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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

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Autoren: Susan Sloan
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Patrouille zurückkam, erzählte mir Corey, dass Elise während seiner Abwesenheit
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    eine Fehlgeburt gehabt hatte.«
    »Brachte er zum Ausdruck, wie ihm zu Mute
    war?«
    »Ja. Er sagte, es ginge ihm hundeelend, und das
    sah man ihm auch an.«
    »Wie ging es weiter?«
    »Etwa eine Woche später sagte er, Elise hätte
    doch keine Fehlgeburt gehabt, sondern eine Ab-
    treibung vornehmen lassen.«
    »Wie reagierte er darauf?«
    »Er war verständlicherweise verstört.«
    »Was meinen Sie mit ›verstört‹?«
    »Nun, verstört eben. Er hatte Tränen in den Au-
    gen und war zerstreut und niedergeschlagen.«
    »War das alles?«
    Zach zuckte die Achseln. »Ist das nicht genug?«
    »Leutnant Miller, haben Sie Detective Tinker nicht gesagt, Corey Latham sei wütend gewesen, als er
    von der Abtreibung erfuhr?«
    »Kann schon sein, dass ich dieses Wort damals
    benutzt habe, ich weiß das nicht mehr so genau.«
    »Nun, versuchen wir mal, Ihrem Gedächtnis auf
    die Sprünge zu helfen. War er wütend?«
    »Wütend. Verstört. Wo ist da der Unterschied?
    Seine Frau hatte ihn nicht nur angelogen, son-
    dern auch noch sein Kind getötet«, gab Zach zur
    Antwort. »Würde Sie das nicht auch aus der Ruhe
    bringen?«
    »Aber gewiss doch«, erwiderte Brian. »Ich wäre
    wohl ziemlich wütend.«
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    »Gut, wenn Sie dieses Wort bevorzugen, dann
    sagen wir eben, er war wütend.«
    »Wie lange war er Ihrer Erinnerung nach in die-
    sem Zustand?«
    »Das weiß ich nicht mehr genau. Eine ganze Wei-
    le, schätze ich.«
    »Länger als zwei Wochen?«
    »Schon möglich.«
    »Über einen Monat?«
    »Schauen Sie, ich habe die Tage nicht gezählt
    und weiß das wirklich nicht mehr genau. In jedem
    Fall war er wütend auf seine Frau und nicht auf
    die Klinik.«
    »Danke, Leutnant.«
    »Da sind wir also wieder bei ›wütend‹«, sagte
    Dana mit einem Seufzer und stand auf. »Sagen
    Sie mir, Leutnant Miller, raste und tobte der An-
    geklagte, als er von der Abtreibung erfuhr?«
    »Nein.«
    »Stieß er irgendwelche Drohungen aus?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Sagte er, er würde eine Bombe bauen und Hill
    House in die Luftjagen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Was sagte er also?«
    »Überhaupt nicht viel. Er war eher still. So ist er immer, wenn ihn etwas quält. Er verkriecht sich
    in sich selbst und grübelt so lange darüber nach, bis er es geklärt hat.«
    »Vermittelte Ihnen irgendetwas an seinem Ver-
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    halten in dieser Zeit den Eindruck, dass er etwas Gewalttätiges im Sinn hatte?«
    »Keinesfalls«, versicherte ihr Zach. »Corey ist
    nicht so. Er ist der ruhigste Typ, den ich kenne.
    Der würde keiner Fliege was zu Leide tun.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Dana. »Rückfragen,
    Euer Ehren«, sagte Brian. Der Richter nickte.
    »Wollten Sie mit Ihrer letzten Aussage zum Aus-
    druck bringen, dass Corey Latham außer Stande
    ist, jemanden zu verletzen, Leutnant Miller?«
    »Nein, nicht außer Stande. Ich wollte damit nur
    sagen, dass es unwahrscheinlich ist.«
    »Sie meinen, wenn Feinde unser Land bedrängen
    und Mitbürger töten würden, wäre es unwahr-
    scheinlich, dass Leutnant Latham darauf reagie-
    ren würde?«
    »Nein, das meine ich nicht«, erwiderte Zach. »Er
    ist Offizier der Marine. Selbstverständlich würde er darauf reagieren. Ich will damit sagen, dass
    wir ausgebildet sind, um zu verteidigen, nicht um anzugreifen. Unser Ziel ist es nicht, jemanden
    aus heiterem Himmel anzugreifen.«
    »Sie meinen also, dass Leutnant Latham sehr
    wohl kämpfen würde gegen Feinde, die Bürger
    unseres Landes getötet haben?«
    »Ja.«
    Brian blickte zu dem Angeklagten hinüber und
    wandte sich dann wieder dessen Freund zu. »Sie
    wollen diesem Gericht also sagen, Sir, dass Corey Latham losziehen und für tote Amerikaner kämp-504

    fen würde, die er nicht einmal kannte, dass er
    aber nicht für sein totes Baby kämpfen würde?«
    Zach blinzelte.
    »Einspruch«, rief Dana. »Suggestivfrage.«
    »Ich ziehe die Frage zurück«, sagte Brian, bevor
    der Richter eine Entscheidung treffen oder der
    Zeuge sich dazu äußern konnte.
    Kurz nach der Mittagspause kam Craig Jessup zu
    Dana an ihren Tisch und flüsterte ihr zu: »Ich
    muss mit Ihnen reden.«
    Die Anwältin nickte. »Gut, wir treffen uns um
    sechs im Büro«, sagte sie. »Ich sage Joan und
    Charles Bescheid.« Sie trafen sich immer in die-
    ser Konstellation, damit alle Beteiligten informiert waren. Doch Jessup schüttelte den Kopf. »Nein,
    nicht in Ihrem Büro«, entgegnete er.

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