Mein Wille geschehe
habe nie einen Hehl daraus gemacht.
Und wir hatten doch eine gute Zeit zusammen.«
»Wann fährst du?«
»Tja, nun kommt’s leider knüppeldick«, sagte er.
»Heute Abend. Mein Flugzeug geht in ein paar
Stunden. Das Taxi wartet schon.«
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»Heute Abend noch?«, sagte sie entsetzt. »Naja,
ich meine, schön für dich, wenn du dir das ge-
wünscht hast. Aber was ist mit uns? Was soll ich
ohne dich anfangen?«
»Oh, ja, deshalb bin ich auch hier«, sagte er und zog einen Umschlag aus seiner Jackentasche. »Es
tut mir Leid, dass es mit uns jetzt nicht so läuft, wie du dir das gewünscht hast, aber das hier sollte es dir ein bisschen erleichtern.« Der Umschlag enthielt einen Scheck über einhundertfünfzigtausend Dollar. Der Herausgeber war hell begeistert
von der Story und hatte hinter Kirby gestanden
und ihm beim Schreiben zugesehen. Er hatte den
Preis bedingungslos akzeptiert.
»Wofür ist das?«, hauchte sie, obwohl ihr
schockartig klar wurde, dass sie es schon wusste.
»Für deine Story«, sagte er.
»Das kannst du nicht getan haben!«, rief sie aus.
»Ich habe dir das im Vertrauen erzählt.« Doch ihr Widerspruch war unwichtig, denn sie begriff
schlagartig, worum es ihm in diesen vier Monaten
gegangen war.
»Mach dir keine Sorgen«, erwiderte er. »Nach
allem, was du mir erzählt hast, glaube ich nicht, dass Dana böse sein wird, wenn sie dir auf diese
Weise helfen kann. Sie hat ja nichts Verbotenes
getan. Es ist eine gute Geschichte, die sie in einem menschlicheren Licht zeigt. Sie kommt in
der nächsten Ausgabe vom Probe Magazine.«
»Verstehe«, sagte sie. Es kam ihr vor, als hätte
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ihr jemand ins Herz geschossen.
Er legte die Arme um sie und zog sie an sich.
»Wo ist Andy?«, fragte er.
»Übers Wochenende bei einem Freund«, antwor-
tete sie mechanisch.
»Sag ihm Lebewohl von mir.« Dann küsste er ihr
Haar und war verschwunden.
Judith stand alleine im Flur, hörte, wie seine
Schritte sich entfernten, und starrte auf den Um-
schlag in ihren Händen.
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15
Am Sonntag teilte Judith Dana mit, sie sei krank
und könne ihre Einladung nicht annehmen. Sie
widersetzte sich auch Danas Angebot, mit Hüh-
nersuppe vorbeizukommen, und gab vor, dass es
ihr sogar zu anstrengend sei, sich am Telefon
länger zu unterhalten.
»Es muss ein Grippevirus sein«, sagte sie der
Frau, die seit dreißigjahren ihre beste Freundin
war. »Ich will nicht, dass du dir das einfängst. Du musst jeden Tag im Gericht sein, da musst du fit
bleiben.«
»Ich wollte dir was erzählen«, sagte Dana. »Et-
was ganz Aufregendes und Tolles.«
»Schön«, antwortete Judith matt.
»Nein, es ist was wirklich Wichtiges«, beharrte
Dana. »Und ich weiß ehrlich nicht, wie lange ich
es noch für mich behalten kann. Versprich mir
bitte, dass du ganz schnell wieder gesund wirst.«
»Klar, verspreche ich.«
Sie einigten sich darauf, dass sie sich am nächs-
ten Wochenende treffen würden, an dem auch
Andy mitkommen könnte.
Bis dahin, sagte sich Judith, würde Probe im Handel sein, Dana würde ihre Einladung rückgängig machen, und ihre Freundschaft würde zer-
stört sein. Ein Teil von Judith wollte Dana vorbereiten auf das, was ihr bevorstand, doch der stär-kere Teil wollte schweigen.
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»Du kannst deinen Freund Tom mitbringen, wenn
du möchtest«, schlug Dana vor.
»Nein«, sagte Judith tonlos. »Er ist nicht hier. Er ist… nicht in der Stadt… für eine Weile.«
Am Montag rief die Anklage Zach Miller in den
Zeugenstand. Er war ein attraktiver junger Mann,
fand Allison Ackerman, ein typischer junger Offi-
zier in tadellos sitzender Uniform.
»In welcher Beziehung stehen Sie zu dem Ange-
klagten, Leutnant Miller?«, fragte Brian.
»Wir sind befreundet«, antwortete Zach. »Früher
haben wir zusammen gewohnt.«
»Bestand Ihre Freundschaft auch noch, als der
Angeklagte heiratete?«
»Ja.«
»Haben Sie sich Anfang November letzten Jahres
wiederholt mit dem Angeklagten über dessen
Frau unterhalten?«
»Ich fürchte, das müssen Sie präziser formulie-
ren«, antwortete Zach. »Corey und ich haben uns
häufig über seine Frau unterhalten, auch als sie
es noch gar nicht war.«
»Gut, Leutnant«, erwiderte Brian leichthin. »Ha-
ben Sie mehrmals mit dem Angeklagten über Mrs
Lathams Abtreibung gesprochen?«
»Ja.« ’ »Würden Sie dem Gericht bitte mitteilen, wie diese Gespräche verliefen?«
Zach seufzte. »Ein paar Tage, nachdem er von
seiner letzten
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