Mein Wille geschehe
er zur Antwort.
»Wenn die Medienreaktion darauf nur halb so
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hysterisch ausfällt, wie ich mir das vorstelle, wäre eine enorme Ablenkung von Ihrer Arbeit die Folge, und das wiederum würde sich ungünstig für
unseren Mandanten auswirken. Das sehen Sie
doch bestimmt genauso.«
»Unabhängig von meiner Meinung im Moment –
was würden Sie denn vorschlagen wollen?«, er-
kundigte sich Dana und fragte sich, objoan es
schaffen würde, Coreys Zeugenaussage zu be-
gleiten.
»Ich denke, es gäbe eine recht unkomplizierte
Lösung«, antwortete Cotter. »Wir könnten
Charles die Leitung übertragen, Sie würden erste
Stellvertreterin, damit der Eindruck von Kontinui-tät gewahrt bleibt, und Ms Wills zweite.«
Dana blinzelte überrascht. »Sie wollen Charles
Ramsey die Leitung übertragen, nach allem, was
Sie über sein Vorgehen wissen?«
Der Geschäftsführer zuckte die Achseln. »Was
wissen wir denn?«, entgegnete er. »Abgesehen
von einer aus der Luft gegriffenen Behauptung,
die offenbar niemand bestätigen kann, weiß ich
nur, dass er ein erstklassiger Anwalt ist, der seit jeher einen makellosen Ruf hat.«
»Wurde Craig Jessup deshalb so plötzlich entlas-
sen?«, fragte sie. »Weil er auf etwas gestoßen
ist, das diesem makellosen Ruf etwas anhaben
könnte und damit auch dieser Kanzlei?«
»Jessup hat verantwortungslos gehandelt«, erwi-
derte Cotter gereizt. »Er wurde angestellt, um in 576
bestimmten Fragen im Zusammenhang mit dem
Prozess zu ermitteln, und hat sich nicht daran
gehalten. Ich werde es nicht zulassen, dass An-
gestellte ihre Kompetenzen überschreiten.«
»Er hat nicht seine Kompetenzen überschritten,
sondern auf meine Anweisung gehandelt«, stellte
Dana klar. »Ich habe ihn darum gebeten, Licht in
die Sache mit der Geschworenenliste zu bringen.
Als das dann auf uns zurückfiel, dachte ich, dass es irgendwann für uns von Wichtigkeit sein könn-te.«
»Gut, vielleicht habe ich überreagiert«, räumte
Cotter ein. »Ich bin froh, dass Sie das so sehen«, sagte Dana, »denn ich habe ihn bereits wieder
eingestellt.«
Er runzelte die Stirn. »Vielleicht sollten wir die Entscheidung Charles überlassen«, bemerkte er.
»Ach ja?«, erwiderte Dana. »Ich dachte, wir
sprechen hier nur über Möglichkeiten. Wollen Sie
damit sagen, dass Sie bereits eine Entscheidung
getroffen haben?«
»Nun, ich ging davon aus, dass Sie angesichts
der Umstände…«
Dana respektierte Paul Cotter als Geschäftsführer der Kanzlei, aber kampflos aufgeben würde sie
deshalb noch lange nicht. »Wovon sind Sie aus-
gegangen?«, fragte sie sachlich. »Dass ich die
Flinte ins Korn werfe? Warum sollte ich das wohl
tun? Sie können sich gewiss erinnern, dass Sie
mich dringlich gebeten haben, diesen Fall zu ü-
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bernehmen, obwohl ich nicht wollte. Jetzt ist es
mein Fall, und ehrlich gesagt bin ich der Meinung, dass ich bisher hervorragend damit klarkomme.«
»Das hat nichts mit der Qualität Ihrer Arbeit zu
tun«, versicherte er ihr. »Die würde ich nicht in Frage stellen.«
»Die Situation ist für mich alles andere als angenehm, doch es gibt keinen Grund anzunehmen,
dass ich meine Arbeit nicht in der bisher geleisteten Qualität fortsetzen kann«, sagte sie. »Über-
dies ist das Herzstück dieses Prozesses, von dem
vieles abhängt, Coreys eigene Aussage. Und ich
möchte nicht verhehlen, dass ich ernsthafte
Zweifel daran habe, ob Charles hierfür die not-
wendigen Voraussetzungen mitbringt. Er kennt
Corey nicht. Er hat kaum ein Wort mit ihm ge-
wechselt. Er hat sich nie die Mühe gemacht, ihn
im Gefängnis zu besuchen. Er war nicht bei ei-
nem einzigen der vorbereitenden Gespräche da-
bei. Joan dagegen hat all das absolviert. Wenn
Sie mich also wirklich von dieser Position abzie-
hen wollen, sollten Sie Joan dafür in Betracht ziehen.«
Cotter blickte sie finster an. »Darf ich Ihnen in Erinnerung rufen, dass Sie von einem angesehe-nen Seniorpartner dieser Kanzlei sprechen«, ent-
gegnete er. »Ich weiß Ihre Loyalität gegenüber
Ms Wills durchaus zu schätzen, bin aber der Ü-
berzeugung, dass Charles die Vernehmung des
Angeklagten souverän bewältigen würde und die
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richtige Person für diese Aufgabe ist.«
»Und Sie haben die Absicht, diese Entscheidung
hier und jetzt zu treffen?«
»Spricht etwas dagegen?«
»Nun, finden Sie das nicht etwas überstürzt?«
»Was soll das heißen?«
»Ich meine, hielten Sie es nicht für
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