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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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Die
    Festgenommenen wurden direkt ins Untersu-
    chungsgefängnis gebracht. Wer nur leicht verletzt war, wurde vor Ort von Sanitätern verarztet, wer
    sich eine schwerere Verletzung zugezogen hatte,
    wurde ins Harborview Medical Center gebracht.
    Während all dem saß Abraham Bendali mit stei-
    nerner Miene in der Richterbank und beobachtete
    das Geschehen. Als wieder Ordnung eingekehrt
    war, räusperte er sich und blickte streng auf die im Gerichtssaal Verbliebenen hinunter.
    »Ich hoffe zuversichtlich, dass diese Episode ab-
    geschlossen werden kann, ohne dass sich Derar-
    tiges wiederholt«, sagte er. »Aus diesem Grund,
    und, wie ich hinzufügen möchte, zu Lasten des
    Steuerzahlers, ordne ich hiermit an, dass an je-
    dem weiteren Prozesstag bewaffnete Sicherheits-
    kräfte im Gerichtssaal anwesend sind.«
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    Als wollten sie seine Worte unterstreichen, stellten sich vier Polizisten an verschiedenen Stellen im Raum auf. Daraufhin blickte Bendali mit einem
    schweren Seufzer auf die beiden Anwälte hinun-
    ter. »Möchten Sie Einspruch erheben gegen eine
    Vertagung der Verhandlung auf den morgigen
    Tag?«, fragte er.
    »Kein Einspruch, Euer Ehren«, sagte Brian er-
    leichtert. »Kein Einspruch«, echote Dana.
    Der Richter ließ das Gericht wieder vollständig
    versammeln, dann entschuldigte er sich bei den
    Geschworenen, den Zeugen, dem Angeklagten
    und seiner Frau und den Überlebenden des An-
    schlags und verkündete für diesen Tag das Ende
    der Verhandlung.
    Dana hatte sich immer für erfahren und uner-
    schütterlich gehalten im Umgang mit unerwarte-
    ten Situationen. Wie verstört sie tatsächlich war, merkte sie erst, als sie aufstehen wollte und ihre Knie nachgaben.
    »Was war das?«, murmelte sie und fragte sich,
    wann ihre Knie wohl wieder funktionieren wür-
    den.
    »Ein Hauch von Anarchie«, antwortete Brian. »Al-
    les in Ordnung mit dir?«
    Er sah selbst ziemlich erschüttert aus, stellte Da-na fest, als sie ihm ein zittriges Lächeln zuwarf.
    »Frag mich wieder, wenn ich ein paar Drinks in-
    tus habe«, sagte sie. »Dann bin ich bereit zu
    antworten.«
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    Abraham Bendali ging in sein Zimmer und ent-
    nahm einer Schublade seines Schreibtischs eine
    Flasche Scotch. Auf einem Beistelltisch stand ein Tablett mit Gläsern, und er goss eines zur Hälfte voll und leerte es in einem Zug. »Alles in Ordnung, Euer Ehren?«, fragte der Gerichtsdiener
    von der Tür her.
    »Ja, sicher, Robert«, antwortete der Richter.
    »Kommen Sie rein, kommen Sie rein.« Er nahm
    ein zweites Glas von dem Tablett und schenkte
    ein. »Hier«, sagte er und hielt es dem jungen
    Mann hin. »Ich könnte mir denken, dass Ihnen
    das jetzt so gut tut wie mir.«
    Robert nahm das Glas mit zittriger Hand in Emp-
    fang. »Vielen Dank, Sir«, sagte er und trank ei-
    nen Schluck. Bendali genehmigte sich einen zwei-
    ten Drink, dann ließ er sich nieder und betrachte-te das Glas einen Moment. »Was meinen Sie, wie
    knapp war das, Robert?«, fragte er. »Ich weiß
    nicht genau, Sir«, antwortete der Gerichtsdiener.
    »Und um ehrlich zu sein, ich glaube, ich möchte
    es auch gar nicht wissen.«
    »Glauben Sie, dass es richtig war, die Polizei he-reinzurufen?«
    »Unbedingt«, erwiderte Robert ohne Zögern.
    »Ich wüsste nicht, was Sie sonst hätten tun sol-
    len.«
    Der Richter schüttelte angewidert den Kopf. »Pa-
    piergeschosse«, murmelte er.
    »Sie wussten, dass sie nichts anderes durch die
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    Metalldetektoren bekommen würden«, erklärte
    der Gerichtsdiener. »Aber das ist es ja. Ich habe bewaffnete Polizisten auf Leute mit Papierbällen
    angesetzt.«
    »Ja, aber Sie wussten ja nicht, ob sie noch etwas anderes dabeihatten. Sie konnten es nicht abwar-ten, um herauszufinden, ob sie vielleicht doch
    irgendwie Schusswaffen hereingeschmuggelt hat-
    ten. Und außerdem waren in einigen von diesen
    Papierkugeln auch Steine.«
    Bendali leerte sein Glas und stellte es auf den
    Tisch. »Ich weiß nicht mehr, wann ein Fall mich
    zuletzt dazu veranlasst hat, zur Flasche zu grei-
    fen«, sagte er. »Ich glaube, ich werde allmählich zu alt für diese Arbeit.«
    »Sie, Sir?«, erwiderte der Gerichtsdiener, durch
    den Scotch sehr gelöst. »Sie sind der Beste hier, und das weiß auch jeder.«
    »Ich danke Ihnen, Robert«, sagte Bendali ge-
    rührt. Er fragte sich, wann der Zeitpunkt gekom-
    men war, um dem jungen Mann mitzuteilen, dass
    er in Kürze seinen Abschied nehmen würde.
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    14
    Am Freitag begab sich Ronna Keough in Anwe-
    senheit

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