr Dana fort, »waren
Sie bereit, diesen Geschworenen den Eindruck zu
vermitteln, dass der Zorn
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