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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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eine
    brillante Anwältin war, aber es gelang ihr den-
    noch immer, ihn zu verblüffen. »Gar nichts«,
    antwortete Stern. »Wie bitte?«, sagte Dana.
    »Ich habe Ihrer Kanzlei meine Dienste umsonst
    angeboten.«
    »Ich verstehe. Nun, aber wir bezahlen doch we-
    nigstens Ihre Reisekosten, oder?«
    Stern schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Die übernimmt die Regierung der Vereinigten Staaten.«
    »Nun, einem geschenkten Gaul schaut man
    selbstverständlich nicht ins Maul, aber darf ich
    trotzdem fragen, weshalb?«
    »Ich arbeite an einer Studie über Terrorakte, die uns verlässliche psychologische Profile von Terroristen liefern soll. Wir erhoffen uns davon, dass man potenzielle Terroristen künftig bereits im
    Vorfeld an ihren Verhaltensmustern erkennen
    kann.«
    »Nach welchen Elementen halten Sie beispiels-
    weise Ausschau?«
    »In erster Linie nach abweichenden Verhaltens-
    mustern, die in der frühen Kindheit begründet
    liegen«, antwortete Stern. »Ferner erforschen wir 541

    den familiären Hintergrund sowie die Beziehungs-
    strukturen außerhalb der Familie. Wir betrachten
    den Bildungsstand und die Erfahrungen in der
    Ausbildung, indem wir mit Lehrern, Studenten
    und Hilfskräften sprechen. Wir nehmen ausführli-
    che psychologische Tests vor, bei denen es uns
    vor allem um die Einschätzung der Kommunikati-
    onsmuster geht. Und in manchen Fällen, bei de-
    nen es nahe liegt, untersuchen wir auch die be-
    rufliche Vergangenheit.«
    »Würden Sie dem Gericht mitteilen, welche Er-
    eignisse Sie untersucht haben?«
    »Wir erstellten eine ausführliche Analyse der jüngeren Amokläufe in Schulen in Mississippi, Kentu-
    cky, Tennessee, Oregon, Colorado und Kalifor-
    nien. Wir untersuchten diverse Aspekte des An-
    schlags auf das World Trade Center, den Bom-
    benanschlag in Oklahoma City, die Anschläge auf
    die Botschaften in Kenia und Tansania und den
    Flugzeugabsturz in Lockerbie. In einigen Fällen
    konnten wir dabei freilich keine Interviews mehr
    durchführen.«
    »Wenn Sie die Chance hatten, mit den Tätern zu
    sprechen, stellten Sie dann fest, dass die dabei
    auftretenden psychologischen Merkmale mit den
    von Ihnen erarbeiteten Täterprofilen identisch
    waren?«
    »Ja«, antwortete der Psychiater sofort. »Ich muss gestehen, ich freue mich, das bestätigen zu können. Sie entsprachen ihnen genau.«
    542

    »Gab es ein spezielles Element, das in allen von
    Ihnen untersuchten Fällen gleich war?«
    »Ja, das gab es«, sagte er. »Es musste allerdings erst noch bewiesen werden.«
    »Und welches Element war das?«
    »Uns fiel auf, dass Motive und Vorgehensweisen
    variierten, dass jedoch allen Terroristen eines
    gemein ist: Sie tragen einen tief verwurzelten
    Hass in sich, der sich in dem Wunsch, etwas zu
    zerstören, Bahn bricht.«
    »Im Zuge Ihrer Untersuchungen haben Sie mit
    vielen Menschen gesprochen, die in Beziehung
    stehen zu meinem Mandanten, nicht wahr?«
    »Ja. Ich sprach mit beinahe hundert Leuten.«
    »Und auch mit Corey Latham selbst, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wie viele Stunden haben Sie Ihrer Einschätzung
    nach mit ihm verbracht?«
    »In einem Zeitraum von sechs Monaten auf jeden
    Fall über neunzig Stunden.«
    »Und womit waren Sie beschäftigt?«
    »Wir haben uns unterhalten«, sagte Stern. »Und
    eine Menge Tests gemacht.«
    »Und zu welchen Schlüssen sind Sie auf Grund
    der mit meinem Mandanten verbrachten Zeit ge-
    kommen, Dr. Stern?«
    »Ich habe festgestellt, dass Leutnant Latham eine Abweichung von unseren bisherigen Ergebnissen
    darstellt.«
    »Eine Abweichung?«
    543

    »Ja.«
    »Inwiefern, Sir?«
    Der Psychiater zuckte die Achseln. »Sein Verhal-
    ten war in keinem Punkt identisch mit den psy-
    chologischen Mustern, die wir bei den anderen
    Terroristen feststellen konnten.«
    »Habe ich das richtig gehört?«, fragte Dana nach.
    »Wollen Sie damit sagen, dass diese so genannte
    Bestie, dieser so genannte Schlächter, dieses Un-
    geheuer, dem man vorwirft, ein Gebäude in die
    Luft gesprengt und dabei fast zweihundert Men-
    schen getötet zu haben, kein Terrorist ist?«
    »Ich sage lediglich, dass er keinem unserer Tä-
    terprofile entspricht.«
    »Um das richtig zu verstehen, Professor Stern,
    und um Ihre Ergebnisse auch für die Geschwore-
    nen nachvollziehbar zu machen, möchte ich Ihre
    These gerne noch weiter mit Ihnen erörtern.«
    Während Dana die Einzelheiten von Ronald
    Sterns Untersuchungen erfragte, sah Craig Jes-
    sup seine Post durch, die soeben

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