Mein Wille geschehe
be-
schränken. Die Demonstranten, vom Eingang des
Gerichts und den Kameras vertrieben, trieben
sich nun auf den beiden Querstraßen herum und
schwenkten dort ihre Schilder. »Abtreibung ist
Mord!«
»Für das Recht auf Abtreibung!«
Karleen und Allison verließen das Gerichtsgebäu-
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de, gingen bis zur Ecke der James Street und
schlugen den Weg zu der Tiefgarage ein, in der
ihre Autos geparkt waren. Plötzlich stellte sich
ihnen ein Mann in den Weg. Er trug einen großen
Button am Kragen, auf dem ein verstümmelter
Fötus und eine Aufschrift zu sehen waren, die das Recht der Ungeborenen auf Leben forderte.
»Sie sind welche von den Geschworenen, oder?«,
verlangte er zu wissen.
Die Schriftstellerin und die Maklerin sahen sich an und merkten, dass Karleen vergessen hatte, ihren Geschworenenanstecker von ihrer Jacke zu
entfernen.
»Verzeihung«, sagte Allison und versuchte, sich
an dem Mann vorbeizudrängen.
Doch der schrie: »Hier sind zwei! Ich hab zwei
von denen!« Binnen Sekunden waren die beiden
Frauen von aufgebrachten Demonstranten um-
ringt.
»Werden Sie Corey Latham verurteilen?«, fragte
jemand. »Werden Sie ihn töten lassen, weil er
versucht hat, Leben zu retten?«
»Lassen Sie uns durch«, verlangte Allison, aber
niemand schenkte ihr Gehör.
»Er ist ein Heiliger, kein Sünder«, schrie eine
Frau. »Er ist ein Erlöser«, rief ein anderer.
Plötzlich bildeten sich zwei Gruppen, als die De-
monstranten der anderen Richtung merkten, was
da geschah, und ebenfalls angerannt kamen.
»Er ist ein Mörder«, erklärte einer von denen.
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»Sprecht für die Opfer, die keine Stimme mehr
haben«, rief jemand.
»Verurteilt den Dreckskerl!«, verlangte ein ande-
rer. Später konnte niemand mehr sagen, wer das
Handgemenge begonnen hatte, aber die beiden
Gruppen gingen plötzlich aufeinander los, und die beiden Geschworenen waren in dem Tumult gefangen.
Ein Mann sprang auf einen anderen, und Allison
bekam einen Fausthieb in die Rippen. Kurz darauf
rammte ihr jemand versehentlich mit solcher
Wucht einen Ellbogen in die Nieren, dass sie zu
Boden ging. Sie hörte Karleen etwas rufen, konn-
te aber nicht reagieren, da plötzlich Leute über
sie hinwegtrampelten. Sie versuchte zu kriechen,
konnte sich aber nicht mehr rühren. Sie versuch-
te zu schreien, bekam aber keine Luft mehr. Es
gelang ihr noch, die Arme schützend über den
Kopf zu legen, aber nun war ihr Körper unge-
schützt. Sie zählte siebzehn Tritte, dann verlor
sie das Bewusstsein.
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Noch nie hatte Robert Niera seinen Richter derart wütend erlebt. Als Abraham Bendali sich am
Mittwochmorgen mit Allison Ackerman und den
Anwälten in seinem Zimmer traf und er die
Schriftstellerin sah, war er außer sich. Die Ver-
handlung war vertagt worden, die anderen Ge-
schworenen waren verständigt.
Nach dem Handgemenge war Allison ins Harbor-
view Medical Center gebracht worden, wo sie die
Nacht verbringen musste. Sie hatte eine Gehirn-
erschütterung und eine verstauchte Schulter,
weshalb sie den linken Arm in einer Schlinge
trug. Unterhalb ihres linken Auges hatte man eine Platzwunde nähen müssen. Im Nacken hatte sie
einen üblen Bluterguss, diverse Schürfungen an
Armen und Beinen, und vier Rippen waren gebro-
chen. Man hatte sie über Nacht im Krankenhaus
behalten, um die Gehirnerschütterung zu beo-
bachten und ihre Nierenfunktion zu überprüfen.
»Möchten Sie von Ihrer Tätigkeit als Geschwore-
ne freigestellt werden, Mrs Ackerman?«, fragte
Richter Bendali. »Ich hätte vollstes Verständnis
dafür.«
Allison blickte ihn erbost an. »Nein, keinesfalls«, sagte sie entschieden. »Ich bin nun schon zu lange dabei, um mich von einer Horde von Schlä-
gern vertreiben zu lassen. Wenn die anderen sich
nicht an meinen Verletzungen stören, würde ich
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es vorziehen dabeizubleiben, Euer Ehren.« Ben-
dali seufzte. »Die ganze Sache ist völlig außer
Kontrolle geraten«, sagte er aufgebracht. »Ich
könnte die Abschirmung der Geschworenen für
den Rest des Prozesse anordnen. Wie wäre das?«
»Umständlich«, antwortete Allison. »Für mich und
für die anderen auch, fürchte ich. Außerdem
glaube ich nicht, dass die da draußen es auf mich abgesehen hatten. Sie suchten nur nach einem
Anlass, um sich gegenseitig zu verprügeln, und
ich bin dummerweise zwischen die Fronten gera-
ten.« Der Richter dachte nach. »Gut«, sagte er
schließlich. »Wenn Sie weiterhin
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