Mein Wille geschehe
eine
brillante Anwältin war, aber es gelang ihr den-
noch immer, ihn zu verblüffen. »Gar nichts«,
antwortete Stern. »Wie bitte?«, sagte Dana.
»Ich habe Ihrer Kanzlei meine Dienste umsonst
angeboten.«
»Ich verstehe. Nun, aber wir bezahlen doch we-
nigstens Ihre Reisekosten, oder?«
Stern schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er. »Die übernimmt die Regierung der Vereinigten Staaten.«
»Nun, einem geschenkten Gaul schaut man
selbstverständlich nicht ins Maul, aber darf ich
trotzdem fragen, weshalb?«
»Ich arbeite an einer Studie über Terrorakte, die uns verlässliche psychologische Profile von Terroristen liefern soll. Wir erhoffen uns davon, dass man potenzielle Terroristen künftig bereits im
Vorfeld an ihren Verhaltensmustern erkennen
kann.«
»Nach welchen Elementen halten Sie beispiels-
weise Ausschau?«
»In erster Linie nach abweichenden Verhaltens-
mustern, die in der frühen Kindheit begründet
liegen«, antwortete Stern. »Ferner erforschen wir 541
den familiären Hintergrund sowie die Beziehungs-
strukturen außerhalb der Familie. Wir betrachten
den Bildungsstand und die Erfahrungen in der
Ausbildung, indem wir mit Lehrern, Studenten
und Hilfskräften sprechen. Wir nehmen ausführli-
che psychologische Tests vor, bei denen es uns
vor allem um die Einschätzung der Kommunikati-
onsmuster geht. Und in manchen Fällen, bei de-
nen es nahe liegt, untersuchen wir auch die be-
rufliche Vergangenheit.«
»Würden Sie dem Gericht mitteilen, welche Er-
eignisse Sie untersucht haben?«
»Wir erstellten eine ausführliche Analyse der jüngeren Amokläufe in Schulen in Mississippi, Kentu-
cky, Tennessee, Oregon, Colorado und Kalifor-
nien. Wir untersuchten diverse Aspekte des An-
schlags auf das World Trade Center, den Bom-
benanschlag in Oklahoma City, die Anschläge auf
die Botschaften in Kenia und Tansania und den
Flugzeugabsturz in Lockerbie. In einigen Fällen
konnten wir dabei freilich keine Interviews mehr
durchführen.«
»Wenn Sie die Chance hatten, mit den Tätern zu
sprechen, stellten Sie dann fest, dass die dabei
auftretenden psychologischen Merkmale mit den
von Ihnen erarbeiteten Täterprofilen identisch
waren?«
»Ja«, antwortete der Psychiater sofort. »Ich muss gestehen, ich freue mich, das bestätigen zu können. Sie entsprachen ihnen genau.«
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»Gab es ein spezielles Element, das in allen von
Ihnen untersuchten Fällen gleich war?«
»Ja, das gab es«, sagte er. »Es musste allerdings erst noch bewiesen werden.«
»Und welches Element war das?«
»Uns fiel auf, dass Motive und Vorgehensweisen
variierten, dass jedoch allen Terroristen eines
gemein ist: Sie tragen einen tief verwurzelten
Hass in sich, der sich in dem Wunsch, etwas zu
zerstören, Bahn bricht.«
»Im Zuge Ihrer Untersuchungen haben Sie mit
vielen Menschen gesprochen, die in Beziehung
stehen zu meinem Mandanten, nicht wahr?«
»Ja. Ich sprach mit beinahe hundert Leuten.«
»Und auch mit Corey Latham selbst, nicht wahr?«
»Ja.«
»Wie viele Stunden haben Sie Ihrer Einschätzung
nach mit ihm verbracht?«
»In einem Zeitraum von sechs Monaten auf jeden
Fall über neunzig Stunden.«
»Und womit waren Sie beschäftigt?«
»Wir haben uns unterhalten«, sagte Stern. »Und
eine Menge Tests gemacht.«
»Und zu welchen Schlüssen sind Sie auf Grund
der mit meinem Mandanten verbrachten Zeit ge-
kommen, Dr. Stern?«
»Ich habe festgestellt, dass Leutnant Latham eine Abweichung von unseren bisherigen Ergebnissen
darstellt.«
»Eine Abweichung?«
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»Ja.«
»Inwiefern, Sir?«
Der Psychiater zuckte die Achseln. »Sein Verhal-
ten war in keinem Punkt identisch mit den psy-
chologischen Mustern, die wir bei den anderen
Terroristen feststellen konnten.«
»Habe ich das richtig gehört?«, fragte Dana nach.
»Wollen Sie damit sagen, dass diese so genannte
Bestie, dieser so genannte Schlächter, dieses Un-
geheuer, dem man vorwirft, ein Gebäude in die
Luft gesprengt und dabei fast zweihundert Men-
schen getötet zu haben, kein Terrorist ist?«
»Ich sage lediglich, dass er keinem unserer Tä-
terprofile entspricht.«
»Um das richtig zu verstehen, Professor Stern,
und um Ihre Ergebnisse auch für die Geschwore-
nen nachvollziehbar zu machen, möchte ich Ihre
These gerne noch weiter mit Ihnen erörtern.«
Während Dana die Einzelheiten von Ronald
Sterns Untersuchungen erfragte, sah Craig Jes-
sup seine Post durch, die soeben
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